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Dienstag, 4. Oktober 2016

Babysitterblues

Ab und an hat Muddi Ausgang. Wenn der stolze Papa dann nicht dabei ist, da Muddi mit Kind in einer anderen Stadt weilt, sind die dortigen Babysitter gefragt. Derer gibt es genügend, nach einer kurzen Kennenlernrunde, bei der der Sommerspross mit Spielen à la "Wir kochen Kaffee" und Teddybären aus der Kindheit des Sitters seine Berührungsängste verliert, geht Muddi ganz entspannt mit einer anderen Freundin sporteln. Die Zeit des Sitters vergeht wie im Flug. Der Sommerspross wird ganz einfach ins samstägliche Haushaltsgeschehen mit einbezogen. Beim Wäsche waschen ist er ganz vorne mit dabei. Die schlaue Babysitterin hat, um das Kind zu beschäftigen, zweimal den Kurzwaschgang betätigt. So kann der kleine Mann mehrmal Knöpfchen drücken. Als er endlich die Wäsche mitaufhängen darf, schleudert er auch gekonnt Socken, Shirts und Schlüppis über die Wäschespinne. Beziehungsweise versucht es, die nassen Wäschestücke mehr oder weniger professionell irgendwo aufzuhängen, wo sie auch hängen bleiben. Bei einer Körpergröße von knapp 80 Zentimetern und einer Wäschespinnenhöhe von einem Meter und 20 - kann man sich gut vorstellen, wo die Schlüppis und Socken tatsächlich gelandet sind. Aber der Sommerspross ist zufrieden. Mit Feuereifer ist er außerdem beim Blumengießen am Start. Er gießt alles, seine Füße, die Blumen, den Boden, auch wenn kein Wasser mehr in der Kanne ist. Er kichert und lacht so laut, dass es sogar die sportelnde Muddi samt Freundin im nächsten Stadtteil hört. Doch auch Streit zwischen Babysitter und Sommerspross kommt vor. "Ich habe ihm erklärt, dass es nicht so gut ist, wenn man mit dem Schlüssel in der Steckdose rumpopelt", berichtet mir die Babysitterin nachmittags. "Da haben wir uns ein wenig gestritten." Letztendlich musste der Sommerspross aber einsehen, dass er den Berufswunsch Elektriker noch einige Jahre aufschieben muss. Als der Sommerspross müde wird, kuschelt sich die Babysitterin mit ihm samt einiger digitaler Schlümpfe auf die Couch und schwupps, ist das Kind eingeschlafen. "Psst, das Kind schläft", bekommt Muddi zu hören als sie mit einstündiger Verspätung abgehetzt und mit schlechtem Gewissen endlich eintrifft. Da der ganze Spaß so gut lief, geht Muddi am darauffolgenden Tag nochmal auf die sportliche Piste und startet mit ihrer Grundschulfreundin beim Lauf. Die Babysitterin macht sich dann mitsamt Sommerspross auf, um die Sportskanonen anzufeuern. Der kleine Mann macht tapfer mit, er matscht Brezel, füttert damit seine Babysitterin, klaut anderen Kindern auf den Spielplatz den Bagger und freut sich wie blöd, als Muddi wieder da ist. Auch die Babysitterin ist zufrieden. Ihre wichtigste Erkenntnis der beiden Tage: 15 Anrufe in Abwesenheit, 20 ungelesene Nachrichten - sie wird nie wieder auf Muddis schimpfen, die nicht erreichbar sind. Denn zwischen Windeln wechseln, duschen mit Kind, Katze vor Kind beschützen, Muddi anfeuern und Buggy schieben auch noch ein Handy bedienen? Unmöglich! Und der Sommerspross? Der vermisst seine Babysitterin ...

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