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Donnerstag, 20. Juli 2017

Nur eine Ohrfeige!??

Sind wir doch alle mal ehrlich: manchmal reizen uns die lieben Kleinen bis zur Weißglut. Schmeißen das Essen durch die Gegend, hauen uns aus Spaß ins Gesicht, treten uns auf dem Wickeltisch, haben Trotzanfälle, weil sie jetzt gerade in diesem Moment ihren Willen nicht bekommen. Man braucht Nerven wie Drahtseile, das ist gewiss. Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass ich selbst manchmal am liebsten alles hinschmeißen möchte und ganz alleine, ohne Kind, nur mit einem Buch, einer Flasche Wein und einem Liegestuhl auf eine einsame Insel verschwinden möchte. Schokolade, tonnenweise Joghurt, Kaffee und Sport können manchmal helfen. Doch ich möchte auch drei Szenen schildern, die ich beobachtet habe:
Szene 1. Wir hatten Besuch, Bekannte von uns mit ihren beiden Kindern. Das größere Kind alberte herum, warf Dinge auf den Boden, schubste das jüngere Kind. Die Mutter schimpfte. Das große Kind lachte die Mutter nur aus und machte weiter Blödsinn. Daraufhin schlug die Mutter das Kind kräftig auf die Hand. Das Kind lachte die Mutter wieder nur aus.
Szene 2. Vor einigen Wochen war es abends sehr heiß, sodass wir alle Fenster aufrissen. Gegen halb 10 hörte ich von draußen jede Menge Geschrei, Lärm und das Weinen eines Kindes. Ich ging zum Fenster. Von dort aus hörte ich aus einem anderen Haus, wie sich ein Pärchen stritt. Sie konnte ich sehen, ihn nicht. "Du kannst doch das Kind nicht schlagen", brüllte er die Frau an. Was sie weiter stritten, verstand ich nicht, hörte nur im Hintergrund das Kind laut weinen. Kurzentschlossen rief ich die Polizei an und meldete es. Kurze Zeit später kamen zwei Polizisten. Was im Haus weiter geschah weiß ich nicht. Die Rolläden waren herunter gelassen. Zwei/drei Wochen später stritten die Nachbarn wieder lauthals. Wieder war das Weinen eines Kindes zu hören. Der Mann erschien am Fenster, schaute hinaus und ließ ganz schnell den Rolladen herunter.
Szene 3. Wir gewöhnen den Sommerspross gerade in der Kita ein. Als ich ihn morgens ablieferte und zurückging, kam mir eine Mutter mit ihren beiden Kindern entgegen. Sie waren noch ungefähr 30 Meter entfernt und sahen mich nicht. Aber ich beobachtete, wie sie sich mit ihrem älteren Kind stritt. Dann schlug sie ihn ins Gesicht. Kräftigt. Erst Sekunden später realisierte sie, dass ich das gesehen habe. Als ich an ihr und den Kindern vorbeiging, drehte sie mir den Rücken zu. Das Kind weinte nicht, sah eher ziemlich abgestumpft aus.
Alle Kinder, von denen ich jetzt geschrieben habe, waren zwischen vier und sechs Jahren alt. Wegschauen? Handeln? Ansprechen? Was ist der richtige Weg? Nur bei einem bin ich mir sicher: ein kleines Kind zu schlagen, geht gar nicht!

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