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Montag, 21. Dezember 2015

Disco bei den Ziegen

Was waren das doch für wilde Zeiten. Wenn man abends seine Freunde treffen wollte, gab es zu jeder Zeit in meinem Leben bestimmte Locations. Zu Oberstufenzeiten traf man sich jeden Dienstag in der Laube, am Donnerstag gab es dubiose Fuffiparty in einer Disco, bei der ich es mittlerweile doch ein wenig peinlich finde, dass ich dort war. Wochenende ähnlich - sieht man sich da und dort? Die klassische Frage am Freitag, wenn man die Woche gemeistert hatte. Ausschlafen bis in die Puppen oder mittwochs oder freitags in gewissen Fächern einfach mal fehlen. Was ein Lotterrleben. Sehen und gesehen werden, ja so war das. In der Studienzeit genauso, hinterher Klatsch und Tratsch wer denn mit wem, Fachschaftspartys und sommerliche Grillsessions im Schlosspark. Doch wo sind die ganzen Leute von früher nur hin? Ich mache mich auf die Suche. Und werde fündig! Zu Zeiten, an denen wir gerade mal ans aufstehen dachten oder ein verspätetes Frühstück mit Eiern gegen den Kater treffen sich genau dieselben Menschen von damals wieder. Tierweihnacht in Tripsdrill ist nur ein Ort von vielen. Doch wo ist die Bierflasche von einst? Sie wurde eingetauscht gegen Sabbeltuch oder Milchfläschchen. Die Frisur? Nicht top gestylt, vielmehr praktisch zusammen geknuddelt (bei den Muddis mit langen Haaren), damit der Sprössling dem neuen Hobby "Haare rupfen" nicht nachgehen kann. Oh und dann trifft man sich tatsächlich beim Weihnachtsmann. Oder vor dem Ziegengehege. Es riecht nach Ziege und nicht mehr nach Bierzapfanlage. Gesprächsthemen? Nicht mehr "hast du deine Hausarbeit schon fertig?" Oder "wie viele Punkte hast du in der Klausur?" Nein, es ist viel spannender geworden. Während der Nachwuchs quengelt und unbedingt eine Waffel möchte, aufs Klo muss oder gerade die Windel voll hat, einen Hund entdeckt, den er unbedingt streicheln möchte,... Wechselt man ganz schnell ein paar Worte. "Schläft er schon durch?" Genau, nach wie viel Stunden Schlaf sehe ich denn aus? Die Frage stellte mir meine Freundin früher nach Partys. Jetzt bezieht es sich natürlich auf das Kleinkind. Der Zusammenhang hat sich leicht geändert. Die Prioritäten auch. Statt Bier zum halben Preis beim Superfreitag in der Rofa kloppt man sich jetzt vor dem Weihnachtsmann um den Schokoladennikolaus. Früher wollte man einen Blick auf den Schwarm erhaschen, jetzt heult der Sohnemann, wenn er kein Foto mit dem Nikolaus bekommt. Ok, er heult auch, wenn er bei ihm auf dem Arm ist. Aber der Schnapschuss fürs Familienalbum steht. Wenn es dämmert, geht es nach Hause. Wohlgemerkt Abenddämmerung. In der Morgendämmerung steht man auf - und geht nicht erst ins Bett. Schnell noch den anderen Muddis und Pappis ein Tschüss zurufen. Man sieht sich wieder - im Zoo oder beim Babybasar. Oder in 20 Jahren in der Seniorendisco, wenn die Kids aus dem Haus sind.

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