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Montag, 11. Januar 2016

Friends for life

Kinder brauchen Freunde, ganz egal ob im Kindergarten, in der Schule oder sonstwo. Manchmal gibt es Streit, Auseinandersetzungen, ganz oft geht es aber auch um Toleranz und Integration. Beispielsweise von Zugezogenen. Manch eine Familie muss wegen der Jobs der Eltern umziehen, kommt so von einem Bundesland in das nächste. Die Familie gibt dafür viel auf, Familienangehörige bleiben zurück, Omas, Opas, Tanten und Onkel. Auch Freunde werden zurückgelassen, wenn es in die neue Heimat geht. Manch ein Kind versucht, durch jahrelange Brieffreundschaften die Freundschaft aufrechtzuerhalten. Das funktioniert manchmal, aber leider nicht immer. Am neuen Heimatort angekommen, macht sich jeder auf die Suche nach neuen Bekanntschaften. Sind die Dialekte verschieden oder gar nicht vorhanden, fällt man als Neuankömmling natürlich sofort auf. Insbesondere in kleinen, beschaulichen 1500-Einwohner-Dörfchen. "Sie überschwemmen meine Schule mit Kindern", klingt es da vorwurfsvoll vom Schulrektor, als zu Schuljahresbeginn gleich drei Kinder unterschiedlichen Alters aus einer Familie neu an die Grundschule kommen. Das ist leider nur der Anfang einer jahrelangen Phase des Ankommens. "Kümmert euch um Kinder, die neu in der Klasse oder im Ort sind", schärft die Mutter ihren Sprösslingen immer ein. Und das tun sie, sie laden neue Kinder ein - sie wissen schließlich selbst, wie es ist, neu im Ort und neu in der Klasse zu sein. Doch irgendwann sind die drei Kinder Außenseiter. Der Junge wird Opfer von Prügelattacken, die kleine Schwester stellt sich oft schützend vor ihn. Die große Schwester hat ebenfalls zu kämpfen, kommt sie schließlich nach der vierten Klasse als einziges Mädchen der Klasse aufs Gymnasium. "Da gehen nur die Hochnäsigen hin", sagen ihre Klassenkameradinnen. Also sagt die Tochter, sie möchte nicht aufs Gymnasium, ihre Eltern setzen sich jedoch durch. Im Konfirmandenunterricht trifft sie ihre alten Klassenkameraden wieder. "Du hast doch nur Einser", wird ihr vorgeworfen. Sie entgegnet, dass das nicht so ist, in Mathe ist sie leider eine Null. "Du bist ja voll der Streber", heißt es dennoch weiter. Sie bleibt freundlich, denn auf der weiterführenden Schule hat sie neue Freundinnen gefunden. Denen ist es egal, dass sie keinen Dialekt spricht und nicht seit Uhrzeiten im Ort wohnt. Ihrem Bruder stehen noch lange Jahre des Terrors bevor. Er kommt grün- und blaugeschlagen nach Hause. "Mein Kind tut so etwas nicht", sagt die Mutter des prügelnden Jungen zur Mutter. "Ihr Kind lügt." Obwohl es Beweisfotos gibt. Nun heißt es im Ort auch noch, dass die Kinder der zugezogenen Familie lügen wie gedruckt. Ein weiterer Junge, der selbst erst zugezogen ist und anfangs freundlich von der ebenfalls neuen Familie im Ort aufgenommen wird, wird zum Anführer der prügelnden Gang. Die Mutter fährt zwei ihrer Kinder jeden Tag zur Schule, um sie vor weiteren Attacken zumindest im Schulbus und auf dem Fußweg zu schützen. Trotzdem gibt es noch Fälle der Erpressung. Man ist eben anders - kommt aus einem anderen Bundesland, ist natürlich und wohnt noch nicht schon immer im Ort. Der Pfarrer predigt sonntags vom Miteinander - trotzdem ist es oft ein Gegeneinander. "Wenn Sie mal sieben Jahre hier wohnen, können Sie sagen, Sie gehören dazu", wird der Mutter gesagt. Dabei ist doch das Miteinander so wichtig, neue Freunde, neue Kontakte. So kennt man es. Neue Menschen bereichern das Leben, neue Freunde bringen Schwung. Kinder und Erwachsene brauchen Freundschaften und Kontakte, nicht die Hänseleien und Prügeleien, die stattdessen oft genug vorkommen. So etwas prägt fürs Leben, Mutter, Tochter, Schwester, Vater und Bruder. Nach einigen Jahren fühlt man sich endlich angekommen. Woran es liegt? Ganz einfach, wahre Freunde sind gefunden, die füreinander einstehen, miteinander durch dick und dünn gehen, egal in welcher Lebenslage. Da ist es egal, ob man groß oder klein ist, Dialekt spricht oder nicht, schon immer dort wohnt oder nicht. So entstehen Freunde fürs Leben. Und der Ort, in den man einst gezogen ist? Er wird als Schlafplatz angesehen, mehr nicht.

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