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Donnerstag, 28. Januar 2016

Daddy allein zu Hause

Sechs Monate ist der Knopf jetzt schon alt. Den einen oder anderen Tag war ich Rabenmuddi schon ohne Kind weg, zumindest stundenweise. Oder mal einen ganzen Abend. Der stolze Papa hatte also jede Menge Möglichkeiten, sich im wickeln, füttern und in der MB (Maximalbespaßung) zu üben. Letzteres steht für Party auf dem Wickeltisch. Der Tag rückte näher, an dem Muddi von morgens um acht bis Mitternacht weg sein wollte. Es lockte ein Lehrgang mit Konzert. Kein Problem, sagte der Papa vorweg. Wir schaffen das. Ok, ein bisschen blass war er schon um die Nase. Horrorvorstellungen à la er schafft es nicht mal zu einem Kaffee (undenkbar), muss mit Kind aufs Klo (ich zähle ja die Momente ohne Kind auf dem stillen Örtchen), Sohnemann weint die ganze Zeit (und ich muss zurückfahren), er fängt doch an, vorzusingen (bislang hat sich der Papa ja standhaft geweigert, ebenfalls sämtliche Kinderlieder zu singen), gleichzeitig klingeln Briefträger, Paketdienst und Schornsteinfeger. Aber der Papa blieb tapfer und ich stieg morgens ins Auto. Der Tag war schließlich fest durchgetaktet. Nicht nur für mich, auch für Papa und Sohn. Um nicht zwischen Herd und Kind hin- und herzuhüpfen zu müssen, war das Mittagessen bei Oma und Opa organisiert. Inklusive Kaffeeklatsch. Trotzdem: ein bisschen bange war mir schon. Weint mein Kind? Hab ich den Windelbeutel bestückt? Schmeckt die olle Flasche? Bald erreicht mich die erste Nachricht: So, ordentlich eingesch*****. Und: Kind pennt. Fein! Ich stürzte mich voller Elan in die Generalprobe. Wieder eine Nachricht. Ich erwarte das Desaster. Aber nein, nur der liebenswerte Hinweis, dass es nur noch 13 Stunden und 40 Minuten seien, bis die Rabenmuddi wieder da ist. Mittags die nächste Info: Sind bei Oma und Opa. Dort schlief der Spross anstandslos in Omas Bett. Bitte was? Hinlegen und schlafen ohne Gezeter? Ich bin verblüfft.
Dann... stundenlang keine Meldung.  Schreckensszenarien huschen durch meinen Kopf. Das Haus ist eingestürzt, der Windeleimer explodiert (Gefahrguttransport). Ich frage nach und werde informiert: Kind spielt. Hat es Valium bekommen? Nein, Vater und Sohn haben sich nur gegen mich verschworen. Woran ich merke, dass es doch mein Kind ist und nicht beim Tauschbasar gelandet ist: Es spuckt die Milch im hohen Bogen so, dass nicht nur Kind, sondern auch Papa sich komplett umziehen müssen. Ich bin beruhigt. Es ist also alles normal, Söhnchen hat sich nur vorgenommen, in sonstiger Hinsicht perfekt zu sein. Als ich gegen kurz vor Mitternacht die Haustüre öffne, ist alles ruhig. Nur der Fernseher ist leise zu vernehmen. Die Frage aller Fragen: liegen sie gemeinsam auf der Couch und gucken Sportnachrichten? Nein, Papa guckt alleine. "Er schläft", informiert er mich. Wahrscheinlich seit Stunden, grummele ich in mich hinein. Auf jeden Fall ganz brav und lieb. Ich bin echt von den Socken. Doch irgendwann, endlich, kommt es mir: Sohnemann ist schlau! Je lieber er beim Papa ist, desto öfter kann ich wieder alleine weg. Mein Ticket in einen freien Abend.

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