Seiten

Montag, 15. Februar 2016

Ein Babypuzzle

Liebe Mama, lieber Papa, liebe Verwandte, liebe Freunde von Mama und Papa,
Ich freue mich wirklich, dass ihr so viel für mich tut. Und dass ihr mich genauso glücklich macht wie ich euch. Ein bisschen was muss ich euch aber auf den Weg geben. Es ist wirklich hochspannend zu hören, wie ich aussehe. Oder wie ich mich verändere. Ich gebe zu, ich verändere mich noch viel. Als ich auf die Welt kam, hatte ich wirklich viel Ähnlichkeit mit einem zerknüllten Stück Papier. Aber natürlich, die Hautfarbe, die kam von Papas Seite. Nämlich etwas dunkel. Meiner Meinung nach war das nur Schmutz. Schließlich wurde ich zwar gezeugt, aber neun Monate lang nicht gebadet. Ihr wascht euch doch täglich, oder? Da kann es doch gut sein, dass sich unter meinem Teint doch Mamas vornehme Blässe verbirgt, wenn ich nach langem Warten endlich in die Wanne darf. Von Mama habe ich angeblich auch das Kinn und die Nase. Ja, was hat sie dann an den Stellen? Löcher? Seltsam. Ich finde, Mama sieht noch ganz normal aus. Und ganz klar, die Augenpartie war mal die von Opa. Aber der ist doch so viel älter als ich. Ich bin doch noch so klein. Und nicht faltig? Oder doch? Meine Augen habe ich mal von der Uroma, mal von Mamas Bruder, mal von Papas Bruder. Einigt euch mal bitte auf etwas. Wahrscheinlich bin ich ein einziges großes Puzzle. Papas Augenpartie, Mamas dicke Schenkel (die hatte sie als Baby auch. Meine Oma befürchtete daher, Mama kriegt nie einen Mann. Pustekuchen!)... so gehen die Vergleiche weiter. Wahrscheinlich habe ich Tante Ernas Augenbrauen, Onkel Kurts Wimpern, den Bierbauch vom entfernten Schwippschwager der Cousine eines angeheirateten Onkels, die Ohren von Dumbo und den Humor von meiner Uroma aus Norddeutschland. Also so eine Art 1000-Teile-Puzzle, bei dem etwas fehlt. Nämlich das Quentchen "Ich bin ich".
Es grüßt euch ganz lieb,
Euer Kind

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen