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Montag, 2. Oktober 2017

Die Katze und der Sommerspross

Schon vor unserem Sommerspross hat eine kleine, dicke Katze mit zu kurzen Beinen und einem unstillbaren Hunger unser Leben bereichert. Wir wussten bereits, wie es ist, morgens aus dem Bett geworfen zu werden, weil schön läääääängst Frühstückszeit war. War die Schlafzimmertür geschlossen, kratzte unsere Hexe an der Tür. War sie offen - Gnade uns! Sie hüpfte auf uns herum, zog, zerrte, maunzte und gab deutlich zu verstehen, dass es jetzt aber wirklich Zeit für einen kleinen Snack oder ein größeres Festmahl wäre. Etwa acht Jahre war sie alt, als Hexe bei uns landete. Ihr Vorbesitzer war ein Alkoholiker, der damals, 2008, aus seiner Wohnung rausflog. So kam die kleine Katze zu uns. Und wir liebten sie. Als dann vor zwei Jahren der Sommerspross kam, war sie durchaus sehr skeptisch. Immerhin war sie zu diesem Zeitpunkt schon eine alte Dame, eine sehr alte Dame. Und dann ständig dieses brüllende, unselbstständige kleine Etwas, das sonderbare Geräusche von sich gab und nicht in der Lage war, sich selbst auch nur eine einzige Maus zu fangen. Gleichzeitig mit den Kinderarztbesuchen mit Impfungen und U3 bis XY bemerkten wir, dass wir auch deutlich öfter mit unserer Seniorin zum Arzt mussten. Diagnose: Niereninsuffizienz und beginnende Herzinsuffizienz. Vier Präparate täglich verabreichten wir unserem Vierbeiner, darunter viel Homöopathie. Und siehe da: Sie rappelte sich nochmal auf. Je größer unser Sommerspross wurde, umso mehr fand er auch Interesse an anderen Erdenbewohnern. Vorsichtig ausgedrückt: er zeigte Hexe, dass er durchaus Sympathie für sie empfand.
Mit Snacks versuchte unser Sommerspross, die Freundschaft von Hexe zu erkaufen. In der Hoffnung, dass sie seine manchmal durchaus auch unsanften Spielmethoden vergisst. Eines seiner ersten Worte war neben "Ka" für Kaffeemaschine auch "Tzetze" für Katze bzw. "Heche" für Hexe. Gesundheitlich ging es mit Hexe weiter bergab, mehrmals dachten wir, dass sie die folgende Woche nicht überlebt. Aber sag das mal einer Katze, die sich 17 Jahre lang gegen Menschen, andere Katzen und bellende Vierbeiner durchgesetzt hatte. Weiterhin verlangte sie morgens pünktlich ihr Fresschen. Für den Sommerspross ein großes Vergnügen, denn seine sprachlichen Fähigkeiten (das muss ich als stolze Mama natürlich sagen) nehmen ja stetig zu. Wenn morgens also die Katze maunzte, wachte der Sommerspross auf und verkündete freudestrahlend "Katze fusser". Katze füttern! Jetzt! Sofort! Nein Mama, nein Papa, nicht schlafen, "Katze fusser". Also die Treppe noch vollkommen verschlafen runtertapsen und dem Sommerspross hinterherrennen. "Ich fusser geben. Selbst massen. Nein, IIIICHHHH!" Zielgerichtet griff er nach der Dose und versuchte, sie zu öffnen. Ein klein wenig Hilfe und ein fröhliches Kind verkündete, dass er jetzt die Katze gefüttert habe.
In den letzten Wochen merkten wir, dass Hexe kontinuierlich abbaute. Und dann rührte sie das Futter kaum noch an, ihr Bauch sah innerhalb von zwei Tagen aufgeschwemmt aus. Ab zum Tierarzt. Dort sagte man uns, dass der ganze Bauch voller Wasser sei, am Herz ein schwarzer Schatten und wir die Katze nicht mehr über das Wochenende bringen würden. Schluck! Mein Göttergatte musste dann nachmittags nochmal zum Tierarzt, um Hexe auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Nun, wie bringt man das einem Zweijährigen bei? Ich saß mit ihm vor dem Katzenkorb und erklärte ihm, dass Hexe sehr krank ist und sie jetzt wegfährt. Sie wird einschlafen und dann im Katzenhimmel sein, wo sie immer dicke Mäuse vor der Nase hat. "Tschüss Katze", sagte der Sommerspross. Damit war es für ihn in Ordnung. Begraben haben wir sie im Garten, und unser Sohnemann weiß, dass Hexe dort unter einem Stein schläft. "Katze tschüss sagt", erklärte er mir zwei Tage danach. Eine Woche später wachte er aber morgens auf und wollte Hexe füttern. Ich zeigte ihm, dass der Fressplatz leer ist und Hexe doch so krank war. "Aso", sein Kommentar. "Katze Himmel schläft jetzt. Dicke Mäuse."

Donnerstag, 20. Juli 2017

Nur eine Ohrfeige!??

Sind wir doch alle mal ehrlich: manchmal reizen uns die lieben Kleinen bis zur Weißglut. Schmeißen das Essen durch die Gegend, hauen uns aus Spaß ins Gesicht, treten uns auf dem Wickeltisch, haben Trotzanfälle, weil sie jetzt gerade in diesem Moment ihren Willen nicht bekommen. Man braucht Nerven wie Drahtseile, das ist gewiss. Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass ich selbst manchmal am liebsten alles hinschmeißen möchte und ganz alleine, ohne Kind, nur mit einem Buch, einer Flasche Wein und einem Liegestuhl auf eine einsame Insel verschwinden möchte. Schokolade, tonnenweise Joghurt, Kaffee und Sport können manchmal helfen. Doch ich möchte auch drei Szenen schildern, die ich beobachtet habe:
Szene 1. Wir hatten Besuch, Bekannte von uns mit ihren beiden Kindern. Das größere Kind alberte herum, warf Dinge auf den Boden, schubste das jüngere Kind. Die Mutter schimpfte. Das große Kind lachte die Mutter nur aus und machte weiter Blödsinn. Daraufhin schlug die Mutter das Kind kräftig auf die Hand. Das Kind lachte die Mutter wieder nur aus.
Szene 2. Vor einigen Wochen war es abends sehr heiß, sodass wir alle Fenster aufrissen. Gegen halb 10 hörte ich von draußen jede Menge Geschrei, Lärm und das Weinen eines Kindes. Ich ging zum Fenster. Von dort aus hörte ich aus einem anderen Haus, wie sich ein Pärchen stritt. Sie konnte ich sehen, ihn nicht. "Du kannst doch das Kind nicht schlagen", brüllte er die Frau an. Was sie weiter stritten, verstand ich nicht, hörte nur im Hintergrund das Kind laut weinen. Kurzentschlossen rief ich die Polizei an und meldete es. Kurze Zeit später kamen zwei Polizisten. Was im Haus weiter geschah weiß ich nicht. Die Rolläden waren herunter gelassen. Zwei/drei Wochen später stritten die Nachbarn wieder lauthals. Wieder war das Weinen eines Kindes zu hören. Der Mann erschien am Fenster, schaute hinaus und ließ ganz schnell den Rolladen herunter.
Szene 3. Wir gewöhnen den Sommerspross gerade in der Kita ein. Als ich ihn morgens ablieferte und zurückging, kam mir eine Mutter mit ihren beiden Kindern entgegen. Sie waren noch ungefähr 30 Meter entfernt und sahen mich nicht. Aber ich beobachtete, wie sie sich mit ihrem älteren Kind stritt. Dann schlug sie ihn ins Gesicht. Kräftigt. Erst Sekunden später realisierte sie, dass ich das gesehen habe. Als ich an ihr und den Kindern vorbeiging, drehte sie mir den Rücken zu. Das Kind weinte nicht, sah eher ziemlich abgestumpft aus.
Alle Kinder, von denen ich jetzt geschrieben habe, waren zwischen vier und sechs Jahren alt. Wegschauen? Handeln? Ansprechen? Was ist der richtige Weg? Nur bei einem bin ich mir sicher: ein kleines Kind zu schlagen, geht gar nicht!

Dienstag, 11. Juli 2017

Stallurlaub an der schwäbischen Ostsee

Ein wundervoller Nachmittag steht an. Verabredet sind wir mit einer Freundin und deren Tochter, um gemeinsam mit dem Pony meiner Freundin eine lustige Kutschfahrt zu unternehmen. "Hoch auf dem gelben Wagen" oder so singt es in mir, als wir nach dem Mittagschlaf des Sommersprosses Richtung Stall fahren. Dort angekommen, wird das Pony schon vor die Kutsche gespannt, die Kinder sind voller Vorfreude. "Da, Pferd", erklärt der Sommerspross und deutet auf die vielen Vierbeiner, die um uns herumlaufen, im Weg stehen, dem Pony den Hintern ins Gesicht strecken. "Da, großes Pferd. Da kleines Pferd." Der Redeschwall nimmt zu und der Sommerspross lernt, dass es Pferde und Ponys gibt. Endlich kann es losgehen. Wir haben dabei: Einen kleinen Rucksack mit Trinkflaschen, Kekse, Schokohörnchen, Fruchtquetschies, eine Peitsche, zwei aufgeregte Kinder, zwei Pferdenärrinnen (von denen eine Ahnung vom Kutschefahren hat. Die andere nicht. Ratet mal, wer ich bin...). Schon nach fünf Minuten sind wir schweißgebadet, denn heute sticht das Pony der Hafer. Entweder ist es ihm heute zu schwül, zu schwer oder er hat einfach einen schlechten Tag - wir wir Menschen auch. Mal bleibt das Pony stehen, mal will es Gras fressen, rückwärts laufen, seitwärts laufen. Meine Freundin kontrolliert Kinder und Pony von der Kutsche aus, passt auf, dass keiner abschmiert (Zweijährige neigen dazu, während der Fahrt absteigen zu wollen. Doofe Idee!) und ich habe die Aufgabe, das Pony notfalls festzuhalten, am Zügel zum Weiterlaufen zu animieren. Übrigens auch mit der Peitsche im Rücken... :-) Das Vernügen geht weiter, die Kinder haben Hunger. Also: Pause. Kekse auspacken, Pony vom ausbrechen abhalten, Pony gut zureden, Kinder vom absteigen abhalten, mit Trinkflaschen jonglieren. Alles entspannt, der Wahnsinn kommt erst noch. Kurz vor dem Waldrand teilt uns das Pony mit, dass es von Bremsen geärgert wird. Drei dicke, fette Bremsen haben es sich auf seinem Hinterteil bequem gemacht. Wäre ja prinzipiell kein Probem - wenn mein Kind nicht gerade angemerkt hätte, dass es jetzt an die Milchbar möchte, die Kutsche kurz vorm Abschmieren ins Haferfeld ist, es bergab geht, die Tochter meiner Freundin schon leicht panisch guckt und wir zwischen lachen und weinen sind. Mit dem Sommerspross an der Bar halte ich das Pony fest, meine Freundin spricht ein Machtwort mit den Bremsen und irgendwann geht es weiter. Zwischendurch wird der Sommerspross einfach ins Haferfeld gestellt, Milch muss warten. Das letzte Stück kommt er wieder auf den Arm und als wir am Stall ankommen, sind wir k.o. Das Pony nicht, das hat noch Energie. Also ab auf den Sandplatz, wo es nach Herzenslust springen, tollen und rennen kann. Währenddessen springen die Kids in die schwäbische Ostsee. Das ist eine große Pfütze im Sandplatz. Wie die Bekloppten rennen sie barfuß durch das Wasser, spritzen sich gegenseitig nass und unser Sohnemann landet natürlich mit einem Bauchplatscher im Wasser. 

Ihn juckt es nicht, er steht auf, rennt weiter, seiner kleinen Freundin hinterher. Zwischendurch lande ich selbst fast in der "Ostsee". Naja, Schuhe trocknen wieder... Am Himmel türmen sich währenddessen dunkle Wolken auf. "Wir sollten jetzt lieber gehen", sage ich. Wir schnappen uns die pitschnassen Wirbelwinde und rennen fast schon zum Auto. Sohnemann mittlerweile nackig, da bis auf einzelne Haare auf dem Kopf eh alles nass war. Am Auto angekommen, bricht das Unwetter los. Ich schaffe es noch, ihm eine Windel anzuziehen, ihn in den Kindersitz zu stopfen (anders kann man das wahrhaftig nicht beschreiben), mit einer Jacke zuzudecken, während die anderen beiden ebenfalls zum Auto sprinten. Danach gibt es Krümelcappucchino zum Aufwärmen. Fazit: Vollkatastrophe mit Lachgarantie.

Mittwoch, 28. Juni 2017

Guten Abend, gut' Nacht

Knapp zwei Jahre ist der Sommerspross nun alt. Die Windeln haben wir nicht gezählt, die fehlenden Stunden Schlaf in der Nacht auch nicht. Nicht die Abende, die wir damit zugebracht haben, ihn ins Bett zu bringen und davon zu überzeugen, dass BobbyCar, Katze, Traktor, Bagger und all die anderen tollen Sachen jetzt auch schlafen müssen. Oft genug lag ich selbst daneben, bin ehrlich gesagt auch eingeschlafen und irgendwann nochmal aufgestanden, um wenigstens ein bisschen was von meinem Feierabend (sinnlos auf der Couch sitzen und Verblödungs-TV gucken) zu haben. Oder vielleicht noch die Küche aufzuräumen, um am nächsten Morgen nicht über den ausgeräumten Tupperschrank zu stolpern oder den Kinderstuhl zu suchen. Harte Monate! Singen, einschlafstillen, singen, einschlafstillen - in Dauerschleife! Schreien lassen, damit der Sommerspross schläft? Nein, niemals! Immer noch drückt eine Aussage auf mein Herz, die ich kurz nach der Geburt zu hören bekommen habe: "Wir haben XY einfach eine Nacht mit Schnulli schreien lassen. Dann hat er durchgeschlafen." Bombastische Idee, denn ein Baby, das sich nachts meldet, tut dies garantiert, um seine Eltern zu ärgern. Immerhin kommen diese kleinen, goldigen Wesen nur mit der Absicht auf die Welt, uns zu tyrannisieren. Oft genug war ich genervt und schlecht gelaunt, habe die Mutterschaft mehr als nur einmal in Frage gestellt (und mir gelobt, dass es garantiert kein zweites Kind gibt) und diese abendliche InsBettBringerei mit allen mit bekannten Schimpfworten verflucht (und das sind einige). Trotzdem: Wir haben es durchgezogen! Manko: Einschlafstillen ist die beste Möglichkeit - beim Göttergatten funktioniert das also nicht sooooo gut. Dennoch kam zumindets bei mir vor einigen Wochen der große Sprung. "Mama raus", sagte mir der Sommerspross. Äh, wie bitte? Wir waren gerade dabei, das abendliche Zeremonium mit schuckeln, stillen, schuckeln, Buch angucken usw. durchzuziehen. Er wiederholte es noch einmal: "Mama raus." Nun gut, ich gab ihm einen Kuss, sagte "Gute Nacht, schlaf gut" und verließ das Schlafzimmer. Über das Babyphone hörte ich noch zwei Minuten lang, wie er voller Begeisterung in seinem Buch blätterte, "Wosser Traktor? Dasser Traktor" (Wo ist der Taktor? Da ist der Taktor), "Wosser Bagger? Dasser Bagger" und mit einem Mal war Stille. Ruhe! Ich war verwirrt. Nichts zu hören. Als Vorzeigehelikopter also ins Schlafzimmer geschlichen und kontrolliert. Pennt. Seelenruhig. Im Arm die Kuschelkatze, neben ihm das Bagger-Traktor-Fahrzeuge-Buch. Ohne Gebrüll. Ohne Weinen. Tief und fest! CHAMPAGNER!!!! Es blieb kein Einzelfall, dieser Abend. Und als der Göttergatte neulich Bettbringdienst hatte - gab ihm der Sommerspross einen Kuss, "da slasla" (schlafen!), stieg aus dem Bett, sagte "Gute Nacht" und wollte wieder hoch. In den Feierabend, denn der Sommerspross hatte ja jemanden ins Bett gebracht... Wenn meine Lachtränen getrocknet sind, erzähle ich weiter...

Montag, 26. Juni 2017

Rock die Windel, Blacksheep

"Maaaamaaaa... Paaaatiiii..." Heißt: Mama. Party! Zwei Tage nach dem Blacksheep-Festival in Bonfeld fahren wir wieder am Gelände vorbei. Der Sommerspross windet sich ungeduldig in seinem Sitz. "Maaamaaaa... Paaatiiii...", ruft es wieder von der Rückbank. Er hätte jetzt gerne am liebsten sofort, dass ich anhalte und wir wieder über das Festivalgelände im Schlosshof laufen. Schließlich hat der Sommerspross dort sein zweites Blacksheep-Festival in diesem Jahr erlebt. Ob er sich an das letzte Jahr erinnert? Keine Ahnung, das hat er auch ziemlich verpennt. Rückblick zu Samstag:  Überall gibt es was zu sehen. Es ist brütend heiß und von der Innenhofbühne kommt laute Musik. Die interessiert den Sommerspross nicht so sehr. Er hat nämlich etwas anderes entdeckt: Steinchen! Um ihn herum hören die Menschen der Musik zu, der Sommerspross wühlt lieber auf dem Boden. Dann guckt er plötzlich hoch: "Peitaaa." Für die dieser Sprache Unkundigen: Weiter! Bitte sofort und schon vor fünf Minuten. Meine Schwester ist anfangs noch bei uns, bis ihre Schicht an der Getränkeausgabe beginnt. Ein Glück! Sie schiebt den Buggy mit Rucksack, Windeln, Sonnenschutz, Ersatzkleidung, Wasserflasche und ich renne dem kleinen Wesen mit dem grellgrünen Ohrenschutz hinterher.


Aber aufgepasst, es kann zu Verwechslungen kommen, denn unser Spross ist nicht der einzige mit diesem einzigartigen Kopfschmuck. Jede Menge andere Minirocker haben Micky-Mäuse auf den Ohren. Vielleicht sollte man sie im nächsten Jahr einfach noch mit einer Fahne schmücken, jedes Kind ein anderer Wimpel... Irgendwann erreichen wir auch den Ort seiner Begierde: Die Hüpfburg im Kids-Club. "Mama, hüpfen." Voller Ungeduld versucht der Sohnemann, seine Schuhe auszuziehen. Ich helfe ihm und setze ihn in die Hüpfburg. "Mama mit." Hrmpf. Also streife ich auch die Schuhe ab und setze mich zwischen hüpfende und johlende Kinder, wobei ich mich wie ein gestrandeter Wal fühle. Einige Meter weiter versuchen sich andere Kinder am Jonglieren, balancieren auf einem Riesenball, lassen sich schminken oder gucken dem Clown auf dem Hüpfpferd zu. Es scheint großen Spaß zu machen - Kinder hüpfen im KidsClub, die Eltern vor der Bühne. Ist also für jeden etwas dabei. Kids trinken Apfelschorle, Eltern Bier. Passt!





Einige Zeit später hat der Sommerspross Hunger. Und was muss man auf einem Festival machen? Richtig- Pommes essen. Auf dem Boden, im Staub sitzend, die Finger mit Ketchup verschmiert und möglichst so, dass andere über uns stolpern. Wir machen alles richtig und unser Nachwuchs hat seinen Spaß. Die Spuren der staubigen Steine von vorhin werden nun mit ein wenig Ketchup vervollständigt. Mama kann ja waschen! Alles entspannt. Die Stelzenmenschen haben zum Glück gerade Pause und geraten nicht in Gefahr, über unser Picknick zu stolpern.
Auf unserem Rundgang entdecken wir noch mehr: Die Musikmaschine! Ganz großes Kino - lauter kleine Jungs sitzen vor dem Musiker und staunen. "Willst du was essen?", wird neben uns ein sechsjähriges Kind gefragt. Neeeee, natürlich nicht, Papa. Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Das fahrende Spinnradorchester mit Didgeridoo und Sitar ist ein Publikumsmagnet. Zeit für mich, ein bisschen das Festival zu genießen. Einige sind mit dem Nachwuchs gekommen (grüne Ohrschütze Ahoi!), andere lassen es sich auch hochschwanger nicht nehmen, das Kind an gute Musik zu gewöhnen: Nazareth und Saga sind nur zwei der Bands, die den Samstag rocken.



In der Zeit, bis der Sommerspross vor lauter Müdigkeit fast umfällt, nehmen wir noch DOTE, Damian Lynn, Hunter & The Bear, Jersey Julie und The Brandos mit. Bei Hunter & The Bear stehen wir sogar weit vorne. Neben mir eine Freundin, wir beide mit Ohrschützerjungs auf den Schultern. Die beiden Jungs finden es zum brüllen, hüpfen auf unseren Schultern, klatschen in die Hände (besser als manch ein anderer) und haben die beste Sicht. Ich sehe schon - im nächsten Jahr machen die beiden Crowdsurfing und rocken die Windel...

Danke an die Veranstalter des Blacksheep-Festivals - ihr seid großartig!
Mehr Fotos unter The Sound of Pictures

Freitag, 7. April 2017

Verantwortung

Es ist so viel, was wir unseren Kindern zeigen. Jeden Tag erklären wir, zeigen wir, erzählen wir, was wir sehen. Wir schauen mit ihnen Bücher an, spielen mit ihnen, verbieten aber auch oder schimpfen. Es liegt in unserer Verantwortung, unseren Kindern die Welt zu zeigen, sie auf alles aufmerksam zu machen. Vieles zeigen aber auch sie uns, jede einzelne kleine Blume am Wegesrand wird voller Begeisterung angeschaut und kommentiert. Im Garten fliegen Bienen, ihnen rennt auch unser Sommerspross gerne nach. Auch eine Verantwortung von uns: auf die Freuden der Natur hinweisen und diese erklären. Im Auto schnallen wir unsere Kinder an. Es ist unsere Verantwortung, sie im Straßenverkehr zu schützen. Laufen wir mit ihnen an der Straße entlang, nehmen wir sie an der Hand. Wir übernehmen Verantwortung für ihre Sicherheit. Wir sorgen dafür, dass unsere Kinder zu essen haben, saubere Kleidungtragen und ein warmes Bett haben. Wir erklären genau, was sie dürfen und was sie nicht dürfen. Wir versuchen zu schützen und zu bewahren, wo wir können. Wir erklären mehr als nur einmal, dass man sich verbrennt, wenn man auf eine heiße Herdplatte fasst. Wir betonen immer und immer wieder, dass man im Straßenverkehr aufpassen muss. Eltern zeigen sich verantwortungsbewusst, für das Leben und die Zukunft ihrer Kinder. Immerhin sind sie auf uns angewiesen, kleine Händchen und kleine Füßchen brauchen große Fußstapfen, denen sie folgen können, die sich aber auch dem Schritt der Kinder anpassen. Indem wir unseren Kinder zeigen, was Verantwortung ist, sind wir gleichzeitig Vorbild. Manchmal leichter gesagt als getan. Manchmal ist es anstrengend, zu erziehen, zu erklären, zu beschützen und zu bewahren. Der eine oder andere ist dann froh über einen Abend, an dem man einfach abschalten kann. Der Partner übernimmt abends den Babysitterjob und man kann für zwei, drei Stunden raus. Es sind einige Kilometer, die gefahren werden müssen. Am Ziel gibt es zwei Bier und einen Whisky. Das entspannt und hilft, die Welt wieder mit anderen Augen zu sehen. Bei so viel Verantwortung, die man tagsüber zeigen muss, insbesondere wenn es mehr als nur ein Kind ist, gehört ein wenig Abschalten ja schließlich dazu. Bier und Whisky selbstverständlich auch. Anders lässt sich das Leben ja sonst nicht ertragen. Kinder, die bis Mitternacht randalieren und nicht ins Bett wollen, morgens um 6 Uhr aber wieder wach sind und überhaupt tun und lassen, was sie wollen. Nach regem Austausch steigt der verantwortungsvolle Erziehungsberechtigte erneut in sein Auto und fährt nach Hause. Bald naht ein neuer Tag, an dem Verantwortung und Regeln gezeigt werden müssen. Man ist schließlich ein Vorbild...Oder?

Freitag, 31. März 2017

Der Mond ist aufgegangen

Mal angenommen, also, nur mal angenommen, der Nachwuchs macht tatsächlich Anstalten, müde zu sein - dann geht die Party richtig los. Nach einem langen Tag, vorlesen, rumtoben, Essenszirkus, fangen spielen, buddeln, Blumen gießen, Katze ärgern, Papa anrufen, Oma anrufen, nach Opa fragen, Kaba trinken, Banane matschen, Autos angucken, Kirchturm suchen, Laster zählen, Traktoren nachahmen, Lego spielen und gefühlt zahllosen Malen auf Wehwehchen pusten könnte es ja sein, dass der Sommerspross müde ist. War man den Nachmittag draußen, kommt das erste Kunststück: den Sommerspross davon überzeugen, dass die Blumen nun genug Wasser bekommen haben, eher am ertrinken sind und keinen Durst mehr haben. Also schnell die Ohren zuhalten, liebe Nachbarn. Unser Kind leidet nicht, er soll nur ins Haus gehen. Die Trickkiste ist groß: "Komm, wir füttern die Katze" oder "Lass uns drinnen Blumen gießen". Noch kurz diverse Spielsachen aufräumen. Kindergrill, BobbyCar, Bagger und diverse andere Dinge im Kabuff verstauen und ins Haus gehen. Dann sind auch im Haus Blumen gegossen und die Katze muss keinen Hunger mehr leiden. Nächste Aktion: Zwei Stockwerke zurücklegen und den Sommerspross überreden, mir den Traktor zu geben (wahlweise auch ein Brezelstück, eine Wasserflasche oder einen Magneten), damit er die Treppen hochklettern kann. Ist auch dieses Kunststück geschafft, können wir uns endlich ans Abendessen machen. Wir kochen Suppe. Dann hat jeder seinen Spaß. Gemüse kochen, Brühe dazukippen, eventuell Milch, alles pürieren und fertig ist der Gaumenschmaus. Eventuell ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, das Kind von einem tiefen Teller zu überzeugen. Gerne bringt er stattdessen einen flachen, der zum Wohle des Fußbodens eventuell ausgetauscht werden sollte. Aber nur eventuell und falls man nicht noch putzen möchte (es soll ja Muttis geben, die darin eine Erfüllung finden). Abenteuerliche zehn Esslöffel später fällt dem Kleinen ein, dass er ins PE (Bett) möchte und dort bitte schleunigst an die Milchbar. Die eigentlichen Diskussionen beginnen. Großkampf auf dem Wickeltisch, Kickboxversuche des Sohnemanns und meine kläglichen Versuche, den lustig gemeinten Tritten auszuweichen. Mit acht Armen gelingt es mir dann, ihm den Schlafanzug anzuziehen und ins Bad zu bugsieren. Zähne putzen! Ich bin mittlerweile Schweiß gebadet. Dann läuft der Sommerspross freudestrahlend Richtung Bett, in der einen Hand ein Auto, in der anderen der Gabelstapler. "Tatze", ruft er noch. Ja, das Kuscheltier muss auch noch mit. Also machen wir es uns mit diversen Fahrzeugen, einer weißen Tigerkatze und uns beiden gemütlich, der Nachwuchs dockt an. Zwischen begeisterten Schmatzern brabbelt der Spross noch einige Worte, Kaggaaa (Bagger), Kitu (Kirchturm), Tattaaaa (Laster) und lässt mich vollkommen begeistert an den Erlebnissen seines Tages teilhaben. Ein bisschen summe ich noch ein Abendlied, dann habe ich gewonnen. Kind schläft. Ich auch fast...

Sonntag, 26. Februar 2017

Dutzi dutzi teita

Die ersten Worte eines Kindes merkt man sich immer. Ob nun Ball, Papa oder Katze - das erste Wort wird aufgeschrieben. Unermüdlich versuchen wir auch, unserem Sommerspross die Freuden der Sprache beizubringen. Selbstverständlich mit der Betonung darauf, dass es als und nicht wie heißt, der Fuß nicht nur Fuß ist, sondern auch Bein hat und der Dativ dem Genitiv sein Tod ist. Natürlich versteht der Sommerspross das schon alles und antwortet in grammatikalisch einwandfreien Sätzen, die nicht mehr mit Rotstift korrigiert werden müssen. Wenn da nicht die liebe Verwandtschaft wäre. Die tut ja auch alles, um dem Kind ebenfalls das Sprechen beizubringen. "Tick-tack gucken?", wird der kleine Knopf gefragt. Er sieht etwas ratlos aus und entgegnet dann vorsichtig, ob denn die Wanduhr von der Ururgroßmutter gemeint sei, die gerade 15 Uhr geschlagen hat. "Ja, Tick-tack", heißt es wieder. "Sommerspross gucken?" Er schüttelt verwirrt den Kopf, schlägt in seinem Wörterbuch Erwachsene-Kinder nach und liest: Bei unklaren Äußerungen erwachsener Menschen einfach nicken, brabbeln und fröhlich glucksen. Wird der Sommerspross am Ende eines solchen Besuches abgeholt, wundert sich die stolze Mama natürlich, warum die sorgsam eingebleute deutsche Sprache wieder auf Normalnull gesunken ist. Ähnliche Szenarien spielen sich bei anderen Verwandten ab. Man möchte mit dem Sommerspross spazieren gehen. Es geht immerhin um den täglichen Bedarf an Vitamin D, der unbedingt gedeckt werden sollte. "Teita gehen?", wird der Sommerspross gefragt. Der steht etwas ratlos in der Weltgeschichte herum und fragt sich wahrscheinlich, mit welchen sprachlichen Faux-Pas er nun konfrontiert wird. "Oder ata?", wird die Frage noch ein wenig ausformuliert. Das Wörterbuch sagt dem Sommerspross, dass Ata in der Regel ein Putzmittel ist, um Waschbecken im heimischen Badezimmer wieder strahlend rein zu wienern, unter Umständen und bei besonders schweren Fällen sprachlicher Verwirrtheit erwachsener Personen auch ein Synonym für Spaziergang ist. Dem Sommerspross raucht der Kopf. Immer diese Simultanübersetzung im Kopf. Und das noch ohne abgeschlossenes Hochschulstudium. Daher hofft der Sommerspross, dass die sprachlichen Defizite der Erwachsenen in seinem Umkreis zumindest bis zu seiner Einschulung passé sind und seine neuen Schulfreunde zumindest mit einem ganz normalen "Moin Moin" und nicht "Dutzi dutzi" begrüßt werden. Ein bisschen Hoffnung besteht ja noch.

Sonntag, 19. Februar 2017

Kostenfrage

Es ist ein wunderschönes Gefühl, Eltern zu werden. Gemeinsam eine Geburt miterleben zu dürfen, dann das kleine Würmchen im Arm zu halten, die ersten Wochen, Monate und Jahre zu sehen, wie das Kind größer wird, erste Geburtstage feiern, Pflästerchen auf aufgeschrammte Knie zu kleben, aber auch mal an die erzieherischen Grenzen zu kommen. Trotzphasen, Essen-Verweiger-Phasen, schlaflose Nächte - das alles macht man gemeinsam durch. Auch heute gucke ich wieder in den Spiegel und sehe außer dunklen Ringen unter den Augen nur eine nicht vorhandene Frisur und neben mir eine Tafel Frustschokolade liegen, um den Tag zu überstehen. Trotzdem: wir haben einen glücklichen Sommerspross und versuchen so gut es geht, unserem Kind eine gute Erziehung zukommen zu lassen. Gemeinsam! Ich bin eher der Bad Cop und ein bisschen strenger, der Göttergatte (und momentaner Alleinverdiener) nutzt die Zeit, die er mit seinem Sohn hat und macht auch mal eine halbe Stunde Quatsch mit dem Sommerspross. Wir besprechen viel zusammen, sind uns nicht immer einig, aber schließen Kompromisse - mal mehr und mal weniger zähneknirschend. Wie es eben so ist. Wenn ich mich gerade aber oder auch in den vergangenen Jahren schon in meinem Freundeskreis umhöre und umgehört habe, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Ja, in unserer heutigen Zeit gibt es viele Scheidungen, viele Beziehungen gehen auseinander. Ich kenne ein Elternpaar, das kein Paar ist, die aber trotzdem zusammen wohnen, um dem gemeinsamen Kind Eltern zu sein. Auch hier sind Kompromisse gefragt, aber um des Kindes Wohle wollen sie diese Art von Elternmodell durchziehen. Da sie sich super verstehen, ist das ein kein Problem. Doch eher traurige Nachrichten liest man jeden Tag in der Presse, auch im nahen Umfeld gibt es Streitereien. Es ist ein Tauziehen ohnegleichen. Anstelle des Seiles sind jedoch die Kinder diejenigen, an denen herumgezerrt wird. Besuchsverbote sind nicht nur eines, ich habe schon von Reisepässen gehört, die nicht heausgegeben wurden, sodass ein Urlaub nicht stattfinden konnte. Verschlossene Türen, wenn die Kinder abgeholt werden sollten oder - und das ist fast am schlimmsten: Lügengeschichten, die den Kindern über das andere Elternteil erzählt werden, damit es von sich aus den Umgang verweigert. Elternteile, die ihre Kinder nicht sehen können, außer im Beisein des Anderen. Kinder, die immer nur mitbekommen, wie sich ihre Eltern streiten. Kinder, die verzweifelte Elternteile vor sich haben. Kinder, die nicht verstehen, warum Mama und Papa sich nicht mehr lieb haben. Kinder, die den geliebten Papa oder die geliebte Mama nicht sehen dürfen, weil es einem gerade nicht in den Kram passt. Kinder, die als Machtmittel benutzt werden. Mal begreifen beide Elternteile nicht, was sie damit anrichten, mal ist es nur ein Elternteil, der auf stur schaltet, weil er dem anderen eins auswischen möchte. Aber ganz ehrlich: Ist euch eigentlich bewusst, wem ihr damit schadet? Dem Ex-Partner? Oder vielleicht doch am allermeisten dem eigenen Kind oder den eigenen Kindern? Wenn Kinder nur miterleben, dass negativ über Mama oder Papa gesprochen wird? Wenn sie das geliebte Elternteil nicht sehen dürfen, weil einer oder eine es verbietet? Versteht das ein Kind, besonders wenn es noch klein ist? Oder zum Kuckuck: Ist denjenigen, die ihr Kind absichtlich einem solchen Stress aussetzen, eigentlich klar, was sie damit anrichten? Ja, eine Beziehung kann zerbrechen. Aber denkt doch mal gefälligst an eure Kinder, bevor ihr eure Machtspielchen auf Kosten des eigenen Nachwuchses austragt.

Samstag, 4. Februar 2017

Aus dem Leben eines Sommersprosses Teil III

Mama hat mich wieder auf einen Lehrgang mitgenommen. Anscheinend war ich dort letztes Jahr auch schon. Ganz dunkel erinnere ich mich an das viele glitzernde Blech, auf dem ich immer noch nicht rumtrommeln durfte. Schade! Morgens fing alles mit einem Frühstück an. Das war mir meistens egal, denn ich spielte am Tisch am liebsten mit meinem Traktor. Oder las aus meinen Bilderbüchern vor. Je nachdem, ob mir gerade wieder einer der Erwachsenen (!!!) meinen Traktor geklaut hatte oder nicht. Vor allem die Männer waren da ganz heiß drauf. Haben die als Kind keinen Traktor gehabt? Komische Bezeichnungen haben die dort für meinen Traktor gehabt, einer sagte "Schlepper", manchmal klang es auch wie "Schlebbaaaaa", andere sagten "Bulldog". Naja, hauptsache, ich bekam meinen Traktor wieder, wenn die großen Kinder ausgespielt hatten. Nach dem Frühstück fuhr ich meistens auf meinem BobbyCar mit Mama zusammen in einen anderen großen Saal. Eine Stunde lang stand dann vorne jemand und erzählte uns etwas. Besonders viel habe ich davon nicht verstanden, viel schöner war es, wenn alle miteinander gesungen haben. Dann und wann kommentierte ich natürlich auch. Immer nur zuhören geht ja gar nicht, das kann Mama auch nicht. Laut und deutlich warf ich ab und zu mein neues Lieblingswort in die Runde: "Traktooooor." Oh und ab und zu hat es mich in der Windel gezwickt. In besonders ruhigen Momentan erzählte ich laut und deutlich, dass ich gerade Pipi gemacht habe: "Pipi! Kloooo." Ansonsten blätterte ich durch meine Bücher, ließ den Traktor und den Bagger fahren und kuschelte mit Mama. Richtig spannend wurde es etwas später. Alle waren in kleine Gruppen aufgeteilt, Dirigiergruppen waren das. Was das sein sollte? Keine Ahnung. Immer abwechselnd stand einer vorne, wedelte mit den Armen rum und der Rest der Gruppe spielte dazu mehr oder weniger schöne Töne. Manchmal waren es auch viel weniger schöne Töne. Aber das darf ich nicht laut sagen, sonst lässt Mama mich bestimmt nicht mehr mit ihrem silbernen Blechdings spielen. Oh, das ist so toll. Mundstück draufstecken, runternehmen, drauf, runter,... Gestritten haben wir uns nur, wenn sie wieder Krach damit machen wollte, ich aber mit dem Spielen noch nicht fertig war. Besänftigt wurde ich dann mit meinen kleinen Crackern. Mamas Kumpel, der auch so ein Blechdings spielt, sagte immer "Frolic" dazu.
In der Gruppe wurde übrigens auch gefilmt. Aber immer nur der, der gerade wie wild vorne mit den Armen rumfuchtelte. Nach einiger Zeit sahen sich alle das Video an. Ich wurde nie gefilmt! Das fand ich ziemlich schade und fuhr daher ab und zu mit meinem BobbyCar ins Bild, drehte eine Schleife und fuhr wieder zurück. Mein BobbyCar war sowieso das Highlight. Am Ende des Lehrgangs konnte ich damit eine Rampe runtersausen, und Mama musste mich wieder hochschieben. Wenn wir morgens ankamen, stand das BobbyCar aber nie dort, wo ich es abends geparkt hatte. Ich glaube ja, dass es auf dem Lehrgang ganz viele Menschen gab, die in ihrer Jugend nicht BobbyCar-fahren durften. Das mussten sie in der Woche mit meinem Auto nachholen. Naja, es blieb zum Glück heile.
Geschlafen habe ich tagsüber in einem Raum, in dem es immer ein bisschen nach Kerzen roch. Dort war eine richtig ruhige Atmosphäre. Außer mir schliefen dort auch Liederbücher, ein Kreuz und dann und wann kamen andere Leute rein, die kurz verweilten, mich aber schlafen ließen. Mama sagte dazu, es sei kein Wunder, in der Kirche schlafen wohl die meisten Leute am besten. Danach durfte ich ganz oft Kaffee kochen. In der Tagungsstätte gab es nämlich einen Automaten, der zischte und schäumte und ordentlich Krach machte. Nicht so ein langweiliges Ding mit Kapsel wie Zuhause. Knöpfchen drücken und schon kamen die tollsten Sachen zustande. Bei 80 Teilnehmern auf dem Lehrgang kam ich ganz schön ins Schwitzen. Was trinken die denn auch soviel Kaffee? Waren die etwa müde? Nachts sollen die schlafen. Mama erzählt immer, dass man hier nachts nicht soviel schläft. Stattdessen werden Schwarzwurst und Zwiebelsalat gegessen, ganz viele Flüssigkeiten getrunken (die für mich wohl noch tabu sind. Ich durfte da nie dabei sein! Unverschämtheit) und geredet, geredet, geredet. Irgendwann, wenn ich mal groß bin, dann mache ich da auch mit. Ich werde komisch mit den Händen wedeln, so ein eigenes, glitzerndes Blechding haben und nachts meinen Senf dazugeben. Ich freue mich schon!

Freitag, 20. Januar 2017

Papatag

Muddi bittet mal wieder um Ausgang - für einen ganzen Tag. Sie möchte von morgens bis abends zu einem Workshop. Ohne Kind! D.h. früh morgens los, um schon das Frühstück dort einnehmen zu können, erst abends gegen 22Uhr zurück. Also ist Papatag angesagt. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren. Am Kühlschrank hängen bereits zwei Listen. Die eine sagt, was der eigentlich 70%-Stillsommerspross zu 30% ab und zu gerne isst. Oder vielmehr eventuell gerne isst, um nicht vom Fleisch zu fallen. Aber nur dann isst, wenn er möchte. Daneben hängt eine weitere Liste. Nur für den Fall, dass der Papa überlegt, dem Kind bei 8 Grad minus nur Söckchen und einen leichten Pulli anzuziehen, kann er der Liste den einen oder anderen Hinweis entnehmen, doch wenigstens an Mütze und Handschuhe zu denken.


Während die Helikoptermuddi also plant und plant, freut und freut sich der Papa auf den Tag mit seinem Spross. Er möchte sich mit einem anderen Papa zusammentun, der ebenfalls für einen Tag Strohwitwer ist und seine zwei Töchter bespaßen darf. Ich sehe es schon vor mir: Frühstück beim Restaurant zum Goldenen M, Schlittenfahren auf dem Stocksberg (inklusive begeisterter "Schleeeeee, Schleeeee"- Rufe des Sommersprosses), als Stärkung nach so viel Sport natürlich ne schöne, fettige Bratwurst mit Extra-Ketchup und Mittagsschlaf im Auto. Dazwischen eventuell leichte Panikattacken des Papas, wo die volle Windel gewechselt werden kann. Aber selbst das ist kein Problem. Die Mädels sammeln Holz, es wird ein Lagerfeuer gemacht und mit dieser Wärme wird selbst das Windelwechseln im Tiefschnee zum Spaziergang. Danach gibt es über dem Feuer geröstete Maiskringel für die Kids und Kaffee aus der Thermoskanne für die Papas. So geht ein Vormittag ganz schnell rum. Nachmittags zu Oma und Opa, die voller Freude das Enkelchen bespaßen, während Papa ein bisschen erschöpft für einige Minuten auf der Couch einpennt. Der Sommerspross wird mit Brezel und Babykeks abgefüttert und schwelgt in Glück. Zuhause noch ein bisschen Kaffeemaschine spielen, Katze am Schwanz ziehen, dem Staubsauger hinterherrennen (Kagaaaaa!) und irgendwann vollkommen k.o. auf Papas Arm einschlafen. Dass er sich solange nicht bewegen kann, muss nicht extra erwähnt werden. Macht nichts, wenn Mama irgendwann glücklich und erholt nach Hause kommt, liegen Papa und Sommerspross Arm in Arm auf der Couch. Im Tiefschlaf! Am nächsten Tag wundert sich nur der Sommerspross, warum es keine Pommes zum Frühstück gibt... Papa ist halt doch cooler als Mama.

Montag, 16. Januar 2017

Superwoman

Immer wieder laufen sie einem über den Weg: Diese scheinbar perfekten Mütter. Spielerisch meistern sie den Alltag zwischen Kind(ern) erziehen und Haushalt, Ehemann beglücken, kochen, putzen und Kaffeetrinken. Dazu sind sie topgestylt, frisiert, geduscht und grinsen dich mit einem Colgate-Lächeln an. Pünktlich steht das Essen auf dem Tisch, und wenn wir diese Vorzeigemuttis besuchen, liegt kein Spielzeug auf dem Boden herum, die Kinder haben perfekte Manieren und matschen ihr Essen nicht. Natürlich schläft der Nachwuchs durch (es ist ja auch das Wichtigste auf der Welt, sollte man meinen). Die Figur aus der Zeit vor der Schwangeschaft ist längst zurück, und diese Supermuttis sehen sogar noch besser aus als vorher. Und dann gibt es noch uns, die Normalos. Mit etwas Glück schaffe ich es morgens, meine Haare zu kämmen und vorher sogar zu duschen. Frisur danach? Muddistyle: irgendwie zusammengeknuddelt mit einem ausgeleierten Haarband. Passt! Reicht wieder bis zum nächsten Besuch im Bad. Dann folgt der ultimative Kampf mit der Zahnbürste. Nein, ich kann meine Zähne putzen. Es geht um den Sommerspross. Manchmal putzt er voller Begeisterung, dann ist es wieder der Kampf David gegen Goliath. Und ich sage euch: der kleine Mann hat eine enorme Kraft, wenn er nicht will. Irgendwie schaffen wir es dann doch, die kleinen spitzen Beißerchen ansatzweise zu putzen. Wenn ich dann einige Zeit später auf andere Freundinnen treffe, sprechen die mich meistens noch auf die Zahnpastakrümel auf meinem Shirt an. Na gut, immerhin habe ich den Mund vom Sommerspross noch mit einem Waschlappen gesäubert und er sieht top aus. Oh, oder doch nicht? Auf seinem Pulli klebt noch eine Spur Hirsekringel mit Brezelmatsch. Ja, das war sein Frühstück. Etwas anderes wollte er nicht. Ach, und dein Vorzeigekind hat anstandslos den Hirse-Früchte-Brei mit Goji-Beeren gegessen? Schön! Nachmittags bekommen wir Besuch.Achtung! Entweder stolpert man an der Haustür über unsere kleine, etwas tapsige Katze oder über einen Spielzeugbagger oder ein Auto oder einen Hausschuh oder über eine leere Flasche, die der Sommerspross voller Freude aus dem ersten Stock über die Absperrung runtergeschmissen hat. Das kracht nämlich so schön! Findet er. Ich weniger, aber wir Normalomuddis werden ja nicht gefragt. Bei der folgenden Kaba-Waffel-Schlacht sind alle anwesenden Kinder der Normalomuddis anschließend badewannenreif. Die Kabaflecken zieren nicht nur die Shirts, Hosen und natürlich die niedlichen kleinen Kinderschnuten. Auch unser Parkettboden (Perlen vor die Säue, glaubt mir) wollte etwas von dem leckeren Kaba haben. Rund um den Tisch sind nämlich kleine Flecken. Abwechselnd hauen sich die anwesenden Kinder irgendwas gegenseitig an den Kopf, schubsen sich vom BobbyCar ("Ich jetzt!"), zwicken sich, weil der Bagger jetzt unbedingt in den Besitz des anderen Kindes übergehen muss, brüllen, heulen und stampfen mit den Füßen auf, weil die Turnstunde über das Sofa heute wieder nicht stattfinden darf. Auch ein, zwei perfekte Kinder sind da. In schneeweißen Shirts und Bügelfaltenhosen sitzen sie am Tisch, krümeln nicht, kleckern nicht und ihre Muddis machen begeistert Fotos. Das sind dann solche, die in sozialen Netzwerken hochgeladen werden: "Schaut mal, wie perfekt mein Kind ist." Währenddessen fragen sich eine Freundin und ich, wann wir eigentlich das letzte Mal beim Friseur waren. Der Ansatz ist schon etwas herausgewachsen und die Spitzen schreien förmlich nach einer Schere. Zeit für einen Friseurbesuch? Nein. Sind irgendwann alle wieder weg und die Bude ruhig, ist der Sommerspross fix und fertig. Aber überglücklich, in einem nicht-perfekten Haus mit Strubbelmama und Chaosfreunden aufwachsen zu dürfen. Wer braucht auch schon Muddis, die in High-Heels und akurater Hochsteckfrisur das Essen servieren, wenn ordinäre Nudeln mit Soße oder Pommes mit Ketchup Kinderaugen leuchten lassen...