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Mittwoch, 24. August 2016

Dinkelmehl und Toffifee - von Gelüsten in der Schwangerschaft

Man sagt schwangeren Frauen ja nach, sie seien seltsam, hätte bizarre Anwandlungen und seien absolut unzurechnungsfähig. Jetzt, so ein Jahr nach der Geburt des Sommersprosses, lasse ich das mal ein wenig Revue passieren. Um mich herum sind gerade zudem gefühlt alle Freundinnen schwanger oder mit dem Kinderwahnsinn beschäftigt. Ich bin ja immer noch der Meinung, dass ich vollkommen relaxt und entspannt die 40 Wochen Schwangerschaft abgesessen habe. Nutella und Gurke in Kombination? Kaum denkbar. Doch, ein kleiner, ein winzigkleiner Schwächeanfall war es, der mich in der 37. SSW hinraffte. Es war unvorstellbar, dieses Bedürfnis am frühen Morgen. Ich wachte auf und hatte nur noch einen Gedanken: alkoholfreies Hefeweizen und Karamalz. Ich konnte diese Gelüste nicht unterdrücken, war nahe des Wahnsinns. Also schrieb ich dem Göttergatten eine SMS, er müsse mir unbedingt alkoholfreies Hefeweizen und Karamalz mitbringen. Sonst sterbe ich! Kaum, dass er abends die Haustüre aufschloss, stürzte ich mich auf den Korb mit den Flaschen. Problem gelöst. Ähnlich ging es Freundinnen von mir. Eine ist jetzt im neunten Monat und züchtet in ihrem Bauch wahrscheinlich ein Ökoweibchen heran. Dinkelmehl, Bioäpfel, Tofu und Kräuter aus dem Garten - die kleine, noch ungeborene, Maus erhält gesundes Essen via Mama in Massen. Doch es geht auch ein bisschen süßer. "Wie würde deine Tochter heißen, wenn sie nach deinen Gelüsten benannt worden wäre?", wurde eine Freundin mal gefragt. Popcorn. Genau, diese kleinen fluffigen Maisbällchen, die im Kino so eine tolle Sauerei veranstalten. In salzig und süß, verkleben alles, Pullover, Hände, Sitze- und schmeckt einfach wahnsinnig gut. Letzten Endes bin ich ganz froh, dass die Tochter einen anderen Namen erhalten hat und sich nicht mit Pumuckl in eine Reihe stellen muss (hat die Mama von Pumuckl den Film eigentlich die ganze Schwangerschaft über angeschaut? Anders kann ich mir diese Namensgebung nicht erklären). Oh und ein weiterer Fall von süßen Versuchungen. Die Steigerung von süß und klebrig nach Popcorn ist nämlich Toffifee. Zum Frühstück, zum Mittagessen, zum Abendessen - meine schwangere Freundin liebt die Nuss in Karamel. Ganz gemein: ihre beiden älteren Kinder bekommen nichts davon ab. Stattdessen gibt es für die beiden trockene Kekse. Währenddessen isst Mama Toffifee. Zuvor gibt es Leberwurstbrot. Die Mischung macht es. Verschmitzt erzählt sie mir, dass sie bei ihren beiden großen Kindern Lebkuchen vernascht hat. Die gibt es glücklicherweise bereits ab August und gefühlt bis Februar (Restposten müssen ja schließlich auch raus). Einer entspannten Schwangerschaft, die auch ihr Mann genießen konnte, stand also nichts im Wege. Naja, fast nichts. Es gab da so diesen einen Abend. Aber nur einmal. Ganz bestimmt. Da hatte sie Lust auf Döner. Schönes, saftiges Fleisch, im Fladenbrot, mit Salat, Gurke, Schafskäse und Peperoni. Das musste an diesem einen, wirklich, nur an diesem einen Abend sein. Unbedingt! Der treusorgende werdende Vater scheute also nicht, spätabends noch in das Auto zu steigen und beim Dönerladen des Vertrauens das Objekt der Begierde zu erwerben. Als er dann mit dem köstlich nach Knoblauchsoße und Dönerfleisch duftenden Paket nach Hause kam, öffnete meine Freundin das Paket, würgte und sagte: "Iss du, ich mag es nicht." Schwangere Frauen unberechenbar? Nö...

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