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Mittwoch, 30. Dezember 2015

Ex-Wal sucht Kartoffelsack

Wenn der ganze Weihnachts- und Silvesterrummel endlich überstanden ist, ist gleich schon wieder die nächste große Sause: die Taufe. Was Sohnemann anziehen muss, steht schon längst fest. Um die Nummer mit dem Familientaufkleid kommt er nämlich nicht rum. Dabei entstehen vorzugsweise die Fotos, die die peinlichen und doofen Eltern entweder am 18. Geburtstag und passend zum Besuch der ersten Freundin präsentieren. Wonach aber nie jemand fragt: Was zieht eigentlich Muddi an? In den letzten Wochen der Schwangerschaft war das einfach: ein Sack oder etwas ähnlich kleidsames. Als stillende Muddi greift man am liebsten zu weiten Shirts (dann ist einfach schnell die Milchbar ausgepackt) und irgendwelchen bequemen Hosen. Schön ist was anderes, aber immerhin bin ich kein Wal mehr. So fühlte ich mich nämlich, als ich hochschwanger schwimmen ging. Nun ja, zurück zur Taufe. Der Kleiderschrank lässt wirklich keinen Grund zum jubeln zu. Figurbetonte Abendkleider und schicke Röckchen - meine breitere Hüfte und erst recht die einladende Milchbar passt da nicht rein. Außer das Motto lautet "Wurst in Pelle". Auch wenn ich mein Ausgangsgewicht fast wieder habe, die Proportionen haben sich zugunsten des Kindes verteilt. Heißt: shoppen gehen. Mit Kind ist das Stress pur, also wartet man, bis der Nachwuchs selig auf dem Arm schlummert (wo auch sonst?), und versucht einhändig mittels Suchmaschine wenigstens ein akzeptables Outfit für Taufe und weitere Feierlichkeiten zu finden. Wenigstens eins... Das Ergebnis: auch wenn ich festliche Mode für Muddis suche, erscheinen auf dem Bildschirm alles andere als hochattraktive und eher farblose Baumwollkleidchen. Selbst die verlockende Seite mit angeblichen Stilldessous präsentiert biedere Muddimode, die nur einst zeigt: die Muddi von heute trägt einfarbig. Blau, rot, grau. Ohne Schnick-Schnack, eher praktisch. Sackartige und vor allem mit viel Stretch gesegnete Kleider, die das Muddidasein zu einem langweiligen Jogginganzughosendasein verdonnern. Na gut, ich gebe es zu. Die Haare sind heute noch nicht gekämmt. Aber dafür das Gesicht gewaschen und sogar eingecremt. Mit dieser Voraussetzung muss es doch vergönnt sein, ein hübsches Kleidchen zu finden. Weitere Treffer sagen wieder nur aus, dass Umstandsmode und Nachschwangerschaftskleidung ein- und dasselbe ist. Daher auch Stretch: passt sich an. Macht doch gleich Werbung für Kartoffelsäcke. Da sind am Anfang zumindest Kohlenhydrate drin, die gut schmecken. Mit einer stylischen Kordel lässt sich dann ein Kleid für die nächsten Taufen und Hochzeiten zaubern. Sohnemann wird dann das Ergebnis an meinem 80. Geburtstag präsentieren. Quasi als Retourekutsche für sein Taufkleid mit Spitzen.

Samstag, 26. Dezember 2015

Party Party Party

Alle Jahre wieder kommt nach der Weihnachtsvöllerei völlig unvorhergesehen Silvester. Ausnahmsweise haben wir schon im November damit gerechnet, dass 2015 doch nur 365 Tage hat und irgendwann ein Ende hat (Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei...). Die Frage aller Fragen wurde also schon fast pünktlich diskutiert. Wo und mit wem, was gibt's zu essen,... Ganz unauffällig fragen wir im Freundeskreis herum. Party zu Hause, Party bei Freunden, Party in einer fetten Location - das hört sich natürlich nach dem ultimativen Plan an, den Altjahresabend mit einem fünf Monate alten Baby zu verbringen. Wir beschließen: Wir feiern bei uns. Als ich eine Muddi einladen will, kontert diese: "Nix da, wir haben drei Kinder. Ihr kommt zu uns." Das geht noch ein bisschen hin und her, die Kids sollen eigentlich zu Oma und Opa. Die wollen aber auch mal wieder windel- und spucktuchfrei auf den Putz hauen. Also bleibt es dabei: Wir rücken der fünfköpfigen Familie auf den Pelz. Nehmen auch noch eine andere Muddi mit Mann und Maus äh Töchterchen mit. Nun lasse ich mich überraschen und stelle mir das Szenario vor. Um 19 Uhr knallen wir schon. Schließlich sind die Sprösslinge um Mitternacht im Bett.  Fröhliches Knallfroschwerfen und Wunderkerzenschwenken wird das. Solange bis der Nachbar aus dem Haus stürmt und motzt: "Könnt ihr nicht bis Mitternacht warten?" Wir schon, aber die Ein- bis Fünfjährigen nicht. Dann geht der Spaß weiter. Gematsche am Esstisch, gemeinschaftliches Pamperswechseln, alkoholfreies Bier für Muddis und Sekt für diejenigen, denen es schon gelungen ist, abzustillen. Die Daddys juckt das nicht - sie stoßen mit den Originalen an. Zwischendurch hauen sich die Kids gegenseitig Bauklötze auf den Kopf oder mopsen sich Schnullis. Dann die Schlafenszeit. In den einzelnen Zimmern werden die Sprösslinge schlafen gelegt. Im Zehnminutentakt geht das Babyphon. Jedes Elternpaar hat so ein schickes Teil abwechselnd um den Hals hängen. Tränchen trocknen, Einschlafstillen, Fläschchen geben oder Schnulli im Bett suchen, "Mama, ich hab nochmal Hunger", "Papa, ich muss nochmal aufs Klo" - ich glaube, bis Mitternacht wird uns nicht langweilig. Falls doch - der Erfahrungsaustausch der Profimuddis ist immer was wert.

Montag, 21. Dezember 2015

Disco bei den Ziegen

Was waren das doch für wilde Zeiten. Wenn man abends seine Freunde treffen wollte, gab es zu jeder Zeit in meinem Leben bestimmte Locations. Zu Oberstufenzeiten traf man sich jeden Dienstag in der Laube, am Donnerstag gab es dubiose Fuffiparty in einer Disco, bei der ich es mittlerweile doch ein wenig peinlich finde, dass ich dort war. Wochenende ähnlich - sieht man sich da und dort? Die klassische Frage am Freitag, wenn man die Woche gemeistert hatte. Ausschlafen bis in die Puppen oder mittwochs oder freitags in gewissen Fächern einfach mal fehlen. Was ein Lotterrleben. Sehen und gesehen werden, ja so war das. In der Studienzeit genauso, hinterher Klatsch und Tratsch wer denn mit wem, Fachschaftspartys und sommerliche Grillsessions im Schlosspark. Doch wo sind die ganzen Leute von früher nur hin? Ich mache mich auf die Suche. Und werde fündig! Zu Zeiten, an denen wir gerade mal ans aufstehen dachten oder ein verspätetes Frühstück mit Eiern gegen den Kater treffen sich genau dieselben Menschen von damals wieder. Tierweihnacht in Tripsdrill ist nur ein Ort von vielen. Doch wo ist die Bierflasche von einst? Sie wurde eingetauscht gegen Sabbeltuch oder Milchfläschchen. Die Frisur? Nicht top gestylt, vielmehr praktisch zusammen geknuddelt (bei den Muddis mit langen Haaren), damit der Sprössling dem neuen Hobby "Haare rupfen" nicht nachgehen kann. Oh und dann trifft man sich tatsächlich beim Weihnachtsmann. Oder vor dem Ziegengehege. Es riecht nach Ziege und nicht mehr nach Bierzapfanlage. Gesprächsthemen? Nicht mehr "hast du deine Hausarbeit schon fertig?" Oder "wie viele Punkte hast du in der Klausur?" Nein, es ist viel spannender geworden. Während der Nachwuchs quengelt und unbedingt eine Waffel möchte, aufs Klo muss oder gerade die Windel voll hat, einen Hund entdeckt, den er unbedingt streicheln möchte,... Wechselt man ganz schnell ein paar Worte. "Schläft er schon durch?" Genau, nach wie viel Stunden Schlaf sehe ich denn aus? Die Frage stellte mir meine Freundin früher nach Partys. Jetzt bezieht es sich natürlich auf das Kleinkind. Der Zusammenhang hat sich leicht geändert. Die Prioritäten auch. Statt Bier zum halben Preis beim Superfreitag in der Rofa kloppt man sich jetzt vor dem Weihnachtsmann um den Schokoladennikolaus. Früher wollte man einen Blick auf den Schwarm erhaschen, jetzt heult der Sohnemann, wenn er kein Foto mit dem Nikolaus bekommt. Ok, er heult auch, wenn er bei ihm auf dem Arm ist. Aber der Schnapschuss fürs Familienalbum steht. Wenn es dämmert, geht es nach Hause. Wohlgemerkt Abenddämmerung. In der Morgendämmerung steht man auf - und geht nicht erst ins Bett. Schnell noch den anderen Muddis und Pappis ein Tschüss zurufen. Man sieht sich wieder - im Zoo oder beim Babybasar. Oder in 20 Jahren in der Seniorendisco, wenn die Kids aus dem Haus sind.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Zwischen Theorie und Praxis

Das Mutterschutzgesetz hat die Aufgabe, die werdende Mutter und das Kind zu schützen. So lautet die Kurzzusammenfassung des Gesetzes, wie man es im Internet findet. Zumindest ist das die Theorie. Unsere Gesellschaft wird immer älter, da ist es doch Zeit für Kinder. Oder wie mein Göttergatte zu sagen pflegt, wenn ich von schwangeren Freundinnen berichte: "Endlich kriegen mal die Intelligenten Babys."...
Neun Monate hat man dann Zeit, sich auf das vollkommen veränderte Leben vorzubereiten. Man muss sich mit so Fragen auseinandersetzen wie Babykleidung, Treppenabsperrungen (für manch eine besorgte, nicht-schwangere Freundin ein wesentliches Grundelement), Kindersitz, stillen oder Fläschchen, Krankenhaus oder Hausgeburt, Info an die Krankenkasse,... Man hat also viel zu tun. Abende lang diskutieren die werdenden Eltern über Namen. Irgendwann müssen auch Arbeitgeber informiert werden. Deren Reaktionen sind unterschiedlich. Von freudig bis scheinheilig freundlich oder angenervt. Schließlich muss man ja Rücksicht nehmen - Sonn- und Feiertagsarbeit ist verboten, Nachtdienst,... so kommt einiges zusammen. Und so sitzt man als werdende Mutter vor dem Chef und sagt frei heraus "Ich bin schwanger". Die Reaktionen - unterschiedlich. Ich habe mal zusammen getragen, was mir andere Mütter berichtet haben.
- Er war ganz freundlich und freudig. Das übliche nette Blabla. Und: "Ganz überraschend kommts ja nicht." Nun gut, Frau Ende 20, seit Jahren liiert...War wohl absehbar. Probleme gab es bei der Freundin nicht.
- Eine andere berichtet von einer zwigespaltenen Reaktion. Freudiger Aufschrei und Glückwünsche. Was es aber bedeutet, nicht mehr alles machen zu können, zeigte sich erst im Laufe der Monate - denn zu gewissen Uhrzeiten soll die werdende Mutter laut Mutteschutzgesetz zuhause sein. Nachtarbeit usw. ist verboten. Zum Schutz von Mutter und Kind. Die Reaktion der Vorgesetzten: Weil Sie das und das nicht mehr machen, rede ich nicht mehr mit Ihnen. Genau und im Kindergarten spiele ich nicht mehr mit dir.
- Eine weitere Freundin berichtet, dass ihr Chef mit einem kühlen "Herzlichen Glückwunsch" reagierte. Wochen später zeigte er beim größten Abschlussstress auf ihren größer werdenden Bauch und sagte "Ich bin hier für die Zahlen verantwortlich und nicht dafür." Rücksicht? Null.
- Eine andere schreibt mir: Meinem ist kurz das Gesicht entgleist, weil er wohl nicht damit gerechnet hat. Dann hat er aber herzlich gratuliert. In den nächsten Monaten hat er mich immer wieder gefragt, wie er mich ersetzen soll. Das war aber als Wertschätzung meiner Arbeit zu verstehen. Er hat sich nie negativ geäußert oder blöd geäußert. Zum einen liegt das natürlich daran, dass ich in einem großen Unternehmen arbeite, und da gibt es einfach Standardregelungen. Zum anderen ist mein Chef schon etwas älter und daher wahrscheinlich entspannter.
- Noch ein schöner Bericht:
Ich habe ja erst noch studiert. Dann habe ich die Stelle angeboten bekommen. Als der damals zukünftige Chef von meiner Schwangerschaft erfuhr, bot er mir zur Entlastung an, dass ich nur 50% arbeiten könnte und er für die anderen 50% noch jemanden sucht. Ich hätte auch die ganze Stelle haben können, habe mich aber für die Teilzeitstelle entschieden. Der Chef ist mir auch soweit entgegen gekommen, dass ich in meinem ersten Semester dort (knapp 3 Monate nach der Geburt) noch nicht lehren musste.
Kurz gesagt, schöne und nicht-schöne Reaktionen. Manches stimmt ganz schön traurig. So auch noch eine Reaktion: Ich kann auf dich keine Rücksicht nehmen (vorzeitige Wehen). Das Projekt muss fertig werden. Dem gegenüber stehen freudige Reaktionen und auch Unterstützung, wenn es mal nicht gut ging. Krass irgendwie.

Was man darf und was nicht, steht beispielsweise hier: http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/muschg/gesamt.pdf


Samstag, 5. Dezember 2015

Plädoyer fürs Rumtragen

Im Gespräch habe ich neulich mal wieder erfahren, was über mich und meine Art und Weise, den Nachwuchs zu erziehen, erzählt wird. Mal abgesehen davon, dass man mir alles ins Gesicht sagen kann und hintenrum-Lästern unter aller Sau ist - jede Mama und jeder Papa kümmert sich anders um das Kind. Ich habe eben die Meinung, dass man ein Baby im ersten Lebensjahr nicht verwöhnen kann, sondern viel tragen sollte. Gewisse Menschen ziehen dann hinter meinem Rücken über mich her. Denn ich verwöhne mein  Kind. Klar, es hatte auch neun Monate lang all inclusive. Mit Extras. Ist es nicht klar, dass ein Baby es dann nicht anders kennt? Oder sollen wir Kinder ab sofort außerhalb des Körpers züchten, um sie nicht zu verwöhnen. Typisches Szenario: Baby weint. Ich nehme ihn hoch. Er weint weiter. Kommentar: "Siehste, das hat jetzt nichts gebracht. Er weint immer noch." Klar, wenn ich ein Problem habe oder es mir nicht gut geht,  bin ich auch innerhalb von Sekunden wieder sanft wie ein Lamm. Noch etwas: "Fenja lässt ihr Kind nicht brüllen." Warum denn auch? In vielen anderen Kulturen ist es üblich, dass Babys die ganze Zeit getragen werden. Bei der Arbeit, auf dem Klo und beim Essen. Seltsamerweise schreien diese Babys viel weniger. Stichwort Dreimonatskoliken. Gibt es in Afrika, in der Mongolei oder bei den Inuit kaum. Weil die Kinder immer Körperkontakt und Nähe haben. Ist das falsch? Ob mich das rumtragen nicht manchmal nervt? Natürlich! Ich habe schon eine Taktik entwickelt, wie ich trotzdem nicht nur auf das Kind fixiert bin. In Reichweite ist grundsätzlich alles: Wasser, Handy, Schokolade, Kekse, Laptop, ... will Sohnemann nur auf den Arm und dort schlafen, kann ich ihn mit links schunkeln und  mit rechts essen, trinken oder einhändig tippen und für einen Mamablog schreiben. Die selbst gebackenen Kekse sind so natürlich schnell vernascht. Mjammi. Will Söhnchen rumgetragen werden - wozu gibt es denn die Tragehilfen? Dann ist er eng am Körper und ich kann alles tun. Inklusive aufs Klo gehen, Wäsche waschen oder kochen. Wenn er dann unruhig wird und zappelt - will er wohl nicht mehr auf dem Arm sein. Sondern spielen. Dann ist Maximalbespaßung angesagt - Kuscheltierweitwurf, Greifball ansabbern oder Palme gucken. Und während er in der Babywippe wippt, kann ich trotzdem lesen, Wäsche sortieren oder sonstigen Quatsch machen. Wie Kuscheltierweitwurf und so weiter.