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Dienstag, 8. November 2016

Abenteuer auf dem Feldweg

Der Spaziergang, ach ja. Noch vor einem dreiviertel Jahr haben wir Muddis keuchend unsere Kinderwägen die umliegenden kleinen Hügel hoch- und wieder runtergeschoben. Ziemlich ausdauernd haben wir dabei geschnattert, uns über Windelinhalte, Nächte, Babygebrabbel und dergleichen unterhalten. Währenddessen lagen unsere Sprösslinge im Wagen und haben vor sich hingeschnarcht. Wir genossen die Sonnenstrahlen, quatschten uns den Mund fusselig über Gott und die Welt, ächzten, wenn es den Berg hinaufging, hielten dann und wann an, wenn ein Spross an die Milchbar wollte und hatten eine ziemlich entspannte Spaziergangsrunde. Spätestens, seitdem unsere nunmehr als Kleinkinder bezeichneten Nachkommen den Kinderwagen endgültig aufgrund von Größe und Gewicht oder sonstigen Entwicklungsschüben (wie "Hallo, ich seh nix! Setz mich gefälligst hin) verlassen haben, ist es damit vorbei. Jetzt geht man nachmittags auf den Spielplatz. Rutschen, schaukeln, sandeln - das ist so spannend. Wir Muddis rufen uns alle paar Minuten den neuesten Klatsch und Tratsch zu, während wir versuchen, unser Kind von einer Nahtoderfahrung an der Rutsche abzuhalten. Wenn die Kinder ausgespielt haben, nutze ich die Chance, packe den Sommerspross noch in den Buggy und wir schaukeln los, Richtung Feldweg. Damit ich außer Auf-Die-Rutsche-Hieven und Auf-Der-Schaukel-Festhalten noch ein bisschen andere Bewegung bekomme. Das funktioniert auch ganz gut. Zumindest ungefähr 300 Meter weit. Dann beginnt der Sommerspross in der Regel zu randalieren. Soll heißen: er winkt mit den Armen, versucht, die Anschnallgurte des Buggys zu umgehen und sich auf den Feldweg zu stürzen. Immer nur sitzen ist ja schließlich langweilig. Also anhalten und alles aussteigen bitte. Jetzt beginnt der richtige Spaß beim Spaziergang. In weiser Voraussicht überzeuge ich meinen Sohnemann, dass wir wieder in Richtung Heimat laufen. Das funktioniert auch ganz gut. Etwas schwieriger ist das Tempo und die Wahl der Strecke, die wir beim Heimweg einschlagen. "Dadadada", juchzt er fröhlich vor sich hin. "Tatze!" Freudestrahlend zeigt er auf eine kleine Ameise, die schwer bepackt den Feldweg kreuzt. "Tatze" ist für ihn so ziemlich jegliches Getier, das ihm über den Weg läuft, kriecht oder fliegt. Wir arbeiten dran! Jedenfalls wird nun erstmal der Weg der Ameise begutachtet. Sohnemann geht in die Hocke und staunt, wie schnell die Ameise über den Feldweg rennt. Doch was ist dahinten? Da ist ja noch etwas viel Spannenderes! Nämlich Brennnesseln. Wieselflink steuert der kleine Mann auf das grüne Gewächs zu. Nur mit Mühe und Not kann ich ihn davon abhalten, sich in die Brennnesseln zu stürzen. Der Wutanfall wird billigend in Kauf genommen, ein Bad in den Brennnesseln wäre vermutlich noch lauter. Mit einem Mal brummt es über unserem Kopf. Ein Hubschrauber dreht seine Kreise. "Oäoäoäoäoä", macht mein Sohn. Eigentlich meint er damit Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen. "Nein, das ist ein Hubschrauber", versuche ich ihm zu erklären. "Dagga", antwortet er verständnisvoll. "Nein, auch kein Bagger", erläutere ich weiter. "Dadadada." Hm. Ja. Ok. Wir üben morgen weiter. Der Sommerspross hat wieder etwas entdeckt, denn uns komm ein weiterer Spaziergänger mit seinen Hunden entgegen. "Tatze", juchzt der kleine Mann voller Vorfreude. Ich halte ihn davon ab, auf die Hunde zuzustürzen und liebevoll an ihren Lefzen zu ziehen. Ich weiß ja nicht, ob sie auch so grobmotorisch sind. Die Hunde juckt das lachende Kind nicht und stolzieren einfach an uns vorbei. Geschickt lenke ich Söhnchen mit etwas Neuem ab. Er könnte ja mal den Buggy schieben! Mit Feuereifer ist er dabei. In Schlangenlinien schleichen wir weiter. Auf den folgenden Metern werden wir nur von bunten Blättern, Ameisen, Vögeln und dergleichen aufgehalten. Bis endlich die Krönung des Spaziergangs lauert: eine große Pfütze. Dummerweise stellt sie sich schnell als eine Güllelache heraus. Bevor ich reagieren kann, liegt der Sommerspross schon drin. Alles klar, heute Abend wird gebadet... Nach dem Bad in der Pfütze habe ich das Gefühl, dass Fliegen um unsere Köpfe kreisen. Nix wie heim. Aber der Sommerspross ist glücklich. Die Mama hingegen brotfertig. Weiß gar nicht, warum...

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