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Mittwoch, 13. Juli 2016

Ein Bad von Milch (und Honig)

Kleopatra hat es schon vorgemacht. Zumindest sagt man ihr nach, dass sie einst in Milch und Honig gebadet hat. Das soll die Haut wunderbar weich und seidig machen. Kein Wunder, dass auch heute noch alle möglichen Drogerieprodukte damit werben, eine zarte und geschmeidige Haut zu zaubern. Tja, ich brauche das alles nicht. Da gibt es (unfreiwillige) andere Möglichkeiten. Auch nach elf Monaten bin ich noch eine begeisterte Stillmuddi. Manchmal nervt es und ich träume vom Abstillen (insbesondere bei Beißattacken des Sommersprosses oder bei nächtlichem Dauerstillen), doch meistens ist es immer noch sehr praktisch. Shirt hoch und andocken. Fertig.
Heute hatte ich Ausgang. Richtig lang, nicht nur so popelige zwei Stündchen, um mal laufen zu gehen oder meinen Hintern in einer Besprechung platt zu sitzen. Nein, ich war in Ulm. Auf dem Landesposaunentag. Allein. Ohne den Sommerspross. Denn der hat sich mit seinem Papa einen Männertag gemacht. Sie haben den Onkel besucht, ein Fotoshooting gemacht und im Fußballdress (Sommerspross: Trikot. Papa: stilechtes Rippenshirt) die deutsche Nationalmannschaft angefeuert. So hatte jeder seinen Spaß. Der Sommerspross trank brav die Flasche und futterte Birne. Währenddessen füllte sich seine eigentliche Bar von Stunde zu Stunde mehr. Eine gefüllte Bar, der Traum eines jeden Mannes. Mit schier unendlichen Massen an edlen Tropfen. Kostenlos! Mit täglich wechselnden Geschmacksrichtungen. In diesem Fall eben die Milch. "Miiiiiiiilchiiiiiiiii", wie die Tochter einer meiner liebsten Freundinnen begeistert sagt. Doch so wie guter Wein in einer Bar irgendwann vielleicht doch verkommt, ist die Miiiiiiilchiiiiii irgendwann überreif. Beziehungsweise die Bar zu voll und kurz vorm platzen. Das machte sich bemerkbar, denn meine Figur ähnelte von Minute zu Minute eher einer Dolly Buster als mir. Statt Silikon aber mit ganz viel Milch gefüllt. Doch bis zum durstigen kleinen Mann waren es nach Veranstaltungsende noch rund 160 Kilometer, drei Staus und ein Fußballspiel im Radio. Dazu schmerzende Brüste, eine ungeduldige Autofahrmuddi und Gedanken, die nur noch ums Kind kreisten. Es wurde also Zeit, das Kleopatrabad im Auto einzulassen. Und die Milch lief und lief, das hellblaue Shirt wurde immer dunkler. Im Fünf-Minuten-Takt versuchte ich, den Druck zu mindern. Pustekuchen. Veräppeln lässt sich so eine Bar kaum. Die will den Sonmerspross. Genauso wie er den blöden Plastiknippel von der Flasche nur wegen des puren Überlebens in der neunstündigen Abwesenheit der Muddi beachtet.  Sie sind schon ein echtes Team, die Bar und ihr bester Kunde. Ich gehe davon aus, dass meine Haut nun seidig weich ist. Wie bei Kleopatra. Schließlich sind gefühlt mehrere Liter Milch zwei Stunden lang an mir herunter gelaufen. Traurige Verschwendung eigentlich. Mit Vollgas ging es nach Stauende endlich gen Heimat, wo ich schwungvoll die Auffahrt hochbretterte und zwei Minuten später das Shirt hochzog und der Sommerspross die Bar leerte. Dem Kleopatrabad den Stöpsel zog. Da freut man sich noch mehr auf das Kind.

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