Seiten

Freitag, 9. Dezember 2016

Karussel und Kinderpunsch

Bei all der ganzen Weihnachtsstimmung habe ich etwas absolut wichtiges vergessen: die Weihnachtsmärkte! Unter Mistelzweigen spazieren gehen, leckere Maroni mampfen, Glühwein trinken und liebevoll handgearbeitete Weihnachtsgeschenke kaufen. Jaja, so sieht es in den Fantasien von Eltern aus. Nach dem Besuch von drei Weihnachtsmärkten in diesem Jahr (und es sind noch einige Tage bis Heiligabend), haben wir die erstem Fehler verbessert und sind zu grandios organisierten WeihnachtsmarktMitKindBesuchern geworden. Beispiele gefällig?
Der erste Weihnachtsmarkt war die Hölle. Ich hätte mir ja denken können, dass der Sommerspross bei so vielen fremden Menschen, die ihm abwechselnd die Mütze auf dem Kopf neu sortieren wollen, dutzidutzi machen oder einfach nur doof starren, die Krise bekommt und lieber auf dem Arm getragen wird als im Buggy zu sitzen. Wohlgemerkt: nur auf meinem Arm. Der wahrscheinlich bequemere und kräftigere Arm eines Onkels, der dabei war, wurde konsequent abgelehnt. Den Buggy haben wir also lediglich als Rammbock benutzen können. Nun gut, hat seinen Zweck damit auch erfüllt. Auf die Frage, ob der Sommerspross eigentlich auch Glühwein in seiner Tasse hat, antwortete meine Freundin, die dabei war: "Ja klar. Dann schläft er besser." Ich verbesserte sie und ergänzte, dass es Feuerzangenbowle sei. Großes Gequengel gab es am Karussel. Nicht nur, dass unsere Ohren mit Weihnachtsliedern vom Allerfeinsten gefoltert wurden, nein, der Sommerspross wollte unbedingt mitfahren. Nächstes Jahr, versprochen (dann kann er alleine fahren und wir trinken einfach, bis wir uns auch im Kreis drehen). Auf dem zweiten Weihnachtsmarkt hatte der Sommespross schon mehr Spaß. Mit großer Freude rannte er über eine aufgebaute Bühne, ich natürlich immer hinterher, Bühen hoch, Bühne runter, hinter die Hütte, wieder nach vorne. Als dummerweise ein Musiker seine Equipment aufbauen wollte, war der Spaß zuende. Nein, ich schlage mein Kind nicht, liebe andere Besucher. Er brüllt nur so, weil er seinen Willen nicht bekommt. Nehmen Sie doch Oropax, das soll helfen. Mit einer Waffel konnte ich ihn dann für einen Augenblick wieder besänftigen, der Kinderpunsch aus der Tasse (ganz wichtig! Nicht die doofe Flasche, nein eine Tasse muss es sein) tat sein übriges. Nach einer Stunde hatte er die Schnauze voll vom Gewimmel und wir traten den Heimweg an. Für den dritten Weihnachtsmarkt waren wir noch besser vorbereitet. Mit dabei: Sommerspross, meine Wenigkeit, eine Freundin sowie ihre kleine Tochter. Anfangs saß der Sommerspross im Buggy. Als ihm das Gewimmel der Leute zuviel wurde, die heiße Schokolade (mit Sahne!) leer war und er auch nicht mehr umherlaufen wollte, wechselten wir einfach durch: Sommerspross in die Trage auf den Rücken, das andere Mädchen mit den numehr müden Beinchen saß strahlend im Buggy und mampfte Nutella-Crêpes. Dazwischen immer wieder das begeisterte "Da" des Sommesprosses, wenn er einen Bagger, Kran oder eine Taube gesehen hat. Vor lauter Freude rammte er mir dann jedes Mal zappelnd die Beine in die Seite. Gelobt sei die dicke Winterjacke! Für uns war das der erfolgreichste Markt: jeder was gegessen und getrunken, im Kitsch herumgewühlt, schräge Weihnachtslieder eines einsamen Trompeters gehört, die Finger ein wenig eingefroren und nach eineinhalb Stunden Lichterglanz und besoffener Fröhlichkeit der anderen Besucher suchten wir als Weihnachtsmarktvollprofis entspannt das Weite.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen