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Mittwoch, 20. Januar 2016

Erlebnisbericht eines Sommersprosses Teil II

Ja, hallo. Ich melde mich auch mal wieder zu Wort. Mein Leben ist ja ganz schön actionreich. Ständig werde ich ins Auto verfrachtet, es geht zu Oma, Opa, Onkel, Tante, Pony, Frühstück oder zu irgendwelchen anderen Kindern. Die haben meistens auch viiiieeeeeeel tolleres Spielzeug als ich. Das sabber ich sehr gerne an - muss schließlich wissen, wie das so schmeckt. Jedenfalls besser als mein Spielzeug. Liegt eventuell daran, dass da schon die Kinder von Mamas Freundinnen rumgelutscht haben. Ok, genug geschwafelt. Mama ist immer mit mir auf Achse. Letztes Wochenende hat sie aber den Vogel abgeschossen. Ins Auto hat nicht mal mehr ein Schlüppi von meiner Tante reingepasst. "Wir fahren auf den Forst", erklärte mir Mama. Dazu brauchte sie also einen Wäschekorb mit meinen Sachen, Kaffeemaschine, Käse, Kekse, Wein und eine große schwarze Tasche mit zwei seltsamen glitzernden Blechdingern drin. Weiß der Kuckuck, was das sollte. Doch irgendwann waren wir da - auf dem Chorleiterlehrgang. So nennt Mama den Forst nämlich auch. Was mir dort blühte, oh je! Ganz viele fremde Menschen! Und viel Musik. Seltsame Angewohnheiten haben die dort. Gefallen hat mir, dass vor und nach dem Essen immer gesungen wurde. Das klingt viel besser als wenn Mama alleine singt. Fröhlich habe ich auch immer mitgequiekt. Es hieß ja "Wenn möglich vierstimmig singen". Nun gut, hab ich eben noch eine fünfte Stimme dazu gesungen. Bis zum nächsten Jahr hör ich auch auf, wenn alle aufhören. Man muss mir ja auch sagen, dass das Lied zu Ende ist, wenn vorne niemand mehr fuchtelt. Apropos fuchteln. Das wird auf dem Forst ständig gemacht. Und dazu gibt es Radau aus den glitzernden Dingern, wie sie Mama auch hat. Sie sagt Trompete oder Flügelhorn dazu. Die anderen haben andere Bezeichnungen für ihre Radaumacher. Vor allem die, die so einen ausfahrbaren Zug haben, sind laut. Samstag war ein Gastreferent da. Der fuchtelte oder haute mit den Händen auf schwarze und weiße Tasten. Da kamen auch Töne heraus. Seltsam. Das glitzerte nicht.
Das Thema der Woche war übrigens Trost. Morgens redete immer einer oder eine darüber. Dann waren die anderen Teilnehmer still, hörten zu und manch einen habe ich auch dabei ertappt, wie er sich tiefer in den Stuhl kuschelte. Mein Fazit: Trost ist was feines. Das sagte ein Redner auch. Stillen bietet Trost. Ach nee, so an der Milchbar rumzuhängen ist ja auch eine feine Sache. Noch besser ist es, wenn immer jemand da ist, der mich in den Arm nimmt und tröstet. Zum Beispiel, wenn mir mal wieder jemand mein Spielzeug weggenommen hat.
Nachts sollte ich ins Bett. Ha, Pustekuchen. Ich wollte dabei sein. Die mampften die ganze Zeit!!!!!! Obwohl es doch grad erst Abendessen gegeben hatte. Reichte das nicht? Jedenfalls, ich wollte dabei sein. Kaum brachte mich Mama oder Tante ins Bett, fing ich an zu zetern. Hihihihi, irgendwann gaben sie auf - und ich durfte bei Schwarzwurst und Zwiebelsalat, Wein und Bier; Pralinen, Brot und Käse auf Mamas Arm schlafen. Fröhlich ging es nachts zu - und wurde immer fröhlicher. Das will ich auch mal! Sonntag nahm Mama mich mit in den Gottesdienst. Auf dem Boden sollte ich auf einer Decke spielen. Von wegen. Ich war nach einer langen Nacht müde und wollte schlafen. Auf dem Arm natürlich. Dazu ein bisschen Krach von den glitzernden Dingern und schöner Gesang- so lässt es sich aushalten.
Übrigens habe ich ebenfalls leckere Sachen bekommen: Schupfnudel und Lyoner, das war ein Gematsche. Es ist sonst ja wirklich eine Frechheit, alle haben volle Teller und mir bietet man nur Mamamilch an. Nix da, gleiches Recht für alle. Und irgendwann möchte ich mit den glitzernden Dingern spielen. Die klingen bestimmt prima, wenn ich sie auf den Boden haue.

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