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Freitag, 15. Januar 2016

Das schmatzende Taufgespenst

Ob man jetzt taufen lässt oder nicht, ist egal. Mir ist ganz klar: meinem Sohn hat es gefallen. Um nicht zu sagen, er war völlig hin und weg von seiner Taufe. Kindliche Freude zeigte sich von Anfang bis Ende in seinem Gesicht. So mal aus seiner Perspektive betrachtet, ist das auch nur zu verständlich. Er bekam das flotte Familientaufkleid an (ok, in einigen Jahren wird er seine Eltern dafür verklagen) und sah damit aus wie Hui-Buuh, das Schlossgespenst. Wer darf denn schon von sich behaupten, mal in einer Kirche gespukt (nicht gespuckt) zu haben? Geflogen ist er leider nicht.  Dann der Sitzplatz. Erste Reihe natürlich, auf Mamas Arm muss man ja fast nicht erwähnen. So hatte er die beste Sicht. Na gut, wenn er nicht gerade versuchte, das Gesangbuch oder das Liedblatt anzukna...  Schnaaarch.... oh, das war wohl sehr gemütlich. Plötzlich wurde ihm Wasser über den Kopf geleert. Unverschämtheit! Seine Cousine und sein Cousin waren sich bei der Frage des Pfarrers auch nicht ganz einig. "Es ist ein bisschen kalt", fand sein Cousin. "Das ist warm", freute sich die Hochpieps, Tiefpieps und Hochpieps-Cousine. Wie dem auch sei: ein kurzer Schrei, als der Pfarrer das Wasser über den Kopf des Täuflings kippte. Und schnell wieder schnaaaaaaaaarch. Vor allem während der Predigt schlummerte Söhnchen tief und fest. Naja. Bis zur Hälfte. Dann kam der Hunger. Schnell! Jetzt! Aber wohin? Auf die Empore. Dort ging es flugs an die Milchbar - wie groß der Hunger war, konnten alle Kirchgänger hören. Denn wenn es schmeckt, wird geschmatzt... Das Bäuerchen kam zum Glück nur leise während des Gebets. Ganz großes Kino war das anschließende Fotoshooting: die Taufkerze flimmert und flackert und leuchtet. Herrlich, der Gesichtsausdruck (offener Mund und staunende Augen), dazu Hände, die nach der Kerze greifen wollen... ein Moment für die Ewigkeit. Dazu ein Stück Brezel in der Hand - leider hat sich der Täufling kein Beispiel an seiner Tante genommen. Sie hatte vor knapp 30 Jahren einen Autoschlüssel in der Hand - den sie voller Elan ins Taufbecken pfefferte. Mit einer Brezel wäre der Spaß noch größer gewesen. Aber es war ein braver Täufling.
Tolle Überraschungen folgten am Nachmittag. Geschenkpapier. Bänder. Wie das doch alles raschelt und knistert - kann nicht jeden Tag Taufe sein? Die ganze Zeit wurde der Täufling rumgetragen, hach, wie schön! Neues Spielzeug dazu zum ansabbern. Taufe ist einfach toll, dachte sich Söhnchen.

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