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Donnerstag, 24. März 2016

Männerschnupfen - oder warum Frauen keine Zeit dafür haben, daran zu sterben

Heute mal ein Schwank aus dem Leben einer Gastautorin:
Fangen wir einmal damit an, was viele Frauen bereits wissen und eine beachtliche Anzahl Männer erstaunlicherweise sogar zugeben: Ein Männerschnupfen ist eine tödliche Krankheit. Aber wie sieht das eigentlich im Alltag einer ganz normalen Familie aus?

Ist der geliebte Mann und Vater an einem Schnupfen erkrankt, schleppt er sich verantwortungsbewusst trotzdem zur Arbeit, schließlich hat er zu Hause eine Familie zu versorgen (und vielleicht gibt es auf der Arbeit ein paar nette Kollegen, welche die Tragödie hinter dieser schlimmen Diagnose erkennen und solidarisch mitleiden).
Nach einem langen Arbeitstag kommt der Ärmste  dann nach Hause, legt sich aufs Sofa und ist der festen Überzeugung, dass er nur noch ein paar Stunden zu leben hat.
Sterbenskrank fragt er was es zu Essen gibt. Die fürsorgliche (Ehe-)Frau zaubert schnell eine kräftige Fleischbrühe mit Maultaschen, Nudeln oder Klößen, serviert diese auf dem Sofa und widmet sich weiter ihren alltäglichen Aufgaben im Haushalt und der Versorgung des Nachwuchses. Zwischendurch bringt sie dem Leidenden eine Packung Taschentücher, kocht ihm einen Tee, holt ihm Schmerztabletten aus dem Medizinschrank und reicht ihm die Fernbedienung, welche leider 10cm außerhalb der Reichweite des Armes liegt. Während der leidende Mann sich langsam in den Schlaf stöhnt und jammert, kümmert sie sich um das Abendessen für die Kinder und bringt diese anschließend ins Bett. Wenn die lieben Kleinen dann nach mehrmaligen zurück ins Bett bringen endlich schlafen, ist der leidende Mann wieder wach und stellt fest, dass die dringend benötigten Schmerztabletten leer sind. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, entweder hat die Frau noch einen eigenen Vorrat an Schmerzmitteln zu Hause oder aber sie setzt sich in ihr Auto und fährt kurzerhand in die Apotheke, um dort ein halbes Vermögen für Medikamente gegen Erkältung liegen zu lassen. Zurück am Krankenbett wird der Liebste mit den gewünschten Tabletten und erneut mit Tee, Taschentüchern, lieben Worten und Streicheleinheiten umsorgt. Sonderwünsche inklusive.
Wie durch ein Wunder überlebt der Göttergatte den Schnupfen tatsächlich und ist einige Tage später wieder ganz der Alte – bis zum nächsten Schnupfen...

Erstaunlicherweise erkrankt auch der männliche Nachwuchs bereits am tödlichen Männerschnupfen, während der weibliche Nachwuchs in krankem Zustand mit viel Schlaf und ein paar extra Kuscheleinheiten von Mama schnell wieder auf die Beine kommt. Typisch Frau eben – keine Zeit an einem Schnupfen zu sterben.

Ein exemplarischer Tag einer kranken Ehefrau und Mutter zweier Kinder:
Bereits am Abend zuvor stellt sie beim abendlichen Kuscheln auf dem Sofa fest, dass zu ihrer Erkältung nun auch noch leichtes Fieber dazugekommen ist.
Sie geht früh zu Bett, der Mann schaut weiter fern, wünscht ihr aber eine Gute Nacht und Gute Besserung. Er hat wahrgenommen, dass sie erkrankt ist. Am nächsten Morgen steht sie wie gewohnt auf und macht sich für die Arbeit fertig - sie möchte ihre Kollegen mit der Arbeit nicht alleine hängen lassen. Der fürsorgliche Ehemann erkundigt sich wie es ihr heute geht und wünscht auf ihre ehrliche Äußerung „beschissen“ erneut Gute Besserung, einen schönen Tag und geht zur Arbeit. Er weiß nun, dass es ihr noch nicht besser geht. Für sie geht die morgendliche Routine weiter, Kinder wecken, anziehen, fertig machen, Vesper für den Kindergarten richten, usw. Kurz vor der Arbeit wirft sie noch eine Schmerztablette ein, das Fieber sollte damit runter gehen und der Arbeitstag konzentriert zu bewältigen sein.
Nach Feierabend geht es schnellstens nach Hause. Haushalt ist jetzt erst einmal nebensächlich, ein bisschen ausruhen  muss sein. Das funktioniert wunderbar während die Kinder spielen. Zwischendurch muss man nur Streit schlichten, Spiele erklären, Getränke einschenken, das verschüttete Getränk vom Boden aufwischen, Apfel aufschneiden und ins Klo rennen zum „Mama, fertig!“-Popo putzen. 
Für den Nachmittag hatte der Große schon vor einigen Tagen ein „Play-Date“ ausgemacht. Kein Problem, ein Kind mehr oder weniger fällt nicht auf und tatsächlich klappt das Spielen deutlich ruhiger als zuvor. Mama spielt ein bisschen mit, um das Chaos überschaubar zu halten und geht anschließend in die Küche. Abendessen vorbereiten und ein bisschen putzen ist angesagt. Die Tablette vom Morgen wirkt schon lange nicht mehr, der Kopf dröhnt, der Hals schmerzt und die Temperatur steigt wieder. Egal.  Mittlerweile ist es 17:45 Uhr und der Liebste müsste bald nach Hause kommen. Alles gut in der Zeit, in 15 Minuten ist das Essen fertig, dann können die Kinder essen und das Gastkind kann pünktlich auf 18:30 Uhr – wie vereinbart – nach Hause gebracht werden. So der Plan. Genug Zeit, um noch schnell die Spülmaschine auszuräumen.
Plötzlich ein lauter Schlag und Klirren aus dem Büro. Kurzer Blick ins Wohnzimmer, alle Kinder sitzen brav und spielen – hier ist wohl alles in Ordnung. Die Schuldige kommt bereits wie von der Tarantel gestochen auf vier Pfoten und mit lautem „miau“ in die Küche geschlittert. Schnell ins Büro und nachschauen, was passiert ist. Die Katze hat die Kiste mit der Weihnachtsdeko vom Schrank geschmissen. Auf dem Boden verteilen sich nun kaputte Schneekugeln, Christbaumkugeln und andere Dinge. Alles ist nass und voller Scherben. Das muss gleich weg, bevor eins der Kinder hinein tritt. Bewaffnet mit Müllbeutel, Eimer & Lappen macht sich Mama daran alles wieder in Ordnung zu bringen. Zu Fieber, Kopf- und Halsschmerzen kommt nun noch eine Scherbe im Knie – schmerzt und blutet. Schnell zurück in die Küche, ein Pflaster holen, dabei fällt der Blick auf das Essen – scheiße angebrannt. Nächster Blick zur Uhr 18:15 Uhr – scheiße, scheiße, scheiße! Putzen muss warten, Kinder an den Tisch zum Abendessen. Eigentlich müsste der Göttergatte doch gleich da sein, dann könnte er das Gastkind nach Hause fahren oder zumindest mit dem eigenen Nachwuchs zu Hause bleiben und das Chaos der Katze weiter beseitigen. Kurzer Anruf, um die Lage zu checken. Auf die Frage, ob er denn zufällig gleich da ist kommt ein „Wir sind gerade noch ein Bier trinken!“ Danke fürs Gespräch. Der Liebste scheint bereits wieder vergessen zu haben, dass er eine kranke Frau zu Hause hat.
Also alle drei Kinder ins Auto und das Gastkind nach Hause fahren. Zurück zu Hause sind nun erst die Kinder dran, Schlafanzüge an, Zähne putzen, Pippi machen, ab ins Bett – wie gewohnt wird nicht gleich geschlafen. Da hat der Große noch was Wichtiges zu erzählen, die Kleine vermisst ihr Kuscheltier, dann weint sie, weil der Große sie ärgert und dieser hat nochmal Durst. Mit diesen Unterbrechungen dauert das Putzen im Büro doppelt so lange, und als dies endlich erledigt ist, schlafen die Kinder immer noch nicht. Die Erfahrung zeigt, wenn Mama zum Kuscheln kommt schlafen die Kids schneller ein. Also ab ins Ehebett. Ein Kind links, eins rechts, Licht aus. Nun bloß nicht selber einschlafen, vorne steht noch das ganze Geschirr und die Spülmaschine ist auch noch nicht fertig ausgeräumt.
Zwischenzeitlich kommt der geliebte Mann nach Hause. Wirft einen Blick ins Schlafzimmer grüßt, schmeißt sich aufs Sofa und schaltet den Fernseher an.
Als die Kinder endlich schlafen schleppt sie sich fix und fertig ins Wohnzimmer und berichtet von ihrem Tag. Er schaut sie mitleidig an und wirft ein, dass man merkt, dass sie krank wird, weil sie sich alles sehr zu Herzen nimmt und fragt im nächsten Atemzug, was es denn zum Abendessen gibt. Und ob sie es ihm zur Couch bringt. Während er sich dieses vor dem Fernseher schmecken lässt, räumt sie noch die Spülmaschine fertig aus und wieder ein und geht anschließend ins Bett schlafen. Das Fieberthermometer zeigt zu diesem Zeitpunkt über 39°C. Am nächsten Morgen um 7.00 Uhr sind die Kinder wach und der nächste ereignisreiche Tag für die Frau und Mutter beginnt. Ganz egal ob mit oder ohne Erkältung...

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