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Dienstag, 20. Oktober 2015

Baby plus Wiege gleich Schlaf?!?

Das Kind schläft im eigenen Zimmer, im eigenen Bett und natürlich von 8 Uhr abends bis 7 Uhr morgens. Hört sich einfach an, oder? Und entspricht so ziemlich dem, was sich junge Eltern vorstellen. Wohlgemerkt vor der Geburt. Nun gut, dass der Knirps im Schlafzimmer schläft, war irgendwie klar. Ich hatte schließlich von vornherein keine Lust, nachts vom quietschenden Babyphon geweckt zu werden. Der Plan: Sohnemann kommt in die Wiege. Wir haben da ein besonders schönes Exemplar, geschnitzt vom Opa - aber zur Geburt meines Göttergatten. Ist ja jetzt auch schon drei Jahrzehnte und ein bisschen drüber her. Schöne Handarbeit und unser ganzer Stolz. Jeder, der uns vor der Geburt besuchte, musste die Holzwiege mit Namen bewundern. Auch der Vorhang ist alt - aber noch top in Schuss. Wir freuten uns richtig drauf, unseren Nachwuchs dort endlich reinlegen zu können. So der Plan...
Babys sind Traglinge, das merkte ich schnell. Auch in diversen Babyratgebern stand das drin. Na klar, die sind es ja nicht anders gewohnt, als eng am Körper der Mama zu sein. Hätte man ja theoretisch dran denken können. Aber von all den guten Ratschlägen, die vor der Geburt auf uns niederprasselten, war dieser nicht dabei. Dafür so schlaue Tipps wie "Einen Kinderwagen muss man acht Monate vorher kaufen" und ähnliche praktische Hinweise.
So, Juli, der Sommerspross ist da. Die erste Nacht zuhause. Grausam! Er wird immer wieder in die Wiege gelegt. Nach ein bis zwei Stunden kommt er. Hat Hunger, die Windel voll oder weiß nicht, warum - aber er quäkt. Mit Engelsgeduld meistern wir die ersten drei Wochen. Der Schlafsack wird schnell verbannt, unser Kind will gepuckt werden und schläft dann sogar zwei Stunden am Stück. Die Augenringe werden dunkler, das eigene Leben vernachlässigt. Hauptsache das Kind heult nicht und schlummert selig in der handgeschnitzten Nostalgiewiege mit rotem Vorhang. Naja, kann funktionieren, muss aber nicht. Wegen der Stillerei stehe ich nachts auf. Dabei hat er gar nicht immer Hunger, sondern ist einfach nur quengelig. Kaum liegt er auf dem Arm, ist Frieden. Nach drei Wochen: Schnauze voll. Wir ändern die Strategie. Kind kommt ins Bett.Nachts nur andocken lassen, Kind trinkt und schläft friedlich weiter. "Wie könnt ihr nur", sind entsetzte Reaktionen. Das Kind wird erdrückt, verwöhnt und schläft nie im eigenen Bett. Ein Kinderarzt wiegelte letzteres mal ab: "Mit der ersten Freundin zieht er ins eigene Bett um." Also ist es zumindest absehbar. Bis dahin genießen wir die Wärme eines Kindes, schmunzeln über manch eine kleine Faust, der er uns nachts ins Gesicht donnert und schlafen endlich ruhig. Oder spielen Familienbett-Bingo...

 Der aufmerksame Leser fragt sich jetzt, was denn mit der Wiege passiert. Keine Sorge, für Brennholz ist sie zu schade. Sie ist eine durchaus sehr praktische Ablage für Taschen, Hosen, Pullover,... und ein bequemer Schlafplatz für die Katze. 

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