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Donnerstag, 7. April 2016

Spann den Beckenboden an

Ich gebe es zu: Bis vor vier Jahren war mein zweiter Vorname Couchpotato und von irgendwelchen sportlichen Aktivitäten war ich in etwa soweit entfernt wie unser Nachwuchs vom Durchschlafen. Dann folgte der Motivationsschub, zwei Triathlon, Marbacher Gassenlauf, Halbmarathon und sonstige Sperenzchen. Den Halbmarathon in Paris habe ich mir dann doch geschenkt - im sechsten Monat und mit anhaltender Übelkeit war mir das doch etwas zuviel. Aber ich konnte es kaum erwarten, endlich wieder die Laufschuhe zu schnüren. Aber, aber, aber: Der Beckenboden! Von allen Seiten kommen Ermahnungen, Hinweise auf Tena Lady und die Gefahr, auf den Treppenstufen Pinkelflecken zu hinterlassen. Trotzdem: Ich habe ein Ziel vor Augen, nämlich den Marathon in Berlin in diesem Jahr. Wie ich als immer noch voll stillende Mutter mit einem selbstständigen Ehemann vier Trainingseinheiten pro Woche hinbekommen soll, weiß ich zwar auch noch nicht. Aber das ist ein anderes Thema. Erstmal heißt es wieder fit zu werden. Und natürlich den Beckenboden zu trainieren. Und wie ich den trainiere. Man kann den ja immer anspannen. Während man einen Blog schreibt beispielsweise. Oder das Spiel mit der Vorstellungskraft und einer Mandarine, während man an einer roten Ampel steht. Wahrscheinlich ist mein Beckenboden mittlerweile so stahlhart wie die Nerven einer Mutter, nachdem endlich der erste Zahn da ist. Erschüttern kann einen da ja nichts mehr. Nun gut, das Problem Beckenboden ist eine Baustelle. Aber wie geht man trainieren? Man beginnt mit einem Spaziergang - kleiner Tipp am Rande: Entweder man sucht sich ebenfalls kinderwagenschiebende Muttis oder freundet sich mit den Nachbarn an, die Hunde haben. Mit dem Baby in der Tragehilfe oder im Kinderwagen lernt man ganz schnell zu traben. Versucht doch mal, einem Deutschen Schäferhund hinterherzurennen, der gerade eine Erdscholle entdeckt hat und meint, es sei ein schöner, fetter Feldhase. Intervalltraining ist nichts dagegen. Man kann natürlich auch mit anderen Muttis morgens um 6 Uhr das Lauftraining absolvieren. Dann sollte allerdings der Ehemann mitspielen und nur zu freudig die Bespaßung des Sprösslings übernehmen (mit solchen Ideen warte ich daher noch ein bisschen). Idealerweise kann das Kind irgendwann endlich sitzen und da man natürlich die letzten Ersparnisse in den Kauf eines multifunktionalen Kinderwagens investiert hat, ist man stolzer Besitzer eines KinderwagenBuggyBabyjoggers mit integrierter Superfederung, Airbag und Seitenaufprallschutz. Damit kann der Feldweg unsicher gemacht werden. Unabhängig von Laufpartnern, mit denen es sich zwar angeregt tratschen lässt, deren Tempo sich jedoch dem Schneckentempo der einstigen Rennsau (ok, übertrieben) anpassen muss. Sind dann so Spontanideen wie eine Staffel beim mz3athlon, ein gemütlicher 10-Kilometer-Lauf bei den Courses de Strasbourg zu handfesten Plänen geworden, gilt es nur noch eines zu beachten: wer bespaßt das Kind? Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Superbaby kurz vor dem Start noch gestillt, dann dem Papa in den Arm gedrückt und wenn man endlich das Ziel erreicht hat, darf dieser nicht nur eine Champagnerflasche à la Formel 1 über der glücklichen und beckenbodenspannenden Muddi ausschütten, sondern gleichzeitig auch das Kind auf dem Arm jonglieren. Variante II heißt, dass man die Patentante mitnimmt. So kann Muddi rennen und Sohnemann wird abgeknutscht, geknuddelt und von vorne bis hinten bespaßt. Ob er eines Tages Knutschen mit Mama geht laufen verbindet, steht auf einem anderen Blatt.

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