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Mittwoch, 30. Dezember 2015

Ex-Wal sucht Kartoffelsack

Wenn der ganze Weihnachts- und Silvesterrummel endlich überstanden ist, ist gleich schon wieder die nächste große Sause: die Taufe. Was Sohnemann anziehen muss, steht schon längst fest. Um die Nummer mit dem Familientaufkleid kommt er nämlich nicht rum. Dabei entstehen vorzugsweise die Fotos, die die peinlichen und doofen Eltern entweder am 18. Geburtstag und passend zum Besuch der ersten Freundin präsentieren. Wonach aber nie jemand fragt: Was zieht eigentlich Muddi an? In den letzten Wochen der Schwangerschaft war das einfach: ein Sack oder etwas ähnlich kleidsames. Als stillende Muddi greift man am liebsten zu weiten Shirts (dann ist einfach schnell die Milchbar ausgepackt) und irgendwelchen bequemen Hosen. Schön ist was anderes, aber immerhin bin ich kein Wal mehr. So fühlte ich mich nämlich, als ich hochschwanger schwimmen ging. Nun ja, zurück zur Taufe. Der Kleiderschrank lässt wirklich keinen Grund zum jubeln zu. Figurbetonte Abendkleider und schicke Röckchen - meine breitere Hüfte und erst recht die einladende Milchbar passt da nicht rein. Außer das Motto lautet "Wurst in Pelle". Auch wenn ich mein Ausgangsgewicht fast wieder habe, die Proportionen haben sich zugunsten des Kindes verteilt. Heißt: shoppen gehen. Mit Kind ist das Stress pur, also wartet man, bis der Nachwuchs selig auf dem Arm schlummert (wo auch sonst?), und versucht einhändig mittels Suchmaschine wenigstens ein akzeptables Outfit für Taufe und weitere Feierlichkeiten zu finden. Wenigstens eins... Das Ergebnis: auch wenn ich festliche Mode für Muddis suche, erscheinen auf dem Bildschirm alles andere als hochattraktive und eher farblose Baumwollkleidchen. Selbst die verlockende Seite mit angeblichen Stilldessous präsentiert biedere Muddimode, die nur einst zeigt: die Muddi von heute trägt einfarbig. Blau, rot, grau. Ohne Schnick-Schnack, eher praktisch. Sackartige und vor allem mit viel Stretch gesegnete Kleider, die das Muddidasein zu einem langweiligen Jogginganzughosendasein verdonnern. Na gut, ich gebe es zu. Die Haare sind heute noch nicht gekämmt. Aber dafür das Gesicht gewaschen und sogar eingecremt. Mit dieser Voraussetzung muss es doch vergönnt sein, ein hübsches Kleidchen zu finden. Weitere Treffer sagen wieder nur aus, dass Umstandsmode und Nachschwangerschaftskleidung ein- und dasselbe ist. Daher auch Stretch: passt sich an. Macht doch gleich Werbung für Kartoffelsäcke. Da sind am Anfang zumindest Kohlenhydrate drin, die gut schmecken. Mit einer stylischen Kordel lässt sich dann ein Kleid für die nächsten Taufen und Hochzeiten zaubern. Sohnemann wird dann das Ergebnis an meinem 80. Geburtstag präsentieren. Quasi als Retourekutsche für sein Taufkleid mit Spitzen.

Samstag, 26. Dezember 2015

Party Party Party

Alle Jahre wieder kommt nach der Weihnachtsvöllerei völlig unvorhergesehen Silvester. Ausnahmsweise haben wir schon im November damit gerechnet, dass 2015 doch nur 365 Tage hat und irgendwann ein Ende hat (Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei...). Die Frage aller Fragen wurde also schon fast pünktlich diskutiert. Wo und mit wem, was gibt's zu essen,... Ganz unauffällig fragen wir im Freundeskreis herum. Party zu Hause, Party bei Freunden, Party in einer fetten Location - das hört sich natürlich nach dem ultimativen Plan an, den Altjahresabend mit einem fünf Monate alten Baby zu verbringen. Wir beschließen: Wir feiern bei uns. Als ich eine Muddi einladen will, kontert diese: "Nix da, wir haben drei Kinder. Ihr kommt zu uns." Das geht noch ein bisschen hin und her, die Kids sollen eigentlich zu Oma und Opa. Die wollen aber auch mal wieder windel- und spucktuchfrei auf den Putz hauen. Also bleibt es dabei: Wir rücken der fünfköpfigen Familie auf den Pelz. Nehmen auch noch eine andere Muddi mit Mann und Maus äh Töchterchen mit. Nun lasse ich mich überraschen und stelle mir das Szenario vor. Um 19 Uhr knallen wir schon. Schließlich sind die Sprösslinge um Mitternacht im Bett.  Fröhliches Knallfroschwerfen und Wunderkerzenschwenken wird das. Solange bis der Nachbar aus dem Haus stürmt und motzt: "Könnt ihr nicht bis Mitternacht warten?" Wir schon, aber die Ein- bis Fünfjährigen nicht. Dann geht der Spaß weiter. Gematsche am Esstisch, gemeinschaftliches Pamperswechseln, alkoholfreies Bier für Muddis und Sekt für diejenigen, denen es schon gelungen ist, abzustillen. Die Daddys juckt das nicht - sie stoßen mit den Originalen an. Zwischendurch hauen sich die Kids gegenseitig Bauklötze auf den Kopf oder mopsen sich Schnullis. Dann die Schlafenszeit. In den einzelnen Zimmern werden die Sprösslinge schlafen gelegt. Im Zehnminutentakt geht das Babyphon. Jedes Elternpaar hat so ein schickes Teil abwechselnd um den Hals hängen. Tränchen trocknen, Einschlafstillen, Fläschchen geben oder Schnulli im Bett suchen, "Mama, ich hab nochmal Hunger", "Papa, ich muss nochmal aufs Klo" - ich glaube, bis Mitternacht wird uns nicht langweilig. Falls doch - der Erfahrungsaustausch der Profimuddis ist immer was wert.

Montag, 21. Dezember 2015

Disco bei den Ziegen

Was waren das doch für wilde Zeiten. Wenn man abends seine Freunde treffen wollte, gab es zu jeder Zeit in meinem Leben bestimmte Locations. Zu Oberstufenzeiten traf man sich jeden Dienstag in der Laube, am Donnerstag gab es dubiose Fuffiparty in einer Disco, bei der ich es mittlerweile doch ein wenig peinlich finde, dass ich dort war. Wochenende ähnlich - sieht man sich da und dort? Die klassische Frage am Freitag, wenn man die Woche gemeistert hatte. Ausschlafen bis in die Puppen oder mittwochs oder freitags in gewissen Fächern einfach mal fehlen. Was ein Lotterrleben. Sehen und gesehen werden, ja so war das. In der Studienzeit genauso, hinterher Klatsch und Tratsch wer denn mit wem, Fachschaftspartys und sommerliche Grillsessions im Schlosspark. Doch wo sind die ganzen Leute von früher nur hin? Ich mache mich auf die Suche. Und werde fündig! Zu Zeiten, an denen wir gerade mal ans aufstehen dachten oder ein verspätetes Frühstück mit Eiern gegen den Kater treffen sich genau dieselben Menschen von damals wieder. Tierweihnacht in Tripsdrill ist nur ein Ort von vielen. Doch wo ist die Bierflasche von einst? Sie wurde eingetauscht gegen Sabbeltuch oder Milchfläschchen. Die Frisur? Nicht top gestylt, vielmehr praktisch zusammen geknuddelt (bei den Muddis mit langen Haaren), damit der Sprössling dem neuen Hobby "Haare rupfen" nicht nachgehen kann. Oh und dann trifft man sich tatsächlich beim Weihnachtsmann. Oder vor dem Ziegengehege. Es riecht nach Ziege und nicht mehr nach Bierzapfanlage. Gesprächsthemen? Nicht mehr "hast du deine Hausarbeit schon fertig?" Oder "wie viele Punkte hast du in der Klausur?" Nein, es ist viel spannender geworden. Während der Nachwuchs quengelt und unbedingt eine Waffel möchte, aufs Klo muss oder gerade die Windel voll hat, einen Hund entdeckt, den er unbedingt streicheln möchte,... Wechselt man ganz schnell ein paar Worte. "Schläft er schon durch?" Genau, nach wie viel Stunden Schlaf sehe ich denn aus? Die Frage stellte mir meine Freundin früher nach Partys. Jetzt bezieht es sich natürlich auf das Kleinkind. Der Zusammenhang hat sich leicht geändert. Die Prioritäten auch. Statt Bier zum halben Preis beim Superfreitag in der Rofa kloppt man sich jetzt vor dem Weihnachtsmann um den Schokoladennikolaus. Früher wollte man einen Blick auf den Schwarm erhaschen, jetzt heult der Sohnemann, wenn er kein Foto mit dem Nikolaus bekommt. Ok, er heult auch, wenn er bei ihm auf dem Arm ist. Aber der Schnapschuss fürs Familienalbum steht. Wenn es dämmert, geht es nach Hause. Wohlgemerkt Abenddämmerung. In der Morgendämmerung steht man auf - und geht nicht erst ins Bett. Schnell noch den anderen Muddis und Pappis ein Tschüss zurufen. Man sieht sich wieder - im Zoo oder beim Babybasar. Oder in 20 Jahren in der Seniorendisco, wenn die Kids aus dem Haus sind.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Zwischen Theorie und Praxis

Das Mutterschutzgesetz hat die Aufgabe, die werdende Mutter und das Kind zu schützen. So lautet die Kurzzusammenfassung des Gesetzes, wie man es im Internet findet. Zumindest ist das die Theorie. Unsere Gesellschaft wird immer älter, da ist es doch Zeit für Kinder. Oder wie mein Göttergatte zu sagen pflegt, wenn ich von schwangeren Freundinnen berichte: "Endlich kriegen mal die Intelligenten Babys."...
Neun Monate hat man dann Zeit, sich auf das vollkommen veränderte Leben vorzubereiten. Man muss sich mit so Fragen auseinandersetzen wie Babykleidung, Treppenabsperrungen (für manch eine besorgte, nicht-schwangere Freundin ein wesentliches Grundelement), Kindersitz, stillen oder Fläschchen, Krankenhaus oder Hausgeburt, Info an die Krankenkasse,... Man hat also viel zu tun. Abende lang diskutieren die werdenden Eltern über Namen. Irgendwann müssen auch Arbeitgeber informiert werden. Deren Reaktionen sind unterschiedlich. Von freudig bis scheinheilig freundlich oder angenervt. Schließlich muss man ja Rücksicht nehmen - Sonn- und Feiertagsarbeit ist verboten, Nachtdienst,... so kommt einiges zusammen. Und so sitzt man als werdende Mutter vor dem Chef und sagt frei heraus "Ich bin schwanger". Die Reaktionen - unterschiedlich. Ich habe mal zusammen getragen, was mir andere Mütter berichtet haben.
- Er war ganz freundlich und freudig. Das übliche nette Blabla. Und: "Ganz überraschend kommts ja nicht." Nun gut, Frau Ende 20, seit Jahren liiert...War wohl absehbar. Probleme gab es bei der Freundin nicht.
- Eine andere berichtet von einer zwigespaltenen Reaktion. Freudiger Aufschrei und Glückwünsche. Was es aber bedeutet, nicht mehr alles machen zu können, zeigte sich erst im Laufe der Monate - denn zu gewissen Uhrzeiten soll die werdende Mutter laut Mutteschutzgesetz zuhause sein. Nachtarbeit usw. ist verboten. Zum Schutz von Mutter und Kind. Die Reaktion der Vorgesetzten: Weil Sie das und das nicht mehr machen, rede ich nicht mehr mit Ihnen. Genau und im Kindergarten spiele ich nicht mehr mit dir.
- Eine weitere Freundin berichtet, dass ihr Chef mit einem kühlen "Herzlichen Glückwunsch" reagierte. Wochen später zeigte er beim größten Abschlussstress auf ihren größer werdenden Bauch und sagte "Ich bin hier für die Zahlen verantwortlich und nicht dafür." Rücksicht? Null.
- Eine andere schreibt mir: Meinem ist kurz das Gesicht entgleist, weil er wohl nicht damit gerechnet hat. Dann hat er aber herzlich gratuliert. In den nächsten Monaten hat er mich immer wieder gefragt, wie er mich ersetzen soll. Das war aber als Wertschätzung meiner Arbeit zu verstehen. Er hat sich nie negativ geäußert oder blöd geäußert. Zum einen liegt das natürlich daran, dass ich in einem großen Unternehmen arbeite, und da gibt es einfach Standardregelungen. Zum anderen ist mein Chef schon etwas älter und daher wahrscheinlich entspannter.
- Noch ein schöner Bericht:
Ich habe ja erst noch studiert. Dann habe ich die Stelle angeboten bekommen. Als der damals zukünftige Chef von meiner Schwangerschaft erfuhr, bot er mir zur Entlastung an, dass ich nur 50% arbeiten könnte und er für die anderen 50% noch jemanden sucht. Ich hätte auch die ganze Stelle haben können, habe mich aber für die Teilzeitstelle entschieden. Der Chef ist mir auch soweit entgegen gekommen, dass ich in meinem ersten Semester dort (knapp 3 Monate nach der Geburt) noch nicht lehren musste.
Kurz gesagt, schöne und nicht-schöne Reaktionen. Manches stimmt ganz schön traurig. So auch noch eine Reaktion: Ich kann auf dich keine Rücksicht nehmen (vorzeitige Wehen). Das Projekt muss fertig werden. Dem gegenüber stehen freudige Reaktionen und auch Unterstützung, wenn es mal nicht gut ging. Krass irgendwie.

Was man darf und was nicht, steht beispielsweise hier: http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/muschg/gesamt.pdf


Samstag, 5. Dezember 2015

Plädoyer fürs Rumtragen

Im Gespräch habe ich neulich mal wieder erfahren, was über mich und meine Art und Weise, den Nachwuchs zu erziehen, erzählt wird. Mal abgesehen davon, dass man mir alles ins Gesicht sagen kann und hintenrum-Lästern unter aller Sau ist - jede Mama und jeder Papa kümmert sich anders um das Kind. Ich habe eben die Meinung, dass man ein Baby im ersten Lebensjahr nicht verwöhnen kann, sondern viel tragen sollte. Gewisse Menschen ziehen dann hinter meinem Rücken über mich her. Denn ich verwöhne mein  Kind. Klar, es hatte auch neun Monate lang all inclusive. Mit Extras. Ist es nicht klar, dass ein Baby es dann nicht anders kennt? Oder sollen wir Kinder ab sofort außerhalb des Körpers züchten, um sie nicht zu verwöhnen. Typisches Szenario: Baby weint. Ich nehme ihn hoch. Er weint weiter. Kommentar: "Siehste, das hat jetzt nichts gebracht. Er weint immer noch." Klar, wenn ich ein Problem habe oder es mir nicht gut geht,  bin ich auch innerhalb von Sekunden wieder sanft wie ein Lamm. Noch etwas: "Fenja lässt ihr Kind nicht brüllen." Warum denn auch? In vielen anderen Kulturen ist es üblich, dass Babys die ganze Zeit getragen werden. Bei der Arbeit, auf dem Klo und beim Essen. Seltsamerweise schreien diese Babys viel weniger. Stichwort Dreimonatskoliken. Gibt es in Afrika, in der Mongolei oder bei den Inuit kaum. Weil die Kinder immer Körperkontakt und Nähe haben. Ist das falsch? Ob mich das rumtragen nicht manchmal nervt? Natürlich! Ich habe schon eine Taktik entwickelt, wie ich trotzdem nicht nur auf das Kind fixiert bin. In Reichweite ist grundsätzlich alles: Wasser, Handy, Schokolade, Kekse, Laptop, ... will Sohnemann nur auf den Arm und dort schlafen, kann ich ihn mit links schunkeln und  mit rechts essen, trinken oder einhändig tippen und für einen Mamablog schreiben. Die selbst gebackenen Kekse sind so natürlich schnell vernascht. Mjammi. Will Söhnchen rumgetragen werden - wozu gibt es denn die Tragehilfen? Dann ist er eng am Körper und ich kann alles tun. Inklusive aufs Klo gehen, Wäsche waschen oder kochen. Wenn er dann unruhig wird und zappelt - will er wohl nicht mehr auf dem Arm sein. Sondern spielen. Dann ist Maximalbespaßung angesagt - Kuscheltierweitwurf, Greifball ansabbern oder Palme gucken. Und während er in der Babywippe wippt, kann ich trotzdem lesen, Wäsche sortieren oder sonstigen Quatsch machen. Wie Kuscheltierweitwurf und so weiter.

Mittwoch, 25. November 2015

Wörterbuch Sommerspross-Deutsch

Die Babysprache erscheint auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Chinesisch, Ungarisch, gepaart mit etwas, das wohl unsere Vorfahren in der Steinzeit von sich an Geräuschen gegeben haben. Aber ich glaube, mir ist es gelungen, mein Kind zu übersetzen. Durchwachte Nächte, Windeln wechseln, Rumtragen, Stillen, Spielen - mit meinem neuen Wörterbuch sind meine Probleme beseitigt. Hoffe ich zumindest.
  • ahäha (Ausgangston c'): Ach,die Welt ist so schön. Es gefällt mir gerade alles sehr gut. Meine Windel ist sauber, der Bauch ist voll. Was kann es besseres geben?
  • Buuh (Ausgangston e', lauter, dominanter werden, Ton wird höher): Irgendwas passt mir gerade nicht. Ich bin mir nur noch nicht sicher, was es ist. Ich motze einfach mal ein bisschen. Mama wird schon wissen, was los ist.
  • Habuu (wohlklingender Grundton, gleichbleibend): Oh, guck mal, ein blaues Licht. Oh und da, da ist ein buntes Licht. Das sieht auch lustig aus.
  • Aaah (Ton nicht festlegbar): noch nicht übersetzte Satzfolge.
  • Laaaaaa...laaaaa (ausgehend vom c'', aufsteigend zum c'''): Ich habe ganz schreckliche Bauchschmerzen. Aua, das drückt. Aua, das tut weh. Warum macht denn niemand was dagegen? Hallo? Hört mich jemand? Ich kann auch lauter. Auaaaaa! Es drückt. Noch lauter. Gleich springt die Glühbirne.
  • Ähhahimmm (Ausgangston f'): Ich mag mein Spielzeug nicht. Ich mag eigentlich gerade gar nichts. Vielleicht auf den Arm. Oder schlafen. Oder Hunger. Eigentlich weiß ich es auch nicht. Aber ich muss mal motzen. Börps - ah, ein Bäuerchen. Überleitung zu örrööö...
  • Örröööö (Ausgangston d'): Och, wie ist das Leben schön. Da ist ein Sonnenstrahl. Der tanzt aber lustig. Da ist noch einer. Und da, ein Baum. Mit Blättern. Die bewegen sich aber schön.
  • Blllbbblllbbb (Ton d'): Blubberblasen, schöne Blubberblasen. Guck mal, was ich machen kann. Alles nass, aber ich mache Blubberblasen. Hihihi. Ich kicher. Oh, ist das lustig.
  • Gnagnagnaa (Ton f'): Mir ist langweilig. Nein, nicht wieder der blöde Ball. Sing mir was vor. Beschäftige mich. Nicht schon wieder "Die Vogelhochzeit". Kannst du mal bitte einen Ton treffen? Dann mag ich bitte den Ball haben.
  • Glucksglucks (fröhlich): Heut' ist so ein schöner Tag, lalalalalaaaa. [Wiederholung. Alles von vorne]

Sonntag, 22. November 2015

Ausgang für die Muddis

Ein freier Abend - ein Traum wird wahr. Mal abgesehen vom Rückbildungskurs und kleinen Laufeinheiten, Katzen füttern beim Schwager und ähnlichen schnellen Aktionen, bin ich seit fast vier Monaten an den kleinen Knopf gebunden. Vor einigen Wochen kam dann die Frage meiner Mitkrankenhausmuddi Conny "Bock auf Musical?" Die Daddys sagen ja "einen Abend alleine mit Baby pack ich mit links" und nach Wochen der Vorfreude ist der Tag der Tage. Aber erst muss alles vorbereitet werden, damit Papa und Kind glücklich sind. Benötigt werden
1. eine gut gefüllte Süßigkeitenschubalde für die Nerven, Schokolade, Gummibärchen,...
2. warmes Abendessen
3. abgepumpte Milch (ich weiß, wie sich eine Kuh fühlt!) oder Pre-Nahrung, Fläschchen, Sauger, ...
4. Fußballspiel im Fernsehen, um alle bei Laune zu halten.
5. genügend Schnullis in Reichweite
Ich werfe mich endlich mal wieder so richtig in Schale, kämme die Haare und kontrolliere, ob die Wimperntusche noch nicht vollständig eingetrocknet ist. Die Kleiderauswahl: etwas, das absolut stilluntauglich ist (brauch ich ja für ein paar Stunden nicht, Juhuuu). Offene Haare - Baby kann ja nicht damit spielen. In der Handtasche keine Feuchttücher, Pampers oder Babyspielzeug. Dafür ein Deo und Wimperntusche zum nacharbeiten. Traumhaft. Handy wird nochmal richtig geladen, um erreichbar zu sein. Obwohl uns bald einfällt: von Würzburg aus ist man nicht so schnell zu Hause. Die Papas müssen durchhalten, ganz einfach. Pünktlich kommen wir los, keine Verzögerung durch eine volle Windel oder einen leeren Magen, einen vollgesabberten Pulli oder ein vergessenes Spielzeug. Kein Kinderwagen muss zum Auto geschleppt werden. Hach.  In Würzburg stoßen wir an - auf einen tollen Abend. Das wird er auch, in der ersten Reihe haben wir die perfekte Sicht. In der Pause dann der verstohlene Blick aufs Handy. Ein Papa schreibt, er guckt mit Söhnchen Fußball, einer meldet sich gar nicht. Wir genießen unsere Freiheit, besuchen noch kurz die Premierenfete. Ein Anruf zuhause "Ich kann jetzt nicht" - Kind quakt. Trotzdem fahren wir entspannt durch das Schneegestöber zurück. Was uns dort erwartet? Mein Nachwuchs liegt neben dem Papa, beide schlafen selig. Nach und nach äußern sich beide Daddys. "Frag nicht." "Er hat nicht geschlafen." "Er hat nicht getrunken." "Einmal hatte ich kurz Zeit für mich." "Die eingefrorene Milch ist nicht aufgetaut. Das Gerät taugt nichts." Wahrscheinlich grinsen Mitmuddi Conny und ich beide gleichzeitig. Mein Kind strahlt mich an, als es aufwacht. Es ist glücklich. Ich weiß gar nicht, was die Daddys haben - unsere Söhne sind doch traumhaft...

Donnerstag, 12. November 2015

Die Muddis gehen turnen

Mamababyfit. Spricht man es schnell aus, könnte man meinen, es hieße "Mach mal dein Baby fit". Dabei sind es die Muttis, die nach der Schwangerschaft ihren Beckenboden und ihre körperliche Fitness wieder auffrischen wollen. So treffen sich montags und donnerstags wackere Muttis für eine Stunde in einer beschaulichen Kurstadt. Bereits morgens geht es lustig zu in der Whatsapp-Gruppe. "Wir hatten eine schlechte Nacht." "Auto in der Werkstatt." "XY kriegt einen Zahn" - vollständig sind wir nie. Eine Mutti kenne ich noch nicht, sie ist immer da, wenn ich fehle. Zu recht kommt da die Frage auf: "Wer macht heute eigentlich mit?" Ein paar wackere Recken schaffen es doch immer wieder. Kursbeginn: 10.30 Uhr. Bis alle ihre Kids aus dem Maxi-Cosi ausgepackt haben, die Isomatte ausgelegt ist, man aktuelle Fragen bespricht - ist es kurz nach elf. Die Babys beschäftigen sich derweil mit Boden abschlabbern, Spielzeug klauen, sabbern, Bäuerchen machen und Milchreste verteilen. Dann endlich: Musik ab, Babys auf den Arm. "Bauch rein", ruft die Trainerin. Die Muttis fühlen sich ertappt. Aufwärmübungen auf der Matte. Spannung halten beim Sonnengruß - oh je. Währenddessen liegen die Babys fröhlich glucksend auf ihrer Decke. Sie grinsen vor sich hin, zappeln um die Wette und versuchen mit ihren Ärmchen die uneleganten Bewegungen ihrer Muttis um einiges eleganter nachzumachen. Ich überlege mir, ob ich ab sofort nicht auf der Decke strampele und meinen Sohnemann die Übungen machen lasse. Aber bitte dabei Bauch rein, Po anspannen. Die Dehnübungen sind die Hölle, Bauch anspannen. An den Beckenboden denken. Im Liegestütz verharren - nach meinem Gefühl stundenlang. Ich lasse mich auf die Matte plumpsen. "Das kostet einen Kuchen", rügt die Trainerin. Wieder: Bauch rein, anspannen,... Nach gefühlt einer Stunde kommen die Babys in die Trage. Das Gehüpfe, ein Workout für die sportmuffeligen Muttis (die endlich wieder fit werden), geht los. Während die Babys fast sofort einschlafen (gemein!), tanzen wir. Vor, zurück. rechts. Ach nee, links, zwei Schritte, einer nach rechts, einer nach links, nach rechts,... einer oder zwei? Und aus dem Takt. "Nicht die Luft anhalten", ruft die Trainerin. "Bauch rein." Jahaaa- und Arme hoch. Die Erlösung naht: Söhnchen hat Hunger. Zufällig immer um halb 12. Babys mit einem festen Rhythmus sind echt super. "Bauch rein geht auch beim Stillen!" Jaaaa- sieht bestimmt doof aus. Aber ich kann die anderen Muttis ja nicht alleine leiden lassen. Nach dem zweiten Frühstück ist Söhnchen zufrieden. Auf ihn ist Verlass. Weiter gehts beim Workout. "Bauch rein, Po anspannen." Jaaaa. "Atmen nicht vergessen." Und nach links, ach nee, zwei nach rechts, Beine überkreuz, Arme dazu. Oder Arme überkreuz und einfach nach links? Schon wieder raus aus dem Takt. Drehen. Nein, nicht nach links. Nach rechts. Macht nichts, eine andere Muddi verhaspelt sich auch. Oh, Windel voll. Muddi rechts außen klinkt sich kurz aus. Der Rest schaut neidisch zu, ach Mist, schon wieder den Anschluss verpasst. Nach vorne, Bein hoch, zurück, Bein hoch. Drehen, Wischbewegungen mit den Armen. Sohnemann verliert im Schlaf seinen Nucki, ich halte an. Die Trainerin grinst. "Bauch rein, atmen nicht vergessen." Und wieder einreihen. Nach links, nein, nach vorne, zurück, die Arme nach oben, nach außen, Mist, zu spät. "Bauch rein. Lächeln." Wir fletschen die Zähne und bemühen uns um ein Colgate-Lächeln. Aber wir kommen der alten Traumfigur näher. Nächste Woche geht es weiter. "Bauch rein..." Ja. Versprochen.

Freitag, 6. November 2015

Katzenjammer

Prinzipiell waren wir schon trainiert, was das frühe Aufstehen angeht. Denn seit vielen Jahren gehört zu unserem Haushalt eine kleine, dicke, kurzbeinige und schmusige Katze namens Hexe. Grundsätzlich ist sie kurz vorm Verhungern, was sie uns auch lautstark mitteilt. Ab 2 Uhr morgens macht sie sich bemerkbar. Man kann fast die Uhr danach stellen. Sie kratzt an der Tür, sollte diese geöffnet sein, legt sie sich mit Vorliebe auf das Gesicht und bearbeitet die Kopfhaut mit ihren Krallen. Das geht solange, bis einer nachgibt und ihr gegen 6 Uhr endlich das Frühstück gibt. Was das jetzt mit dem Sommerspross zu tun hat? Mittlerweile ist er nachts wach und macht sich lautstark bemerkbar, dass es allerhöchste Zeit für den nächtlichen Snack ist. So wie wir nachts gerne Chips und Schokolade bei Fernsehsessions in uns reinstopfen, liebt er seine Milchbar. Für die arme Hexe vollkommen unverständlich - sie muss stundenlang warten und ist schon kurz vorm verhungern, bis sie endlich Rind in Soße oder was ähnliches bekommt. Es ist ja auch gemein, der kleine Knopf bekommt Milch, wann immer er will. Das plüschige Katzenvieh wird sträflich vernachlässigt. Und dann darf sie sich nicht mal auf den Neuankömmling drauflegen. Dabei riecht er so gut nach Milch. Auch seine Decke, sein Schlafsack,... alles ist tabu für sie. Sie muss immer warten, bis alle Herrchen zu hause sind, damit sie sich bei einem auf die Beine legen kann. Denn beim anderen liegt ja schon dieses quäkende, sabbernde Ding. Arme Hexe! Ihr Weltbild ist zerstört. Dann diese bequeme neue Liege - in rot. Aber da darf auch immer nur das kleine Speckwesen hinein. Maxi-Cosi nennen es Herrchen und Frauchen. Die sind irgendwann am Verzweifeln, versuchen das geliebte Katzenvieh mit Schinken, Hackfleisch und Leckerlies zu besänftigen. Doch die Eifersucht nimmt zu. Irgendwann macht sie sich in Form kleiner, penetrant riechender Seen und dunkler Häufchen bemerkbar. "Viel Spaß beim Suchen", denkt sich Hexe und verteilt ihre Häufchen im Haus. Dessen Größe macht sich jetzt sehr negativ bemerkbar. Leider gibt es keine Catpampers. Auch scheint es nicht möglich, die ganze Hexe einzupampern. Nicht verzagen, Tierarzt fragen. Jetzt hängt in einer Steckdose ein Vernebler. Früher nahm man diese stinkenden Vernebler, die sich Lufterfrischer schimpfen, um wohlriechenden Raumduft zu erzeugen (es roch leider wie in einer Parfümerie). Doch statt LimonenBlumenBergwindMeeresbrise verteilen sich nun Pheromone im Haus. Das macht die Katze froh und löst Glücksgefühle aus. Gerade fliegt Hexe an mir vorbei. Es scheint zu wirken...


Sonntag, 1. November 2015

Hunderte Male...

Die ersten 100 Tage mit Baby. Das sind 100 Tage mit
  • triefenden Windeln
  • Wickeltischzielpinkeln
  • Bauchweh
  • Selbstgesprächen
  • iterweise Fencheltee
  • schlauen und nicht-schlauen Babyratgebern
  • kurzen Nächten
  • Fliegergriff 
  • Austricksen beim Fingernägelschneiden
  • Kilometer um Kilometer Kinderwagenschieben
  • Schunkeln, damit das Kind einschläft
  • Sabbeltüchern
  • Windeln, Feuchttücher auf Schritt und Tritt
  • Einkaufswägen, die nur aus Windeln zu bestehen scheinen
  • Wickeltasche, Maxi-Cosi - eine Fahrt zur Oma mutet nach Weltreise an
  • Stilldemenz
  • "Die Augen sind von..."
  • "Wem sieht er ähnlich?"
  • "Das Kinn hat er von dir."
  • "Das ist eindeutig ein Sommer."
  • "Da sieht man die Mutter."
  • "Er hat sicherlich Hunger"
  • "Ist er warm genug angezogen?"
  •  "Junge oder Mädchen?"
  • "Willst du ihn nicht einfach mal hinlegen?"
  • "Lass ihn schreien, das kräftigt die Lungen"
  • "Darf ich mal..." - patsch, werden die Händchen befummelt
  • "Schläft er?" - Nein, er stellt sich tot, damit fremde Tanten ihn in Ruhe lassen
  • "Kann er schon [beliebige Fähigkeit eines Erwachsenen einsetzen]?"
  •  "Wann fängst du mit Brei an?"
  • "Nur alle vier Stunden stillen. Versuchen Sie es mit Schnulli zu überbrücken." (klar, bei 38 Grad trinke ich auch nur alle paar Stunden einen Schluck und nuckel zwischendurch an Kieselsteinen)
aber auch 100 Tage mit
  • strahlenden Babyaugen, wenn die Milchbar eröffnet wird
  • weichen Babyhänden, deren kräftige Finger zugreifen und nicht mehr loslassen wollen
  • zahnlosem Babylachen
  • Kuscheleinheiten
  • glucksen
  • Sing- und Spielsessions auf dem Wickeltisch
  • gemeinschaftlichem Mittagschlaf auf der Couch
  • ersten Worten: Habuuuh, Mamampapapomamam, buuuh (an der Übersetzung wird noch gearbeitet)
  • Propeller im Bett
  • Schnulliweitwurf
  • Wozu Erlebnisbad, wenn das Baby in der eigenen Wanne Partys feiert und die Vorzüge des Planschens entdeckt
  • allen Strophen der Vogelhochzeit
  • einer neuen Palme im Wohnzimmer (Babys liebster Anblick: ein federnder Palmwedel)
  • "Bring mir deine Bügelwäsche."
  • "Ich schunkel ihn, dann kannst du duschen."
  • Powerstrampeln 
  • Nähe
  • Wärme
  • Babyglück

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Von Kurs zu Kurs

Die frühkindliche Förderung ist notwendig, wenn nicht gar lebensnotwendig. Denn wie soll das eigene Kind in der heutigen Zivilisation überhaupt überleben können, wenn es nicht zu so vielen Kursen angemeldet wird, wie nur möglich? Ganz klar, noch bevor wir überhaupt an die Familienplanung gegangen sind, geschweige denn bevor sich mein Göttergatte und ich überhaupt kannten, habe ich für möglichen Nachwuchs Plätze reservieren lassen. Ich war leicht irritiert, dass das nicht 13 Jahre im Voraus geht. Die Menschen haben wirklich keine Ahnung, wie wichtig es ist, dem Nachwuchs jede nur mögliche Unterstützung zukommen zu lassen. Also musste ich mich noch gedulden. Mein Mann war zum Glück derselben Meinung, und kaum dass unser Sommerspross auf der Welt war, haben wir ihn gleich mal überall angemeldet.  Unser Wochenplan ist jetzt durchaus etwas gestrafft. Da unser überaus begabtes Kind nicht nur mit zwei Zähnen auf die Welt kam, sondern natürlich und selbstverständlich schon laufen kann, haben wir ihn zum Babyfußball angemeldet. Montags ist jetzt daher nachmittags Babyschubsen auf dem Rasen angesagt. Schakkeline und Schantall schubsen Kevin, der wiederum gezielt mit seiner Windel den Schiedsrichter umhaut. Aber unserer Meinung nach kann der Schiri eh nichts. Das sehen auch die anderen Eltern so. Lieber sollte man uns die Pfeife in die Hand geben, wir zeigen dann, wie man richtig pfeift. Spannender ist es Sonntags beim Spiel - grüne Windeln gegen blaue Windeln. Es siegt die Mannschaft mit dem schnellsten Feuchttuch.
Außerdem ist Babyschwimmen angesagt. Gekonnt wird der arme Nachwuchs durch die wohltemperierten Riesenbadewannen geschwenkt. Dazu singen wir "Große Uhren machen Tick-Tack, Tick-Tack. Kleine Uhren machen Ticke-Tacke,..." und versuchen, das Geschrei der Kinder zu übertönen. Ab und zu greift sich die kinderlose Schwimmmeisterin ein unschuldiges Baby und zeigt die nächste Übung. Zum Glück macht das nicht jedes Baby mit - eines spuckt der ominösen Tante gezielt den letzten Rest der Milchbar ins Gesicht.
Als vorbildliche Eltern wird der Sohnemann zur musikalischen Früherziehung angemeldet. Er lernt Glockenspiel, Xylophon und selbstverständlich Geige. Während er übt, sehe ich aus dem Fenster und stelle fest, dass bei den Nachbarn der Möbelwagen angekommen ist. Die ziehen doch nicht etwa um? Dabei sind die doch erst eingezogen? Seltsam...
Die Woche geht weiter. Säuglingsballett und Jodelkurs, Handball und Klavierunterricht. Man will den Kindern ja etwas bieten. Außerdem Leichathletik in Form von Wettkrabbeln, Wettstrampeln am Reck und dergleichen. Beim Baby-Yoga entspannen wir gemeinsam. Während wir "Ommmmm" sagen, wechseln wir im Schneidersitz sitzend Windeln und suchen in uns das Qi. Dann erzählt mir eine Freundin doch glatt, dass sie zu Pekip geht. Da wird das Baby wahrgenommen, die Entwicklung begleitet und gefördert und die Beziehung zwischen Baby und Eltern vertieft. Meine Güte, was bin ich doch für eine Rabenmutter! Bei all dem Programm und der Rundumbespaßung haben wir gar nicht daran gedacht, die Bindung zwischen und zu verbessern. Aber zum Glück gab es noch einen Platz. Puh! Frühkindliche Förderung ist gerettet.

Montag, 26. Oktober 2015

Zwei Sichtweisen

Ein Tag im Leben einer Mama:
So stellt es sich ein Papa vor:
- nach einer ruhigen Nacht (er hat nichts gehört) wird erst einmal bis in die Puppen geschlafen. Müde räkeln sich Mama und Kind im Bett, dann wird eine Runde gekuschelt.
- Das Kind schläft seelenruhig weiter. Für die Mama die Möglichkeit, unter die Dusche zu hüpfen, sich zu frisieren. Dann wird der Nachwuchs geweckt. Der ist von Anfang an quietschfidel, lacht vor sich hin, strahlt die Mama mit leuchtenden Augen an.
- Auf dem Wickeltisch macht das Leben richtig Spaß. Waschen, Wickeln, anziehen, dazu noch eine entspannte Babymassage - der Tag kann beginnen.
- Während der Nachwuchs an der Brust hängt, kann Mutti ihren Tee trinken und das Müsli genießen.
- Ab in den Maxi-Cosi. Es geht in die Stadt. Heute ist nämlich Donnerstag, da treffen sich die Muttis mit ihren Kindern im In-Café zum Tratschen.
- Im Anschluss einkaufen. Der Sprössling ist müde und schläft seelenruhig. Ohne Stress geht es nach Hause, wo dem Ehemann ein leckeres Abendessen gezaubert wird.
- 20 Uhr: Baby schläft, Mama und Papa können bequem den Spielfilm im Fernsehen anschauen...

So erlebt es Mama
- 5 Uhr Die Nacht ist endgültig rum. Der Sprösslingliegt glucksend zwischen Mama und Papa und denkt gar nicht mehr daran, weiterzuschlafen. SPIELEN ist angesagt.
- 7 Uhr: Kind ist nach wickeln, stillen, spielen wieder eingeschlafen. Mama schafft es endlich auch, sich anzuziehen
- 7.05 Uhr: Kind quäkt. Mama lässt Haare kämmen Haare kämmen sein und eilt zum Sprössling
- 12 Uhr: die Wohnung ist nicht geputzt, die Haare immer noch nicht gekämmt, das Frühstück im Stehen eingenommen. Kind glücklich und zufrieden, weil es den ganzen Vormittag bei Mama auf dem Arm war. Mittagessen fällt mehr oder weniger aus, es gibt ein trockenes Käsebrötchen vom Vortag
- 12.13 Uhr: Kind quäkt.
- 12.17 Uhr: Kind ist zufrieden und wird geschunkelt
- 12.23 Uhr: Kind quäkt.
- 14 Uhr: Oma kommt vorbei. Während sie mit dem Kind spielt, bügelt Mutti, stopft die Wäsche in die Maschine
- 14:40 Uhr: Kind hat Hunger
[...]
- 19 Uhr: Ehemann kommt nach Hause, Mutti legt sich in die Wanne. Als das Chaos ausbricht, verlässt sie diese fluchtartig.
- 21.30 Uhr: Dn Abend zu dritt vor dem Fernseher verbracht. Kind schläft glücklich auf dem Arm. Wo auch sonst :)

Dienstag, 20. Oktober 2015

Baby plus Wiege gleich Schlaf?!?

Das Kind schläft im eigenen Zimmer, im eigenen Bett und natürlich von 8 Uhr abends bis 7 Uhr morgens. Hört sich einfach an, oder? Und entspricht so ziemlich dem, was sich junge Eltern vorstellen. Wohlgemerkt vor der Geburt. Nun gut, dass der Knirps im Schlafzimmer schläft, war irgendwie klar. Ich hatte schließlich von vornherein keine Lust, nachts vom quietschenden Babyphon geweckt zu werden. Der Plan: Sohnemann kommt in die Wiege. Wir haben da ein besonders schönes Exemplar, geschnitzt vom Opa - aber zur Geburt meines Göttergatten. Ist ja jetzt auch schon drei Jahrzehnte und ein bisschen drüber her. Schöne Handarbeit und unser ganzer Stolz. Jeder, der uns vor der Geburt besuchte, musste die Holzwiege mit Namen bewundern. Auch der Vorhang ist alt - aber noch top in Schuss. Wir freuten uns richtig drauf, unseren Nachwuchs dort endlich reinlegen zu können. So der Plan...
Babys sind Traglinge, das merkte ich schnell. Auch in diversen Babyratgebern stand das drin. Na klar, die sind es ja nicht anders gewohnt, als eng am Körper der Mama zu sein. Hätte man ja theoretisch dran denken können. Aber von all den guten Ratschlägen, die vor der Geburt auf uns niederprasselten, war dieser nicht dabei. Dafür so schlaue Tipps wie "Einen Kinderwagen muss man acht Monate vorher kaufen" und ähnliche praktische Hinweise.
So, Juli, der Sommerspross ist da. Die erste Nacht zuhause. Grausam! Er wird immer wieder in die Wiege gelegt. Nach ein bis zwei Stunden kommt er. Hat Hunger, die Windel voll oder weiß nicht, warum - aber er quäkt. Mit Engelsgeduld meistern wir die ersten drei Wochen. Der Schlafsack wird schnell verbannt, unser Kind will gepuckt werden und schläft dann sogar zwei Stunden am Stück. Die Augenringe werden dunkler, das eigene Leben vernachlässigt. Hauptsache das Kind heult nicht und schlummert selig in der handgeschnitzten Nostalgiewiege mit rotem Vorhang. Naja, kann funktionieren, muss aber nicht. Wegen der Stillerei stehe ich nachts auf. Dabei hat er gar nicht immer Hunger, sondern ist einfach nur quengelig. Kaum liegt er auf dem Arm, ist Frieden. Nach drei Wochen: Schnauze voll. Wir ändern die Strategie. Kind kommt ins Bett.Nachts nur andocken lassen, Kind trinkt und schläft friedlich weiter. "Wie könnt ihr nur", sind entsetzte Reaktionen. Das Kind wird erdrückt, verwöhnt und schläft nie im eigenen Bett. Ein Kinderarzt wiegelte letzteres mal ab: "Mit der ersten Freundin zieht er ins eigene Bett um." Also ist es zumindest absehbar. Bis dahin genießen wir die Wärme eines Kindes, schmunzeln über manch eine kleine Faust, der er uns nachts ins Gesicht donnert und schlafen endlich ruhig. Oder spielen Familienbett-Bingo...

 Der aufmerksame Leser fragt sich jetzt, was denn mit der Wiege passiert. Keine Sorge, für Brennholz ist sie zu schade. Sie ist eine durchaus sehr praktische Ablage für Taschen, Hosen, Pullover,... und ein bequemer Schlafplatz für die Katze. 

Dienstag, 13. Oktober 2015

Vom Laufstall in die weite Welt

Kinder sind der Reichtum unserer Gesellschaft, ein Kinderlachen kann sämtliche Sorgen vergessen lassen, eine neue Fähigkeit und schwupps glaubt man, dass ein neuer Einstein geboren ist. Ist man mit Kind unterwegs, ist man jedoch oft auf Hilfe angewiesen. Schließlich reisen nicht nur der Spommerspross, sondern auch Kinderwagen, Pampers und Spielzeug mit. Egal wohin, ob es nur der Besuch bei Oma und Opa ist oder ein einwöchiger Urlaub. Unterschiede sind jedoch zu erkennen - was nämlich Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft angeht. Im Flugzeug erhält der Sommerspross bei der einen Fluggesellschaft ein Kissen. Somit ist es nicht ganz so ungemütlich - mal abgesehen davon, dass mir der Arm trotzdem fast einschläft. Bei der anderen Fluggesellschaft gibt es ein Malbuch (bekommt er dann, sobald er einen Kuli halten kann. Vorher vergnügen wir uns damit) sowie die Frage, ob er Babynahrung benötigt. Gravierender ist der Unterschied zwischen Ländern. Im Urlaub waren sahen wir stets so aus, als würden wir eine kleine Weltreise machen. Über und über beladen mit Sachen, die das Kind braucht. In der Türkei kein Problem. Wir konnten gar nicht so schnell gucken, wie uns geholfen wurde. Meine Aufgabe war es lediglich, das Kind zu tragen. Kinderwagen und Rucksack wurden wie von Zauberhand Treppen hoch- und runterbefördert. Noch ein schönes Erlebnis: im Restaurant sahen die Kellner "Oh, Familie mit Baby". Sekundenschnell wurde Platz für den Kinderwagen geschaffen und mein Weinglas abgeräumt. Die Mutti braucht zum Stillen ja keinen Wein, sondern Wasser. Wahnsinnig viel Aufmerksamkeit und Rücksicht. Die Organisatoren der Reisegruppe sagten uns vor der Reise, dass wir ja doch sehr mutig seien, mit so einem kleinen Kind zu fliegen. Vor Ort lief aber alles tiptop. Nicht nur, dass unser Nachwuchs ein Musterbaby war, nein, man zeigte uns, dass wir willkommen waren. "Trag du dein Kind", sagte mir einer als wir zum Anschlussflug in Istanbul hasteten. "Ich mach den Rest." Der Flug hatte Verspätung, vollkommen überladen rannten wir durch den Flughafen. Den Sommerspross juckte das nicht, er schlief tief und fest. Man nahm uns Rucksäcke ab, schaute nach uns, traumhaft. Oder am Urlaubsort: einen Abend ging es zum Genießeressen nach Bodrum, mit Shuttlebussen konnte man zurückfahren. Gegen halb elf wollten wir das Angebot auch wahrnehmen, unser Vorzeigebaby schlief zwar seit Stunden, aber es war doch Zeit, dass er einfach in Ruhe im Bett schlafen sollte. Knaller: Wir erhielten einen eigenen Bus. Mein Göttergatte und ich hatten echt ein schlechtes Gewissen wegen dieser Extrawurst. Aber nein: man sagte uns, dass es wegen des Babys kein Problem sei. Sicher ist es mutig, ein so kleines Baby überall mit hinzunehmen. Aber sollen wir es einsperren, bis es alt genug ist, an allem teilzunehmen? Was ist alt genug? Wenn man merkt, dass das Kind gestresst wirkt, ok, dann sind wir im Urlaub immer gegangen. So konnte der Sommerspross aber dabei sein, die Welt kennenlernen, in der wir leben. Verliebt hat er sich auch - in einen Olivenbaum. Unter dem lag er stundenlang, freute sich an der Meeresluft und dem guten Klima, das Bäume verbreiten.



In Ruhe Stillen war auch kein Problem - in der Shisha-Lounge war tagsüber nichts los :)
Tja, und dann das Gegenbeispiel: In Deutschland wieder angekommen, benötigten wir ein Taxi. Zwei Koffer, ein Kinderwagen, eine Kameratasche, Maxi-Cosi, zwei Rucksäcke - zuviel! Ungefähr 20 Taxifahrer winkten entsetzt ab. Wir gehen mal davon aus, dass sie noch nie Tetris gespielt haben oder wissen, dass man einen Kinderwagen auf die Größe einer Briefmarke zusammenfalten kann. Ein weiterer Vergleich: die Organisatoren hatten ja Bedenken, überließen die Entscheidung aber uns und sahen, dass man mit einem Baby doch alles machen kann. Geheimrezept: man muss entspannt sein. Immer ein bisschen mehr Zeit einplanen, um pünktlich zu sein. Auch mal auf die Party am Abend verzichten, mit einem Buch auf dem Hotelzimmer liegen und ein zufriedenes Baby beim schlafen betrachten. Und noch eine weitere persönliche Erfahrung: manch einer sagt ja immer "Bringt euer Baby mit". Dass wir das tun, das glauben die wenigsten. Möchte man es dann doch, kommen Zweifel der anderen auf. Es könnte ja jemanden stören. "Nee, lasst es lieber." Ja, denn ein Baby verursacht Lärm und man kann nicht immer perfekt planen. Lässt man sich aber einfach auf die Bedürfnisse des Babys ein, zeigt ihm die Welt und das Leben - hat man ein glückliches Kind. Vielleicht sind wir Rabeneltern, weil der Sommerspross schon auf zwei Hochzeiten war, im Flugzeug saß - aber er weiß, dass die Welt aus mehr besteht als einem Laufstall.

Freitag, 9. Oktober 2015

Mit Nemo in den Urlaub

Urlaub - das erste mal seit einem Jahr stehen Sommer Sonne und Strand an. Das klingt nach jeder Menge Spaß und Erholung. Letzteres hat man nach der ganzen Organisierei vorher auch bitter nötig. Thema Reisepass war ja zum Glück schon abgehakt. Als nächstes folgte die Packerei. Als Paar ohne Kind braucht man zwei Koffer, Badehose und Bikini. Als frisch gebackene Eltern drei Packlisten, um für den kleinen Fratz nichts zu vergessen. Koffer und Taschen füllen sich fast von allein. Pampers, Feuchttücher, Kosmetiktücher und Wickelunterlagen - flupps, ist ein Koffer voll. 20 Kilo Freigepäck hat jeder, auch das Baby. Wir verzichten auf Reiseliteratur, das vierte Paar Schuhe und ersetzen alles mit Pampers und Bodys. In jede Reisetasche wird zudem ein Schnulli gepackt. Anstelle von Ibuprofen gegen den morgendlichen Kater nach langen Besuchen in der Disco füllen Fieberzäpfchen und homöopathische Cremes gegen Stiche das Medikamententäschchen. Vor zehn Jahren nahmen wir noch die Playstation mit, jetzt sind es  Kinderwagen und Tragehilfe. Für die Fahrt zum Flughafen muss das Cabrio zuhause bleiben, stattdessen ist der familienfreundliche Kombi gestopft voll. Wohlgemerkt nur mit den Sachen für Eltern plus ein Baby. Ein Container ist bei mehr Kindern wohl angebracht. Am Flughafen meistern wir den Sicherheitscheck (Pampersbomber werden abgetastet), der Sommerspross erhält ein eigenes Ticket und der Spaß in der Luft beginnt. Der Flug dauert nur drei Stunden. Da er nicht überbucht ist, ist in unserer Reihe ein Sitz zwischen uns frei. Das Mobile können wir bequem am Vordersitz befestigen, Baby strampelt unten drunter auf dem Sitz. Das geschmackvolle Flugzeugessen bleibt auch Söhnchen nicht erspart. Dank der Milchbar nimmt er am kulinarischen Schock durch Pappbrötchen, Tetrapakrührei und Industriemarmelade teil. Gekonnt verdaut das unser Sprössling, sodass irgendwann die verzweifelte Suche nach einem Wickeltisch notwendig ist. Die Lösung naht auf der Flugzeugtoilette in Form des Klodeckels. Akrobatische Höchstleistungen auf einem Quadratmeter - kein Problem für die Profimutti. Andere singen dem Kind zur Beruhigung die Vogelhochzeit vor. Kein Wunder, dass das Flugzeug für einige Minuten Turbulenzen durchmacht. Dann endlich - der Urlaub beginnt. Mit Findet-Nemo-Schwimmwindel und Palmenrauschen.

Montag, 5. Oktober 2015

Fünf Minuten

Mutter zu sein ist schön. Man bekommt ganz genau mit, wie sich der Sprössling verändert. Alles wird beobachtet. Das erste Lachen des Kindes und die Sonne geht auf. Erste Töne wie "brrlbb" und "bummbrumm" oder "mamampapapmamam" - ich hin überzeugt, dass mein Kind besonders schlau ist. Man trifft sich außerdem mit anderen Muttis, tauscht sich aus und trinkt Kaffee. Eigentlich ganz schön. Aber: wenn der stolze Papa morgens das Haus verlässt, ist man erstmal allein. Kind waschen, anziehen. Zwischendurch selbst versuchen, sich in Windeseile anzuziehen. Haare kämmen fällt aus. Duschen auch. Dann: Kind hat Hunger. Dann Windel voll. Versuchen, danach selbst was zu essen. Idealerweise hat sich die Mutti zum Frühstück verabredet. Man quatscht über Kinder, die vergangene Nacht, Blähungen und stinkende Windeleimer. Nach zwei Brötchen, Stilltee und einem Spaziergang sind drei Stunden rum. Oder ganz ehrlich gesagt: drei Stunden so verbracht, dass man sich ausheulen kann und auf Leidensgenossinnen trifft. Beim Frühstück wird so viel gegessen, dass ein Mittagessen nicht mehr notwendig ist. Sonst wäre ein weiteres Szenario sicher: Kind ist in der Tragehilfe und ein Kochvergnügen ist möglich. Oder: Kind ist im Laufstall/ Stubenwagen etc. Die gestresste Mutti hastet zwischen Herd und Kind hin und her. Mit dem heulenden Kind auf dem Arm isst Mutti ganz schnell. Nach Möglichkeit nuckelt der Nachwuchs an der Milchbar. Einhändig essen ist schließlich kein Problem - und der Stammhalter merkt nicht, wenn man auf ihn kleckert.Nachmittags scheint die Zeit nicht verstreichen zu wollen. Ablegen? Keine Chance, auf Mamas Arm ist es am schönsten. Eine Stunde wird so geschlafen. 15 Uhr. Ganz schnell Pinkelpause. Pause vom Kind wohlgemerkt. Dann das übliche Spiel: stillen, wickeln, stillen. Mit dem Mobile spielen, vorsingen. Auf die Uhr schauen: 16 Uhr. Die Zeit schleicht. Dann wieder: stillen, wickeln, stillen. Spielen. Vorsingen. 17 Uhr. Dasselbe. 18 Uhr: Papa kommt nach Hause. "Ich gehe gleich duschen", verkündet er. NEIN!ICH! Dann... endlich. ... fünf Minuten für mich. Es fühlt sich wie der Aufenthalt in einem Spa an. Danach?  Papa geht rauchen. Duschen. Isst was. Zwischendurch: Mutti stillt. Wickelt. Spielt... und wünscht sich: fünf Minuten! Fünf Minuten mal alleine..

Samstag, 26. September 2015

Schlaf, Kindchen, schlaf


Abends. Schlafenszeit. „Denkste“, sagt sich da unser Sommerspross und dreht uns eine lange Nase. Naja, das kann er noch nicht so gut. Vielmehr quengelt er, will abwechselnd an die Milchbar, dann doch lieber wieder spielen, oh nein, die Windel ist voll, hm, ach nee, ich bin unzufrieden, ich ruder mit den Ärmchen, Mama, Hunger, nein, kuscheln mit Papa – und dann das Ganze wieder von vorne. Eltern müssen Nerven wie Drahtseile haben. Sollten sie zumindest. Vor allem beim Thema beruhigen und schlafen ist es empfehlenswert, die Nerven mit Blumendraht aus dem Fachhandel zu umwickeln und sich so um das Kind zu kümmern. Und was macht man jetzt, wenn der Nachwuchs müde ist, jedoch nicht in den Schlaf findet? Ein paar Beruhigungsstrategien:
-         Schuckeln. Bewährtes Prinzip, das ein wenig an die Rüttelriemen zur Fettverbrennung am Bauch erinnert. Kind liegt wahlweise im Fliegergriff oder an der Schulter. Dann wird geschuckelt. Und geschuckelt. Und geschuckelt. Manch ein Baby entwickelt dabei Vorlieben: entweder nur vor-zurück oder von rechts nach links. Gewiefte Eltern mit kinderwagenliebenden Sprösslingen legen den Nachwuchs dort hinein, binden eine Schnur an den Lenker und schon geht das fröhliche Gewiege los. Positiver Nebeneffekt: man macht Sport. Nachteil: nach einer Stunde doch durchaus etwas anstrengend.
-         Breastfeeding-to-sleep. Stillen, bis die geliebte Quengelbacke an der Brust einschläft. Funktioniert vor allem nachts. Kind quäkt, anlegen, nuckeln lassen, mit lecker Milch vollpumpen und selig schläft es weiter – manchmal auch die Mutter. Wenigstens kommt sie so zum schlafen.
-         Müde machen. Bevorzugte Strategie meines Göttergatten. Solange mit dem Baby spielen, bis es einschläft – natürlich in Rückenlage, wissenschaftlich gut einschlafen könnte man das nennen. Es könnte aber auch sein, dass man selbst einpennt, während der Nachwuchs glucksend unter dem Mobile liegt und sich einen Ast über bunten Kugeln und Glöckchen freut.
-       Die Variante, die der Sommerspross momentan liebt. Egal, ob er quengelt, müde ist oder einfach schlechte Laune hat: er liebt es, wenn ich singe. Mein Chorleiterlehrgangsfreund Markus hat schon (durchaus verständlich) sehr entsetzt reagiert und empfohlen, mal einen Ohrenarzt aufzusuchen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass mein Gepiepse angenehm sein soll. Schnell stelle ich beim Singen auch fest, dass meine Textsicherheit in den vergangenen Jahren durchaus sehr gelitten hat. Die Vogelhochzeit geht ja noch, ich kriege sogar vier Strophen zusammen. Wiedehopf ist aber auch eine lustige Vogelbezeichnung, dann muss man sich nur noch Blumentopf merken und schon weiß man, was er zur Hochzeit schenkt. Jedenfalls liegt auf der Wickelkommode jetzt ein Kinderliederbuch.
Singen beruhigt nämlich nicht nur vorm Schlafen, sondern auch beim ungeliebten Wickeln. Während in Windeseile Pampers gewechselt werden, schiele ich gekonnt auf die Buchseiten und singe inbrünstig „Alle Vögel sind schon da“, „Kommt ein Vogel geflogen“ und weitere Gassenhauer. Zwischendurch macht sich meine Posaunenchorerziehung bemerkbar und Choräle werden gesungen. Meine in Würzburg wohnende Freundin Claudi hat einen einjährigen Sohn. Gestern Abend schickte sie mir freundlicherweise die Best-of-Liste der gesungenen Abendlieder: Bleib bei mir Herr, Der Mond ist aufgegangen, Mit meinem Gott geh ich zur Ruh, Nun ruhen alle Wälder, Abend ward, bald kommt die Nacht, Müde bin ich, geh zur Ruh,  Weißt du, wieviel Sternlein stehen… Danke für die Tipps an dieser Stelle. Mein Problem dabei ist wieder nur: mehr als die erste Strophe krieg ich nie zusammen. Also werde ich ab sofort noch ein Gesangbuch neben das Kinderliederbuch auf die Wickelkommode legen. Falls mein Mann noch auf die Idee kommt, ich solle doch bitte das Repertoire um einige Rocksongs erweitern, wird es allerdings schwierig. Denn neben AC/DC-Songbook, Iron Maiden-Booklet und weiteren Rockschlagern sollte der Sommerspross auch noch Platz finden. Klarer Fall von: Wir müssen anbauen.  Bei weiterer musikalischer Erziehung streike ich. Oder soll Helene Fischer auch noch als wachstumsfördernd geträllert werden? Wobei „Atemlos durch die Nacht“ bei schnellen Windelwechselaktivitäten zwischen 2 und 4 Uhr morgens durchaus passend wäre…

Dienstag, 22. September 2015

Guck mal biometrisch

Wir wollen verreisen - ja, ganz genau, mit einem Baby. Bevor man aber auch nur annähernd an Flug oder den Urlaub überhaupt denken kann, gilt es einige Hürden zu überwinden. Im Hinterkopf schreibe ich schon Notizen, was ich alles für eine knappe Woche mitnehmen muss: einen gefühlten Jahresvorrat an Windeln und Feuchttüchern (letzteres werde ich nach Abschluss der Familienplanung aus meinem Wortschatz streichen), einen Koffer mit Bodys und Babykram, dazu Kinderwagen, Manduca,... Hoffentlich ist es ein Airbus A380. Doch das Wichtigste darf man nicht vergessen: den Kinderreisepass. Während meine Geschwister und ich einst noch bequem im Ausweisdokument unserer Eltern mitreisten, braucht unser Sommerspross einen eigenen Ausweis. Rechtzeitig (wirklich!) kümmere ich Vorzeigemutti mich um alles, was gebraucht wird. Der Freund und Helfer dabei ist eine bekannte Suchmaschine mit bunten Buchstaben. Benötigt wird:
-  das Kind
- Pässe von Mutti und Papa
- Geburtsurkunde
- eine Vollmacht vom Ehemann (während ich einen auf Elternzeit mache, geht er nämlich arbeiten und ist morgens nicht im Bürgerbüro anzutreffen). Darin bescheinigt er mir, dass ich den Pass von Söhnchen beantragen darf
- EC-Karte (falls ich es wieder nicht schaffe, beim Geldinstitut meines Vertrauens die verlangten 13 Euro abzuheben)
- und last but not least: ein biometrisches Foto vom Sommerspross! Soll heißen: eines dieser grausamen Fotos, die einen so aussehen lassen, als sei man ein Verbrecher. Also, Pelle guck mal so, als ob du uns wieder eine Nacht geklaut hättest. Oder die Kasse der Milchbar geplündert. Oder Zielpinkeln von der Wickelkommode veranstaltet. Oder... oder... oder
Wir besuchen das Fotostudio unseres Vertrauens, um das gewünschte Foto machen zu lassen. Bei der Fotografin ist der Sommerspross eingeschlafen. Sie macht den Hampelmann, tanzt, schnippst mit den Fingern und bezirct ihn. Damit hat sie Erfolg. Er wacht auf und will sich gleich über die unliebsame Störung beschweren. Kurz bevor er anfängt zu brüllen, reißt er die Augen auf, guckt biometrisch und schwupps - haben wir das Foto. Perfekt. Es sieht nicht nach meinem Kind aus, aber gut... Der lebensechte Sohnemann teilt auch laut und deutlich mit, dass ihm die Fotografierei auf den Keks geht. Oder auf die Windel. Jedenfalls hat er keine Lust auf weitere Bilder und setzt zum Urschrei an. Schnell weg und weiter...
Nächste Station: Bürgerbüro. Die gewünschten Unterlagen werden geprüft, auch ob das anwesende Baby dem Baby auf dem Foto entspricht. Unterschreiben muss er noch nicht. Dabei hätte er doch einen Fußabdruck machen können. Vielleicht mit bunter Stempelfarbe? So wie wir früher beim Kartoffeldruck. Nebenbei gibt es Informationen von der Beamtin. Wenn das Baby sich verändert, brauchen wir ein neues Bild. Hm, heißt das, wir müssen nächste Woche wieder hin? Jedenfalls kann unser Sprössling sich jetzt ausweisen, wenn er in eine Fahrzeug-, Drogen- oder Alkoholkontrolle kommt. Man weiß ja nie...

Samstag, 19. September 2015

Erlebnisbericht eines Sommersprosses - Teil I

So, jetzt melde ich mich auch mal zu Wort. Ich bin der Sommerspross und sogar schon stolze acht Wochen alt. Meine Tage sind außerordentlich spannend: schlafen, an Mamas Milchbar abhängen, pupsen, schlafen, mit dem Mobile spielen und dann das Ganze wieder von vorne. Am Sichersten fühle ich mich bei Mama oder Papa auf dem Arm. Die passen nämlich auf mich auf. Um uns herum gibt es jede Menge andere Menschen, die auch meinen, auf mich aufpassen zu müssen. Da wird Mama meistens ganz schön wütend. Sie lässt es sich aber nicht anmerken, aber wenn es einer merkt, dann bin das ja wohl ich. Schließlich war ich neun Monate lang in ihrem Bauch und kenne sie in- und auswendig. Sie weiß aber trotzdem leider nicht immer, was ich will. Das verstehe ich nicht, aber das ist ein anderes Thema. Denn es gibt um uns herum Menschen, die mich total gut kennen. Das meinen sie zumindest. Sie geben nämlich immer Ratschläge und versuchen Mama und Papa mit ihren Tipps bei meiner Erziehung zu helfen. Erziehung? Weiß ich nicht, was das ist. Klingt auch nicht so, als würde es mir gefallen...
Jedenfalls: Vor einer Woche war ich mit Mama und Papa auf einer Hochzeit. Papas Cousine ist jetzt unter der Haube, und das wurde natürlich groß gefeiert. Mir war es viel zu warm und überhaupt: Dieser blöde Pullunder hat gekratzt wie doof. Dann war auch noch die Windel voll, ekelhaft, sag ich euch! Kein Wunder, dass ich gequäkt habe. Mama ist mit mir in den Park gegangen. Nur sie und ich, so saßen und lagen wir dann unter einem Baum. Das war schön. Später muss ich wohl auf ihrem Arm eingeschlafen sein. Das ist aber auch ein toller Ort. Schön warm und gemütlich. Da habe ich die süßesten Träume. Von ganz fern hörte ich irgendwann eine Stimme: "Soll ich ihn dir mal abnehmen?" Hä, was, wie? Nein, ich liege hier ganz gut. Dann folgte die nächste Frage: "Willst du ihn nicht mal in den Kinderwagen legen?" Nein, bitte nicht. Da ist nur so ein doofes Stofftier. Vollkommen unpersönlich und überhaupt nicht warm und gemütlich. Zum Glück hat Mama verstanden, dass ich kein Bedürfnis verspürte, von einem Verwandten zum nächsten rumgereicht zu werden. Und dass ich mit dem doofen Wagen erst recht nichts anfangen kann, haben Mama und Papa schnell kapiert. Ich habe es laut und deutlich gesagt. Und schwupps, schon bin ich wieder auf dem Arm. Dann wieder die Frage: "Darf ich ihn mal nehmen?" Hallo, ich schlafe immer noch. Sieht das denn niemand? Ich mache mich ganz schwer, kneife die Augen noch mehr zusammen und gebe ein zartes Schnarchen von mir (das übrigens viel süßer ist als das von Papa. Aber das darf ihm niemand sagen). Mit einem Mal merke ich, wie mir jemand in die Wangen kneift. Autsch, das tut vielleicht weh! "Och, ist der süüüüüüüüüüüß. Das ist aber ein Wonneproppen." Wonneproppen, ich geb euch gleich. Gekonnt pupse ich in meine Windel und ein leichter Duft nach saurer Milch entfleucht. Schnell entfernt sich der oder die Wangenkneifer. Ich weiß mich schon zu wehren.
Hm, ich muss wohl richtig eingeschlafen sein. Bestimmt zehn Stunden oder so. Jedenfalls wache ich im ungeliebten Kinderwagen auf und mein Magen ist leer. Boah, habe ich einen Hunger. Das sind richtige Schmerzen in meinem Bäuchlein. Sollte schnell gefüllt werden. Ich schmatze ein wenig vor mich hin, um auf mein Bedürfnis aufmerksam zu machen. Nichts passiert. Dann quäke ich kurz. Mama reagiert. "Pelle hat Hunger." Um sie herum beginnen Stimmen zu diskutieren. "Ach, renn doch nicht immer gleich hin, wenn er sich meldet." Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Mama die Augen verdreht. Sie nimmt mich auf den Arm. Wieder die anderen Stimmen. "Nimmst du ihn immer gleich auf den Arm, wenn er weint?" Ich merke, dass Mama innerlich brodelt. "Er hat Hunger", sagt sie relativ kurz angebunden. "Lass ihn doch mal quäken", sagt eine andere Stimme. "Du verwöhnst ihn sonst." Bitte was? Hallo, ich hab Hunger!?!?! Mama klingt genervt, was vielleicht auch daran liegt, dass mein leises Quäken lauter und bestimmter wird. "Ein Kind braucht Sicherheit und Nähe", erklärt Mama sehr bestimmt. Gleichzeitig öffnet sie endlich für mich die Milchbar. Man, das wird ja auch Zeit. Wenn die Kommentare der anderen nicht wären, wär ich schon längst satt und zufrieden - und wir könnten mir endlich eine neue Windel verpassen. Die wäre wieder voll. Ich gebe Mama zehn Minuten Zeit, dann quäke ich wieder. Mal schauen, was die Umstehenden dazu so an schlauen Kommentaren zu sagen haben. Ich halte euch auf dem Laufenden...

Dienstag, 15. September 2015

Rettet die Hebammen - ein offener Brief


 Soviel Ignoranz schreit nach Protest - und ich, Fenja, habe im Juli einen Brief an den GKV-Spitzenverband geschrieben. Übrigens kam keine Antwort...



Sehr geehrte Damen und Herren,
die Aussage „Freiberufliche Hebammen? Brauchen wir nicht“ von Ann Marini löst in mir pures Entsetzen aus. Nein, noch viel mehr, Verzweiflung, Bestürzung und die Frage, was machen denn all die Mütter, die nach der Entbindung ihres Kindes mit Problemen dastehen? Und die Väter, die gerne helfen möchten, aber nicht wissen, wie sie bei einer Brustwarzenentzündung vorgehen sollen? Oder wie sie helfen können, dass es mit dem Stillen klappt? Ein Baby ist kein Haustier, dem man einen Fressnapf vor die Nase stellt, mehrmals täglich Gassi geht, das Katzenklo leert oder den Hamsterkäfig von den kleinen Kötteln befreit. Ein Baby benötigt weit mehr Beachtung – und glauben Sie mir, ich habe Katzenbabys aufgezogen. Allein das war schon eine Herausforderung. Jetzt bin ich in der 38. Schwangerschaftswoche und die Entbindung rückt immer näher. Ich habe eine Hebamme und bin sehr froh darüber. Bis ich sie gefunden habe, musste ich jedoch viele Anrufe tätigen, Absagen kassieren – und da war ich in der 10. Ssw. Ohne die Hebamme würden nach der Geburt einige Fragen offen bleiben. Wie legt man das Kind richtig an? Oh ja, natürlich, im Krankenhaus bekommt man sicherlich wertvolle Tipps. Aber aus dem Krankenhaus wird man auch wieder entlassen – und dann? Wenn Frau Marini sagt, wir brauchen die freiberuflichen Hebammen nicht, wer unterstützt uns Mütter und junge Familien dann? Leider weiß ich nicht, wie viele schwangere Patientinnen derzeit die Praxis meiner Frauenärztin aufsuchen und zur gleichen Zeit wie ich entbinden. Was ist, wenn all diese Mütter dann mit ihren Fragen nach Geburt die Praxis stürmen? Und jede einzelne von ihnen mehrmals zwei Stunden kommt und möchte, dass ihr gezeigt wird, wie man das Baby anlegt. Wie man es badet. Die entzündete Brustwarzen haben, rot, blutig, wund. Das ist nur das, was Frauen nach der Entbindung brauchen. Die Zeit der Schwangerschaft selbst habe ich noch gar nicht mitgerechnet. Ich denke, wenn es einen 48-Stunden-Tag gibt und eine Zehn-Tage-Woche, dann wäre es möglich, dass unsere Frauenärzte den Frauen zu helfen. Andere Patientinnen, die zur Vorsorge kommen oder vielleicht sogar Unterleibskrankheiten haben, bleiben dann natürlich auf der Strecke.
Vielleicht ist es aber auch möglich, dass die Krankenkassen und die Politiker uns Müttern und Familien helfen. Dann besuchen sie uns zuhause – oder auch schon vor der Geburt. Sie hören den Bauch nach Kindsgeräuschen ab, haben wertvolle Tipps gegen Übelkeit, Erbrechen, Wasser in den Beinen oder Schwangerschaftsdiabetes parat.
Man könnte aber auch einfach den unkomplizierten Weg beschreiten und die freiberuflichen Hebammen in ihrem Tun unterstützen, fördern und sie vor allem für die immense Verantwortung, die sie tragen, belohnen.
Wir brauchen unsere freiberuflichen Hebammen!!!!
Mit freundlichen Grüßen
Fenja Sommer

Samstag, 12. September 2015

Zuckersüße Schwangerschaft


Diagnose Schwangerschaftsdiabetes – klasse, denkt sich da jede Frau und macht sich natürlich sofort Sorgen um das Kind. Es besteht die Gefahr, dass die Kinder bei Schwangerschaftsdiabetes der Mutter das Insulin für diese mitproduzieren müssen. Das Kind wächst daraufhin viel schneller als üblich – nur die Organe haben nicht dasselbe Wachstum. Also alles Faktoren, die man als werdende Mutter selbstverständlich vermeiden möchte. Spaßen sollte man damit nicht, eine Freundin von mir hatte wirklich Schwangerschaftsdiabetes, ein Freund von mir ist Diabetes Typ II. Aber manchmal lohnt es sich auch, zu hinterfragen.
Zwischen dem sechsten und siebten Monat hieß es auch bei mir „Zuckertest“ machen. Die freundliche Arzthelferin versuchte gleich, mir den großen Zuckertest aufzuschwatzen. Denn es gibt natürlich Unterschiede.
-          Der kleine Zuckertest wird nicht nüchtern durchgeführt. Die Schwangere trinkt eine Flüssigkeit mit 50g Glukose. Nach einer Stunde wird Blut abgenommen und der Blutzuckerwert gemessen. Das zahlt die Krankenkasse.
-          Beim großen Zuckertest muss man nüchtern erscheinen. Insgesamt wird dreimal Blut abgenommen. Zuerst nüchtern. Dann trinkt die Schwangere eine Flüssigkeit mit 75g Glukose. Nach einer Stunde und nach zwei Stunden wird jeweils nochmals Blut abgenommen. Das zahlt die Krankenkasse nur, wenn der kleine Test vorher schon auffällig war. Macht man den großen Test gleich, zahlt man selbst…
Soviel zur Theorie… Ich sagte der Arzthelferin, dass ich nur den kleinen Zuckertest mache. Sie: „Falls die Werte auffällig sind, müssen Sie den großen aber trotzdem machen.“ Ja, und? Dann ist es eben so. Ein Verdacht auf Gestationsdiabetes bestand bei mir ja nicht. Die Zuckerlösung war widerlich, knallgelb und schmeckte nicht wie leckere Limonade. Augen zu und durch…
Randbemerkung: In diesem Zeitraum hatte ich wahnsinnig viel Stress. Wir wollten umziehen, rücksichtslose Menschen hackten auf der Schwangerschaft rum und ich kam nicht wirklich zur Ruhe. Später erfuhr ich, dass das den Blutzuckerwert in die Höhe schnellen ließ. Aber weiter im Text.
Nach einer Woche erhielt ich abends gegen kurz vor 20 Uhr einen Anruf aus der Frauenarztpraxis. Das Ergebnis des Glukosetoleranztests besagte, dass der Wert leicht erhöht sei. So die Information der Arzthelferin. Ich solle doch bitte am darauffolgenden Tag morgens um acht Uhr kommen und den großen Zuckertest machen. Die Bedingungen: 12 Stunden lang nichts essen, nichts trinken. Auch kein Wasser. Klasse, dachte ich mir, aber ich hielt mich dran. Zwei Wochen später erfuhr ich übrigens, dass man Wasser trinken darf.
Mit jeder Menge Durst erschien ich dann am nächsten Morgen in der Praxis. Blut abnehmen lassen, Zuckerwasser trinken (schmeckte zum Glück nach dem Eisensaft, den man in der Apotheke bekommt), warten. Glücklicherweise sind im Wartezimmer in der Regel jede Menge Zeitschriften. Während ich mich also darüber informierte, was denn die Schönen und Reichen dieser Welt gerade anstellen, ging die Zeit wenigstens ein bisschen rum. Wer ist schwanger bei den Königlichen? Wann kommt das Baby? Wer hat wen betrogen – seichte Lektüre, die wenigstens nicht anstrengend ist. Dazu kommt der Plausch im Wartezimmer. An diesem Morgen schienen einige Schwangere anwesend zu sein. Man verglich also, wer wie weit schon ist, wird es ein Junge oder Mädchen, wie viel hat die andere schon zugenommen, oh, Sie haben es aber gut, gibt es schon weitere Geschwister,… alles hochspannend. Nach einer Stunde dann die Flucht ins Labor. Blut abnehmen. Dann das Spielchen wieder von vorne. Schwangerentalk, Promiklatsch,… Wieder eine Stunde später nochmals Blut abnehmen. Ärzte scheinen Vampire zu sein. Dann endlich nach Hause.
Einige Tage später wieder so ein netter Anruf aus der Praxis. Der Nüchternwert des Zuckertests ist leicht erhöht, teilte mir die kompetente Sprechstundenhilfe am Telefon mit. Ich solle doch bitte vorbeikommen, eine Überweisung zum Diabetologen abholen und mit ihm über eine Ernährungsumstellung nachdenken. Die Frage, die mir durch den Kopf schoss: Warum empfiehlt mir die Sprechstundenhilfe eine Ernährungsumstellung? Sie weiß doch gar nicht, was ich esse und wie ich lebe? Oder waren wir in einem früheren Leben schon einmal befreundet und sie kennt mich? Bin dennoch brav hingedackelt und habe meine Überweisung abgeholt. Nicht ohne erneut den Hinweis der freundlichen jungen Dame zu erhalten, dass ich mich mit dem Diabetologen über eine Ernährungsumstellung unterhalten sollte. Ich hielt Rücksprache mit einer Hebamme. Die versicherte mir, dass ich kerngesund bin – kein Diabetes habe.
Und da ich selbst von meiner Gesundheit überzeugt war, weigerte ich mich. Bis zum nächsten Besuch bei meiner Ärztin – da hatte ich dummerweise Zucker im Urin. Also ließ ich mich breitschlagen und verabredete einen Termin beim Diabetiker. Zwei Tage später rollte ich dort an. Merke: Zeit mitbringen! Als erstes gab es ein 45-minütiges Gespräch mit der Ernährungsberaterin. Spannend *gähn* Sie schrieb sich genau auf, was ich so esse und trinke: Vegetarierin, Obst, Joghurt, Wasser, Kaffee, Tee – ab und zu Süßkram. Klingt eindeutig nach einem Fall für Schwangerschaftsdiabetes. Die Beraterin meinte dann, es könnte sein, dass ich wegen des Nüchternwertes abends eine kleine Dosis Insulin spritzen müsse. Auf jeden Fall gab sie mir ein Blutzuckermessgerät mit. Sie hackte noch ein wenig darauf rum, dass mein Baby von der Entwicklung zwei Wochen hinterher sei – und erst in der 29. Woche, nicht in der 31. Woche. Drama. Dann klärte sie mich noch darüber auf, dass die Beratung ja so teuer ist und die Krankenkasse das aber zahlt und blablablabla… Ich schaltete auf Durchzug. Danach ab ins Wartezimmer, bis ich wieder aufgerufen wurde. Der Höhepunkt des Tages nahte, ich sollte mit einem leibhaftigen Diabetikerarzt sprechen. Es folgte der nächste Vortrag über Gefahren von Gestationsdiabetes, Ursachen und so weiter. Ein Blick auf mich: „ An Ihrer Ernährung kann es nicht liegen.“ Gewichtszunahme bis dahin – wenig. Ach neee… Dann kamen endlich die interessanten Dinge des Tages. An meiner Ernährung könnte ein Gestationsdiabetes nicht liegen. Wenn, dann sei es ein genetischer Defekt. Huch – endlich mal eine neue Information. Viel spannender war aber auch die Info, dass es durchaus schon vorgekommen sei, dass Blut, das direkt untersucht wird, einen anderen Wert hat, als Blut, das erst einige Stunden später im Labor geprüft wird. Wir verblieben dabei, dass ich eine Woche lange fleißig piekse und messe. Dann solle ich mich melden und eventuell wird ein weiterer Blutzuckertest gemacht. Meine Ärztin sollte außerdem einen Brief erhalten, worin das stehen sollte, was wir besprochen haben. So die Theorie. 

 Das Ende vom Lied? Meine Ärztin erhilet einen Brief mit „Patientin hat Schwangerschaftsdiabetes“. Übrige Infos fehlten. Warum? Vielleicht Alzheimer beim Arzt? Sollte sich mal testen lassen… Ich habe drei Wochen lang fleißig gepiekst. Meine Werte waren immer top, nie zu hoch. An den Tipp der kompetenten Sprechstundenhilfe, ich solle doch meine Ernährung umstellen, habe ich mich nicht gehalten. Denn was sollte ich ändern? Vom ganz normalen Jieper auf Süßkram abgesehen, esse ich viel Obst und Gemüse und und und. Ich schrieb die Werte an die Diabetikerpraxis. Bis da mal eine Antwort kam, verging Zeit ohne Ende. Dann die Empfehlung per Mail: auch wenn die Werte gut seien, solle ich doch bitte noch einmal zu einem Gespräch kommen. Äh, warum? Ach so, klar… Pro Besuch verdient der Arzt 100 Euro. Die wollte er sich natürlich nicht entgehen lassen. Ich schrieb, dass ich nicht komme. Am besagten Tag, an dem ich die Praxis hätte aufsuchen sollen, klingelte das Telefon. Wo ich denn sei. Ich: Ich komme nicht, das habe ich Ihnen doch geschrieben. Anmerkung: Das war sogar zwei Wochen her. Hm, die Mail sei wohl noch nicht gelesen worden.
Auch in den letzten Wochen der Schwangerschaft piekste ich mich ab und zu. Flogen deshalb ab und zu Fledermäuse ums Haus? Auf der Suche nach meinem vermeintlichen Zuckerblut? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur: die Werte waren immer gut. Trotzdem stand auf der Einweisung ins Krankenhaus: am Geburtstermin einleiten. Kommentar der Ärztin: „Sie glauben wohl nicht, dass wir Sie zehn Tage übertragen lassen.“ Eine Begründung? Fehlanzeige. Hm, vielleicht weil dann ein Kaiserschnitt möglich wäre und daran wird ja verdient hoch zehn. Eine Hebamme im Krankenhaus beruhigte mich: „Das können Sie verweigern.“ Außerdem bestand keine Gefahr für mich und das Baby. Und am 23. Juli kam ein quietschfideler Sommerspross auf die Welt. Nicht zu schwer, eher ein zartes Wesen von 2650 Gramm. Im Krankenhaus war auch keine Rede mehr von Diabetes.
Trotzdem konnte es meine Ärztin nicht lassen und mich bei der Nachsorge noch einmal auf den Test hinzuweisen. Dass die Werte nur einmal leicht erhöht waren, das ließ sie mich gar nicht erst sagen. Ausreden lassen, eine Patientin? Nein, erst recht nicht, wenn diese sich bei anderen Hebammen informiert hat, viel rund um Gestationsdiabetes las und überhaupt keine hohen Zuckerwerte mehr hatte. „Der Test zeigt es so.“ Nun gut, gelte ich halt weiterhin als süß mit niedrigem Blutzucker…. Was ich mir gewünscht hätte: Dass meine Zweifel in der Schwangerschaft ernst genommen werden und vielleicht einfach ein neuer Test gemacht wird. Aber Ärzte geben Fehler leider selten zu.