Vorsorge, Ultraschall, Geburtsvorbereitungskurse, Hebammensuche und ein angepasstes Leben mit scheinbar notwendigen Tests. Wer glaubt, dass Kinderkriegen in der Moderne so einfach ist, könnte auf ungeahnte Schwierigkeiten stoßen...
Samstag, 30. Januar 2016
Das genormte Kind
Donnerstag, 28. Januar 2016
Daddy allein zu Hause
Dann... stundenlang keine Meldung. Schreckensszenarien huschen durch meinen Kopf. Das Haus ist eingestürzt, der Windeleimer explodiert (Gefahrguttransport). Ich frage nach und werde informiert: Kind spielt. Hat es Valium bekommen? Nein, Vater und Sohn haben sich nur gegen mich verschworen. Woran ich merke, dass es doch mein Kind ist und nicht beim Tauschbasar gelandet ist: Es spuckt die Milch im hohen Bogen so, dass nicht nur Kind, sondern auch Papa sich komplett umziehen müssen. Ich bin beruhigt. Es ist also alles normal, Söhnchen hat sich nur vorgenommen, in sonstiger Hinsicht perfekt zu sein. Als ich gegen kurz vor Mitternacht die Haustüre öffne, ist alles ruhig. Nur der Fernseher ist leise zu vernehmen. Die Frage aller Fragen: liegen sie gemeinsam auf der Couch und gucken Sportnachrichten? Nein, Papa guckt alleine. "Er schläft", informiert er mich. Wahrscheinlich seit Stunden, grummele ich in mich hinein. Auf jeden Fall ganz brav und lieb. Ich bin echt von den Socken. Doch irgendwann, endlich, kommt es mir: Sohnemann ist schlau! Je lieber er beim Papa ist, desto öfter kann ich wieder alleine weg. Mein Ticket in einen freien Abend.
Mittwoch, 20. Januar 2016
Erlebnisbericht eines Sommersprosses Teil II
Nachts sollte ich ins Bett. Ha, Pustekuchen. Ich wollte dabei sein. Die mampften die ganze Zeit!!!!!! Obwohl es doch grad erst Abendessen gegeben hatte. Reichte das nicht? Jedenfalls, ich wollte dabei sein. Kaum brachte mich Mama oder Tante ins Bett, fing ich an zu zetern. Hihihihi, irgendwann gaben sie auf - und ich durfte bei Schwarzwurst und Zwiebelsalat, Wein und Bier; Pralinen, Brot und Käse auf Mamas Arm schlafen. Fröhlich ging es nachts zu - und wurde immer fröhlicher. Das will ich auch mal! Sonntag nahm Mama mich mit in den Gottesdienst. Auf dem Boden sollte ich auf einer Decke spielen. Von wegen. Ich war nach einer langen Nacht müde und wollte schlafen. Auf dem Arm natürlich. Dazu ein bisschen Krach von den glitzernden Dingern und schöner Gesang- so lässt es sich aushalten.
Übrigens habe ich ebenfalls leckere Sachen bekommen: Schupfnudel und Lyoner, das war ein Gematsche. Es ist sonst ja wirklich eine Frechheit, alle haben volle Teller und mir bietet man nur Mamamilch an. Nix da, gleiches Recht für alle. Und irgendwann möchte ich mit den glitzernden Dingern spielen. Die klingen bestimmt prima, wenn ich sie auf den Boden haue.
Freitag, 15. Januar 2016
Das schmatzende Taufgespenst
Ob man jetzt taufen lässt oder nicht, ist egal. Mir ist ganz klar: meinem Sohn hat es gefallen. Um nicht zu sagen, er war völlig hin und weg von seiner Taufe. Kindliche Freude zeigte sich von Anfang bis Ende in seinem Gesicht. So mal aus seiner Perspektive betrachtet, ist das auch nur zu verständlich. Er bekam das flotte Familientaufkleid an (ok, in einigen Jahren wird er seine Eltern dafür verklagen) und sah damit aus wie Hui-Buuh, das Schlossgespenst. Wer darf denn schon von sich behaupten, mal in einer Kirche gespukt (nicht gespuckt) zu haben? Geflogen ist er leider nicht. Dann der Sitzplatz. Erste Reihe natürlich, auf Mamas Arm muss man ja fast nicht erwähnen. So hatte er die beste Sicht. Na gut, wenn er nicht gerade versuchte, das Gesangbuch oder das Liedblatt anzukna... Schnaaarch.... oh, das war wohl sehr gemütlich. Plötzlich wurde ihm Wasser über den Kopf geleert. Unverschämtheit! Seine Cousine und sein Cousin waren sich bei der Frage des Pfarrers auch nicht ganz einig. "Es ist ein bisschen kalt", fand sein Cousin. "Das ist warm", freute sich die Hochpieps, Tiefpieps und Hochpieps-Cousine. Wie dem auch sei: ein kurzer Schrei, als der Pfarrer das Wasser über den Kopf des Täuflings kippte. Und schnell wieder schnaaaaaaaaarch. Vor allem während der Predigt schlummerte Söhnchen tief und fest. Naja. Bis zur Hälfte. Dann kam der Hunger. Schnell! Jetzt! Aber wohin? Auf die Empore. Dort ging es flugs an die Milchbar - wie groß der Hunger war, konnten alle Kirchgänger hören. Denn wenn es schmeckt, wird geschmatzt... Das Bäuerchen kam zum Glück nur leise während des Gebets. Ganz großes Kino war das anschließende Fotoshooting: die Taufkerze flimmert und flackert und leuchtet. Herrlich, der Gesichtsausdruck (offener Mund und staunende Augen), dazu Hände, die nach der Kerze greifen wollen... ein Moment für die Ewigkeit. Dazu ein Stück Brezel in der Hand - leider hat sich der Täufling kein Beispiel an seiner Tante genommen. Sie hatte vor knapp 30 Jahren einen Autoschlüssel in der Hand - den sie voller Elan ins Taufbecken pfefferte. Mit einer Brezel wäre der Spaß noch größer gewesen. Aber es war ein braver Täufling.
Tolle Überraschungen folgten am Nachmittag. Geschenkpapier. Bänder. Wie das doch alles raschelt und knistert - kann nicht jeden Tag Taufe sein? Die ganze Zeit wurde der Täufling rumgetragen, hach, wie schön! Neues Spielzeug dazu zum ansabbern. Taufe ist einfach toll, dachte sich Söhnchen.
Montag, 11. Januar 2016
Friends for life
Mittwoch, 6. Januar 2016
Kinder, Cousins und Cousinen
Kinder kloppen sich untereinander, raufen sich und streiten ums Spielzeug. Kann gut sein und irgendwie ist es ja auch zum brüllen. Vor kurzem kam eine Freundin mit ihrer Tochter zu Besuch. Hauptattraktion war natürlich das Spielzeug. Bälle, Kuscheltiere und ein bunter Kreisel, um nur ein paar Dinge aus dem Kinderparadies zu nennen. Es hätte ja auch noch eine Eisenbahn gegeben. Und zwei Spielbögen. Aber nein, beide Kinder interessierten sich für den Kreisel. Zufällig gleichzeitig. Die Folge: Gebrüll! Sehr zur Belustigung der Muddis. Nicht dass auch nur ein Kind so motorische Begabungen gehabt hätte, dass es den Kreisel zum Drehen gebracht hätte. Mein Nachwuchs wollte ansabbern, die Tochter meiner Freundin abtasten. Kommentar einer Psychologin zu dem Thema: "Er war noch nicht fertig mit Gucken." Ähm... bestimmt. Das wird herrlich, wenn sie eines Tages mit Bauklötze-gucken nicht fertig sind und sich diese gegenseitig an die Birne hauen. Andere lustige Begegnungen mit Kindern. Mein Bruder hat schon früh mit der Familienplanung losgelegt, ein Sohn und eine Tochter, sechs und knapp vier Jahre alt, sind das Resultat. Beide stürzen sich voller Freude auf ihren kleinen Cousin, sein Spielzeug (ich wusste nicht, dass auch Sechsjährige sich noch unter einem Dschungel-Spielbogen wohl fühlen) und versuchen, den Maxi-Cosi zu tragen. Der wiegt mit Kind aber fast soviel wie meine Nichte... Ganz wichtig ist vor allem meiner Nichte, unseren Sommerspross auf die familiären Beziehungen hinzuweisen. Biologie für Kinder könnte man es nennen. "Hier ist deine Cousine", piepst sie dann und damit mein Sohn gleich merkt, mit wem er es zu tun hat, singt sie ihm noch vor. Zehn Minuten später, Sohnemann strampelt fröhlich vor sich hin. Meine Nichte geht zu ihm. Es ist ganz wichtig, ihn daran zu erinnern, wer sie ist: "Hallo, hier ist deine Cousine." Aus dem Hintergrund tönt es von meinem Neffen: "Und dein Cousäähääng." Es stört Söhnchen nicht, er brabbelt irgendwas vor sich hin. Wahrscheinlich "Ich bin dein Cousin." Dann stimmt er in den Gesang mit ein. Irgendwann ist der Sommerspross müde und schläft ein. Sicher vergisst er alles, wenn er im Land der Träume ist. Zur Sicherheit erinnert ihn seine Cousine (Hochpieps, Tiefpieps und Hochpieps) an ihre Verbindung zueinander: "Hallo, hier ist deine Cousine." Hochpieps, Tiefpieps und Hochpieps. Ihr Bruder stimmt mit ein: "Und dein Cousäähääng." Damit alles geklärt ist.
Zwei Tage später telefonieren wir. Meine Nichte möchte mit ihrem Cousin sprechen: "Hallo, hier ist deine Cousine." Von großer Bedeutung ist der Tonfall. Hochpieps, Tiefpieps und Hochpieps. Jede Silbe anders betont. Und aus dem Off kommt eine andere Stimme: "Und dein Cousäähääng." Ich sehe es schon vor mir, wenn in der Schule die Familie durchgenommen wird, sagt mein Sohn: "Ich hab eine Cousine. Und einen Cousäähääng." Hochpieps, Tiefpieps und Hochpieps.
Sonntag, 3. Januar 2016
Ein Sonntagslicht
Sind wir doch mal ehrlich: ein Besuch im Seniorenheim ist meistens eine ziemlich traurige Angelegenheit. Pünktlich zur Kaffeezeit rückt man an. Dann sitzen sie dort, die Senioren. Einige werden gefüttert, weil sie zu alt oder zu krank sind, um selbst zu essen. Vor jedem Heimbewohner steht ein Stück Kuchen, eine Tasse Kaffee, ein Glas Wasser. Es sieht lecker aus. In sich versunken essen die Senioren ihren Kuchen, trinken den Kaffee. Geredet wird kaum. Man hört das Klappern der Tassen, die Geräusche, die die Gabeln auf einem Teller machen. Das Pflegepersonal kümmert sich um die Senioren, hilft beim Essen oder wischt hier und dort ein bisschen Geklecker weg. Manch ein Heimbewohner hat Besuch und mit Engelsgeduld erklärt eine Tochter ihrer bewegungseingeschränkten Mutter, wie sie den Kuchenbissen zum Mund führen soll. Alles im Raum ist wunderhübsch dekoriert. An einem Weihnachtsbaum leuchten Kugeln, Lametta und Kerzen. Trotzdem wirkt der Raum einsam. Plötzlich verändert sich die Stimmung. Ein Ehepaar betritt mit ihrem Baby den Raum. Die Senioren wirken wie ausgewechselt, betrachten interessiert den Maxi-Cosi. "Was ist es denn?" "Wie heißt er?" "Wie alt ist er?" Die Stimmung erhellt sich. Der kleine Fratz wird aus dem Maxi-Cosi herausgenommen, grinst mit seinem zahnlosen Lächeln in die Runde. Die Senioren lassen den Kuchen Kuchen sein und lachen das kleine Baby an. Vor einigen Tagen meinte die Schwiegermutter noch "Die Oma verwechselt grad wieder alles". Von Demenz ist aber keine Spur mehr zu sehen. Der Stolz leuchtet aus ihren Augen, als sie ihren Urenkel betrachtet. Dieser greift die ihm dargebotene, faltige Hand. 94 Jahre trennen die beiden. Neugierig begutachtet der fünf Monate alte Junge die Hand der Uroma. Sie lacht und freut sich, ist ganz klar. An diesem Nachmittag verwechselt sie nicht den Sohn mit dem Enkel, weiß, zu wem ihr Urenkel gehört, erzählt nicht, wer angeblich schon da war. Ganz stolz erklärt sie jedem, der fragt, wer heute zu Besuch gekommen ist. Und es scheint so, als würde das Licht des Tannenbaums an diesem Sonntag ein bisschen heller strahlen.