Die ersten Worte eines Kindes merkt man sich immer. Ob nun Ball, Papa oder Katze - das erste Wort wird aufgeschrieben. Unermüdlich versuchen wir auch, unserem Sommerspross die Freuden der Sprache beizubringen. Selbstverständlich mit der Betonung darauf, dass es als und nicht wie heißt, der Fuß nicht nur Fuß ist, sondern auch Bein hat und der Dativ dem Genitiv sein Tod ist. Natürlich versteht der Sommerspross das schon alles und antwortet in grammatikalisch einwandfreien Sätzen, die nicht mehr mit Rotstift korrigiert werden müssen. Wenn da nicht die liebe Verwandtschaft wäre. Die tut ja auch alles, um dem Kind ebenfalls das Sprechen beizubringen. "Tick-tack gucken?", wird der kleine Knopf gefragt. Er sieht etwas ratlos aus und entgegnet dann vorsichtig, ob denn die Wanduhr von der Ururgroßmutter gemeint sei, die gerade 15 Uhr geschlagen hat. "Ja, Tick-tack", heißt es wieder. "Sommerspross gucken?" Er schüttelt verwirrt den Kopf, schlägt in seinem Wörterbuch Erwachsene-Kinder nach und liest: Bei unklaren Äußerungen erwachsener Menschen einfach nicken, brabbeln und fröhlich glucksen. Wird der Sommerspross am Ende eines solchen Besuches abgeholt, wundert sich die stolze Mama natürlich, warum die sorgsam eingebleute deutsche Sprache wieder auf Normalnull gesunken ist. Ähnliche Szenarien spielen sich bei anderen Verwandten ab. Man möchte mit dem Sommerspross spazieren gehen. Es geht immerhin um den täglichen Bedarf an Vitamin D, der unbedingt gedeckt werden sollte. "Teita gehen?", wird der Sommerspross gefragt. Der steht etwas ratlos in der Weltgeschichte herum und fragt sich wahrscheinlich, mit welchen sprachlichen Faux-Pas er nun konfrontiert wird. "Oder ata?", wird die Frage noch ein wenig ausformuliert. Das Wörterbuch sagt dem Sommerspross, dass Ata in der Regel ein Putzmittel ist, um Waschbecken im heimischen Badezimmer wieder strahlend rein zu wienern, unter Umständen und bei besonders schweren Fällen sprachlicher Verwirrtheit erwachsener Personen auch ein Synonym für Spaziergang ist. Dem Sommerspross raucht der Kopf. Immer diese Simultanübersetzung im Kopf. Und das noch ohne abgeschlossenes Hochschulstudium. Daher hofft der Sommerspross, dass die sprachlichen Defizite der Erwachsenen in seinem Umkreis zumindest bis zu seiner Einschulung passé sind und seine neuen Schulfreunde zumindest mit einem ganz normalen "Moin Moin" und nicht "Dutzi dutzi" begrüßt werden. Ein bisschen Hoffnung besteht ja noch.
Vorsorge, Ultraschall, Geburtsvorbereitungskurse, Hebammensuche und ein angepasstes Leben mit scheinbar notwendigen Tests. Wer glaubt, dass Kinderkriegen in der Moderne so einfach ist, könnte auf ungeahnte Schwierigkeiten stoßen...
Sonntag, 26. Februar 2017
Sonntag, 19. Februar 2017
Kostenfrage
Es ist ein wunderschönes Gefühl, Eltern zu werden. Gemeinsam eine
Geburt miterleben zu dürfen, dann das kleine Würmchen im Arm zu halten,
die ersten Wochen, Monate und Jahre zu sehen, wie das Kind größer wird,
erste Geburtstage feiern, Pflästerchen auf aufgeschrammte Knie zu
kleben, aber auch mal an die erzieherischen Grenzen zu kommen.
Trotzphasen, Essen-Verweiger-Phasen, schlaflose Nächte - das alles macht
man gemeinsam durch. Auch heute gucke ich wieder in den Spiegel und
sehe außer dunklen Ringen unter den Augen nur eine nicht vorhandene
Frisur und neben mir eine Tafel Frustschokolade liegen, um den Tag zu
überstehen. Trotzdem: wir haben einen glücklichen Sommerspross und
versuchen so gut es geht, unserem Kind eine gute Erziehung zukommen zu
lassen. Gemeinsam! Ich bin eher der Bad Cop und ein bisschen strenger,
der Göttergatte (und momentaner Alleinverdiener) nutzt die Zeit, die er
mit seinem Sohn hat und macht auch mal eine halbe Stunde Quatsch mit dem
Sommerspross. Wir besprechen viel zusammen, sind uns nicht immer einig,
aber schließen Kompromisse - mal mehr und mal weniger zähneknirschend.
Wie es eben so ist. Wenn ich mich gerade aber oder auch in den
vergangenen Jahren schon in meinem Freundeskreis umhöre und umgehört
habe, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Ja, in unserer heutigen
Zeit gibt es viele Scheidungen, viele Beziehungen gehen auseinander. Ich
kenne ein Elternpaar, das kein Paar ist, die aber trotzdem zusammen
wohnen, um dem gemeinsamen Kind Eltern zu sein. Auch hier sind
Kompromisse gefragt, aber um des Kindes Wohle wollen sie diese Art von
Elternmodell durchziehen. Da sie sich super verstehen, ist das ein kein
Problem. Doch eher traurige Nachrichten liest man jeden Tag in der
Presse, auch im nahen Umfeld gibt es Streitereien. Es ist ein Tauziehen
ohnegleichen. Anstelle des Seiles sind jedoch die Kinder diejenigen, an
denen herumgezerrt wird. Besuchsverbote sind nicht nur eines, ich habe
schon von Reisepässen gehört, die nicht heausgegeben wurden, sodass ein
Urlaub nicht stattfinden konnte. Verschlossene Türen, wenn die Kinder
abgeholt werden sollten oder - und das ist fast am schlimmsten:
Lügengeschichten, die den Kindern über das andere Elternteil erzählt
werden, damit es von sich aus den Umgang verweigert. Elternteile, die
ihre Kinder nicht sehen können, außer im Beisein des Anderen. Kinder,
die immer nur mitbekommen, wie sich ihre Eltern streiten. Kinder, die
verzweifelte Elternteile vor sich haben. Kinder, die nicht verstehen,
warum Mama und Papa sich nicht mehr lieb haben. Kinder, die den
geliebten Papa oder die geliebte Mama nicht sehen dürfen, weil es einem
gerade nicht in den Kram passt. Kinder, die als Machtmittel benutzt
werden. Mal begreifen beide Elternteile nicht, was sie damit anrichten,
mal ist es nur ein Elternteil, der auf stur schaltet, weil er dem
anderen eins auswischen möchte. Aber ganz ehrlich: Ist euch eigentlich
bewusst, wem ihr damit schadet? Dem Ex-Partner? Oder vielleicht doch am
allermeisten dem eigenen Kind oder den eigenen Kindern? Wenn Kinder nur
miterleben, dass negativ über Mama oder Papa gesprochen wird? Wenn sie
das geliebte Elternteil nicht sehen dürfen, weil einer oder eine es
verbietet? Versteht das ein Kind, besonders wenn es noch klein ist? Oder
zum Kuckuck: Ist denjenigen, die ihr Kind absichtlich einem solchen
Stress aussetzen, eigentlich klar, was sie damit anrichten? Ja, eine
Beziehung kann zerbrechen. Aber denkt doch mal gefälligst an eure
Kinder, bevor ihr eure Machtspielchen auf Kosten des eigenen Nachwuchses
austragt.
Samstag, 4. Februar 2017
Aus dem Leben eines Sommersprosses Teil III
Mama hat mich wieder auf einen Lehrgang mitgenommen. Anscheinend war
ich dort letztes Jahr auch schon. Ganz dunkel erinnere ich mich an das
viele glitzernde Blech, auf dem ich immer noch nicht rumtrommeln durfte.
Schade! Morgens fing alles mit einem Frühstück an. Das war mir meistens
egal, denn ich spielte am Tisch am liebsten mit meinem Traktor. Oder
las aus meinen Bilderbüchern vor. Je nachdem, ob mir gerade wieder einer
der Erwachsenen (!!!) meinen Traktor geklaut hatte oder nicht. Vor
allem die Männer waren da ganz heiß drauf. Haben die als Kind keinen
Traktor gehabt? Komische Bezeichnungen haben die dort für meinen Traktor
gehabt, einer sagte "Schlepper", manchmal klang es auch wie
"Schlebbaaaaa", andere sagten "Bulldog". Naja, hauptsache, ich bekam
meinen Traktor wieder, wenn die großen Kinder ausgespielt hatten. Nach
dem Frühstück fuhr ich meistens auf meinem BobbyCar mit Mama zusammen in
einen anderen großen Saal. Eine Stunde lang stand dann vorne jemand und
erzählte uns etwas. Besonders viel habe ich davon nicht verstanden,
viel schöner war es, wenn alle miteinander gesungen haben. Dann und wann
kommentierte ich natürlich auch. Immer nur zuhören geht ja gar nicht,
das kann Mama auch nicht. Laut und deutlich warf ich ab und zu mein
neues Lieblingswort in die Runde: "Traktooooor." Oh und ab und zu hat es
mich in der Windel gezwickt. In besonders ruhigen Momentan erzählte ich
laut und deutlich, dass ich gerade Pipi gemacht habe: "Pipi! Kloooo."
Ansonsten blätterte ich durch meine Bücher, ließ den Traktor und den
Bagger fahren und kuschelte mit Mama. Richtig spannend wurde es etwas
später. Alle waren in kleine Gruppen aufgeteilt, Dirigiergruppen waren
das. Was das sein sollte? Keine Ahnung. Immer abwechselnd stand einer
vorne, wedelte mit den Armen rum und der Rest der Gruppe spielte dazu
mehr oder weniger schöne Töne. Manchmal waren es auch viel weniger
schöne Töne. Aber das darf ich nicht laut sagen, sonst lässt Mama mich
bestimmt nicht mehr mit ihrem silbernen Blechdings spielen. Oh, das ist
so toll. Mundstück draufstecken, runternehmen, drauf, runter,...
Gestritten haben wir uns nur, wenn sie wieder Krach damit machen wollte,
ich aber mit dem Spielen noch nicht fertig war. Besänftigt wurde ich
dann mit meinen kleinen Crackern. Mamas Kumpel, der auch so ein
Blechdings spielt, sagte immer "Frolic" dazu.
In der Gruppe wurde übrigens auch gefilmt. Aber immer nur der, der gerade wie wild vorne mit den Armen rumfuchtelte. Nach einiger Zeit sahen sich alle das Video an. Ich wurde nie gefilmt! Das fand ich ziemlich schade und fuhr daher ab und zu mit meinem BobbyCar ins Bild, drehte eine Schleife und fuhr wieder zurück. Mein BobbyCar war sowieso das Highlight. Am Ende des Lehrgangs konnte ich damit eine Rampe runtersausen, und Mama musste mich wieder hochschieben. Wenn wir morgens ankamen, stand das BobbyCar aber nie dort, wo ich es abends geparkt hatte. Ich glaube ja, dass es auf dem Lehrgang ganz viele Menschen gab, die in ihrer Jugend nicht BobbyCar-fahren durften. Das mussten sie in der Woche mit meinem Auto nachholen. Naja, es blieb zum Glück heile.
Geschlafen habe ich tagsüber in einem Raum, in dem es immer ein bisschen nach Kerzen roch. Dort war eine richtig ruhige Atmosphäre. Außer mir schliefen dort auch Liederbücher, ein Kreuz und dann und wann kamen andere Leute rein, die kurz verweilten, mich aber schlafen ließen. Mama sagte dazu, es sei kein Wunder, in der Kirche schlafen wohl die meisten Leute am besten. Danach durfte ich ganz oft Kaffee kochen. In der Tagungsstätte gab es nämlich einen Automaten, der zischte und schäumte und ordentlich Krach machte. Nicht so ein langweiliges Ding mit Kapsel wie Zuhause. Knöpfchen drücken und schon kamen die tollsten Sachen zustande. Bei 80 Teilnehmern auf dem Lehrgang kam ich ganz schön ins Schwitzen. Was trinken die denn auch soviel Kaffee? Waren die etwa müde? Nachts sollen die schlafen. Mama erzählt immer, dass man hier nachts nicht soviel schläft. Stattdessen werden Schwarzwurst und Zwiebelsalat gegessen, ganz viele Flüssigkeiten getrunken (die für mich wohl noch tabu sind. Ich durfte da nie dabei sein! Unverschämtheit) und geredet, geredet, geredet. Irgendwann, wenn ich mal groß bin, dann mache ich da auch mit. Ich werde komisch mit den Händen wedeln, so ein eigenes, glitzerndes Blechding haben und nachts meinen Senf dazugeben. Ich freue mich schon!
In der Gruppe wurde übrigens auch gefilmt. Aber immer nur der, der gerade wie wild vorne mit den Armen rumfuchtelte. Nach einiger Zeit sahen sich alle das Video an. Ich wurde nie gefilmt! Das fand ich ziemlich schade und fuhr daher ab und zu mit meinem BobbyCar ins Bild, drehte eine Schleife und fuhr wieder zurück. Mein BobbyCar war sowieso das Highlight. Am Ende des Lehrgangs konnte ich damit eine Rampe runtersausen, und Mama musste mich wieder hochschieben. Wenn wir morgens ankamen, stand das BobbyCar aber nie dort, wo ich es abends geparkt hatte. Ich glaube ja, dass es auf dem Lehrgang ganz viele Menschen gab, die in ihrer Jugend nicht BobbyCar-fahren durften. Das mussten sie in der Woche mit meinem Auto nachholen. Naja, es blieb zum Glück heile.
Geschlafen habe ich tagsüber in einem Raum, in dem es immer ein bisschen nach Kerzen roch. Dort war eine richtig ruhige Atmosphäre. Außer mir schliefen dort auch Liederbücher, ein Kreuz und dann und wann kamen andere Leute rein, die kurz verweilten, mich aber schlafen ließen. Mama sagte dazu, es sei kein Wunder, in der Kirche schlafen wohl die meisten Leute am besten. Danach durfte ich ganz oft Kaffee kochen. In der Tagungsstätte gab es nämlich einen Automaten, der zischte und schäumte und ordentlich Krach machte. Nicht so ein langweiliges Ding mit Kapsel wie Zuhause. Knöpfchen drücken und schon kamen die tollsten Sachen zustande. Bei 80 Teilnehmern auf dem Lehrgang kam ich ganz schön ins Schwitzen. Was trinken die denn auch soviel Kaffee? Waren die etwa müde? Nachts sollen die schlafen. Mama erzählt immer, dass man hier nachts nicht soviel schläft. Stattdessen werden Schwarzwurst und Zwiebelsalat gegessen, ganz viele Flüssigkeiten getrunken (die für mich wohl noch tabu sind. Ich durfte da nie dabei sein! Unverschämtheit) und geredet, geredet, geredet. Irgendwann, wenn ich mal groß bin, dann mache ich da auch mit. Ich werde komisch mit den Händen wedeln, so ein eigenes, glitzerndes Blechding haben und nachts meinen Senf dazugeben. Ich freue mich schon!
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